Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi
die darauf geachtet hat, dass Weis an diesem Abend bei ihr und nicht im Weis.Zentrum war. Moylen, die so getan hat, als hätte sie Weis bei der Bombendrohung ertappt und aus Sorge um Buch und Verlag darüber geschwiegen. Berger, der einige Minuten mit Moylen allein sein wollte, bevor sie ihre Show abgezogen hat. Dass ich nie klar überlegt habe, nur weil ich den manipulativen Guru nicht leiden kann. Der jetzt mein Lebensretter ist. Daran will ich gar nicht denken.
Wir gehen Richtung Recyclinganlage, Oskar hält Carmens Hand, sieht sich nach mir um, nimmt mit seiner anderen Hand meine. Ich werde Carmen also doch noch fragen können, warum sie sich als Kind der Stiller-Dynastie ausgegeben hat. Sehr gut. Wir müssen ihre Mutter verständigen.
Berger steht in Handschellen zwischen zwei Polizeibeamten in Uniform. Es würde die Handschellen nicht brauchen, da bin ich mir sicher. Mira, du bist dir sicher! Das ist der Witz des Tages, bei alledem, was du falsch verstanden und falsch interpretiert hast.
„Ich hab mir einfach nicht gedacht, dass Sie hinter allem stecken könnten“, sagt Carmen zu Berger und sieht ihn an wie ein kleines Mädchen, das erkennen muss, dass manchmal auch der Kasperl kein Guter ist.
„Weis ist es“, sagt Berger. „Ich wollte euch bloß vor ihm retten.“
„Vielen Dank auch“, erwidert Carmen. „Sie wollten mich verhungern lassen.“
„Nie!“, schreit Berger.
„Wo ist Franziska Dasch?“ Das ist die Stimme von Verhofen.
Berger lacht. Er lacht. Alle starren ihn an. „Sie ist in Südamerika. Genauer gesagt in einem kleinen Urlaubsort am Meer, in Brasilien. Sie hatte genug. Sie musste dringend weg. Sie hatte genug von Weis und sie hatte genug von ihrem Mann.“
„Und Sie haben es inszeniert“, sagt Zuckerbrot.
„Weis hat damit gedroht, das Rathaus zu sprengen. Er hat es einfach getan, um zu sehen, wie die Menschen auf eine Bombendrohung reagieren. Und um ein Kapitel mehr für sein lächerliches Buch zu haben. Franziska Dasch hat sich gewundert, was Weis so weit weg vom Saal gesucht hat. Sie hat ihn gefragt. Und er hat gesagt, sie solle lieber den Mund halten, sonst zeige er ihrem Mann ein interessantes Bild von ihr. Franziska Dasch war am Boden. Er hat sie nackt fotografiert. Sie war in ihn verliebt, zumindest hat sie das bis zu diesem Augenblick geglaubt. Das haben sie alle geglaubt. Sie hat ihm vertraut. Nur dass Weis in einer Hinsicht Pech hatte: Sie hat ihren Mann nicht mehr ertragen, jetzt hatte sie Gelegenheit, beiden eins auszuwischen. Ich habe sie bloß dabei unterstützt.“
„Und alles so gedreht, dass Weis in Verdacht kommt“, sage ich. Da fällt mir etwas ein. „Wenn Sie tatsächlich geglaubt hätten, dass Weis hinter der Bombendrohung steckt, hätten Sie Franziska Dasch beschworen, zur Polizei zu gehen. Dann wären Sie Weis los gewesen.“
Berger starrt mich böse an. „Wer hätte ihr denn geglaubt? Einer überspannten Fabrikantengattin? Wer hätte denn mir geglaubt? Dem Hausdiener im Schatten des Fernsehguru?“
„Es war Ida Moylen. Ihr Plan war, Weis für die Bombendrohung und für das Verschwinden von Franziska Dasch vor Gericht zu bringen. Ida Moylen hat ihn gehasst, weil er ihr Vertrauen missbraucht hatte. Sie haben ihn gehasst …“, erwidere ich.
Ich habe ihn bis jetzt nicht wahrgenommen. Weis. Er steht neben einer Polizeibeamtin. Er hebt die Hände, ich glaube es nicht, will dieser Vollidiot uns segnen? Er lässt sie wieder fallen. Wirkt mit einem Mal hinreichend hilflos. Nur seine Glatze spiegelt im Mondlicht. „Es kann schon sein, dass ich Franziska Dasch das Foto gezeigt habe“, sagt er dann mit leiser Stimme. „Ida hat sie aufgehetzt. Ich konnte nicht zulassen, dass Franziska falsche Gerüchte verbreitet. Aber sie hat auch Ida gesehen, draußen vor dem Saal. Ich habe viel zu spät begriffen, was das bedeuten kann. Franziska war wütend auf mich und wütend auf ihren Mann. Und sie hätte für Ida und Berger zum Risiko werden können. Ich weiß nicht, ob sie wirklich in Südamerika ist.“
Berger schüttelt spöttisch den Kopf. „Ich habe gemeinsam mit Franziska die Schuhe zu den Asphaltbrocken geworfen. Und etwas später ihre Handtasche. Sie braucht sie nicht mehr.“
„Wer sagt uns, dass Frau Dasch in Brasilien ist?“, fragt Verhofen.
„Rufen Sie sie an. Sie wird aber nicht gerne zurückkommen. Sie braucht Abstand von ihrem Mann. Und von Weis.“
„Weis. Sie waren sein Partner“, sage ich. Leer. Watte im Hirn.
„Sein Partner? Sein
Weitere Kostenlose Bücher