Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi
gegrinst.
„MAGAZIN überführt Psycho-Täter“.
Und darunter: „Chefreporterin Mira Valensky berichtet.“
Vielleicht sollte auch ich ein Buch schreiben? Das von Weis wird jedenfalls wie verrückt vorbestellt. Alle wollen das Buch des Gurus, der sich als Opfer seines Partners und seiner Geliebten entpuppt hat. Im Erfinden gut klingender Erklärungen ist er jedenfalls großartig. Er glaube an das Gute im Menschen, er sei rein und weiß und habe daher nicht hinter die schwarzen Pläne der beiden kommen können. Zu meinem Ärger schildert er auch in allen Details, wie er mich vor Berger gerettet hat. „Ich verzeihe ihr, ich habe ihr spätestens in dem Moment ihre falschen Anschuldigungen verziehen, als ich sie liegen sah mit einem Sack über dem Kopf.“ Was er Zerwolf angetan hat, wird nirgendwo erwähnt. Dass er Anwalt Klein unter Druck gesetzt hat und wie er Franziska Dasch zum Schweigen bringen wollte, weiß bisher nur ich.
Ida Moylen wird wegen der Bombendrohung vor Gericht kommen. Man hat bei ihr zwar weder das Wertkartentelefon noch das Diktiergerät gefunden, über das die Drohung abgespielt wurde, dafür konnten Kriminaltechniker jedoch sehr schnell auf ihrem Computer ein gelöschtes Audioprogramm rekonstruieren. Samt dem Audiofile, das sie aus Weis’ Interviews zusammengebastelt hatte. Gemeingefährdung, schwere Körperverletzung in mehreren Fällen. Dass sie von der Entführung Carmens gewusst hätte, leugnet Ida Moylen. Ihr Verlag ist wohl endgültig pleite. Weis ist mit seinem Buch in letzter Minute zu einem großen Verlag gewechselt. Er behauptet, dass der Vertrag mit dem Yom-Verlag das Ergebnis einer Täuschung gewesen sei. Oskar meint, er werde letztlich wohl recht bekommen. Auch Ida Moylen hat Weis einst vertraut. Mehr noch, sie hat geglaubt ihn zu lieben. Berger hatte die Fotosammlung von Weis schon vor einiger Zeit entdeckt. Und er hat sie Ida Moylen gezeigt. Aus Rache? Weil er sie zurückgewinnen wollte? Weil er sie geliebt hat? Ich weiß es nicht. Jedenfalls hat Weis ihr Vertrauen missbraucht. Und sie hat sich gerächt. Das rechtfertigt natürlich nichts. Und trotzdem.
Es wird übrigens noch ein Buch geben, das sich mit dem Bombenalarm beschäftigt. Ich werde auch dieses Buch nicht mögen. Hans Glück hat bekanntgegeben, dass er an einem Schlüsselroman arbeite. Die Hauptfigur soll ein Terrorist aus der Literaturszene sein. Ich habe den Verdacht, sie wird wieder einmal verdammt an den Autor erinnern.
In einer Stunde kommen die ersten Hefte des „Magazin“ in den Straßenverkauf. Ich habe Weis nicht geschont, Lebensretter hin oder her. Vesna ist ohnehin nur wenige Minuten später zur Recyclinganlage gekommen. Und die Polizei auch. Ich schreibe über seine Fotosammlung, darüber, wie er Menschen manipuliert und, wenn es ihm nötig schien, auch unter Druck gesetzt hat. Der Anwalt Klein kommt in meiner Story allerdings nicht vor. Und auch nicht, auf welche Art Weis versucht hat Zerwolfs Ruf zu zerstören. Was würde das jetzt noch bringen? Außer neuen Gerüchten und Spekulationen.
Franziska Dasch ist übrigens tatsächlich in Brasilien. Sie sieht nicht ein, dass sie sich hätte melden sollen. Sie wäre doch nie auf die Idee gekommen, dass man tatsächlich glauben könnte, sie sei recycelt worden. Jedenfalls nicht in diesem wörtlichen Sinn. Und wo sie bitte ihre Schuhe und ihre Handtasche entsorge, sei wirklich ihre Sache. Und dafür, dass Berger und Ida Moylen sie verwendet hätten, um mit Weis abzurechnen, könne sie nichts. Ob sie tatsächlich geglaubt hat, dass Weis der Bombendroher war? Weis sei ein Schwein, hat ihre kurze Antwort gelautet. Und dass auch Ida Moylen vor dem Saal unterwegs gewesen sei, habe ihr nicht zu denken gegeben. Verhofen hat mir – ganz inoffiziell – die Vernehmungsprotokolle aus Brasilien zu lesen gegeben. Er hat mir auch erzählt, dass ihr Mann nicht über die Maßen glücklich gewirkt habe, als er erfuhr, dass seine Frau lebend gefunden worden sei. Und er hat mir geraten, Anspruch auf die hunderttausend Euro zu erheben. Eigentlich hat er recht. Geht mich ja nichts an, dass Dasch es mit der Prämie bei Auffindung seiner Frau vielleicht gar nicht so ernst gemeint hat. Ich habe mir heute noch nicht einmal angesehen, was in meinem Redaktionspostfach liegt. Ich blättere die Briefe und Einladungen und Zeitschriften durch.
Ein handbeschriebenes Kuvert. Ich drehe es um. „Wolfgang Zermatt“. Ich reiße es auf. Es ist nur ein Zettel drin. Von einem karierten
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