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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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nämlich zu den Feldzügen, besonders aber zu den Liebesabenteuern meines Onkels Toby, die so merkwürdiger Natur, so Cervantischer Art sind, daß, wenn es mir gelingt, jedem Gehirn die gleichen Eindrücke mitzutheilen, welche diese Begebenheiten in meinem eigenen erzeugt haben, – ich dafür stehe, daß das Buch seinen Weg weit besser in der Welt machen wird, als sein Herr. – O Tristram, Tristram, wenn dies nur zu Stande kommt, – so wird der Ruf, der dir dafür als Schriftsteller zu Theil werden wird, gar manche Uebel ausgleichen, die dich als Menschen betroffen haben; – du wirst dich an dem Einen erfreuen, – wenn du längst alles Gefühl, alle Erinnerung an das Andere verloren hast!
    Es ist nicht zu verwundern, daß ich so sehr verlange, zu jenen Liebesabenteuern zu gelangen: – sie sind der feinste Bissen meiner ganzen Geschichte! und wenn ich zu ihnen gelange, – dann versichere ich Sie, meine Lieben – dann werde ich in der Wahl meiner Worte durchaus nicht delikat sein (auch kümmere ich mich nicht darum, wenn ekele Magen Anstoß daran nehmen) – das ist das, was ich zu »erklären« hatte. – Aber in fünf Minuten werde ich nicht durchkommen, das ist es, was ich »fürchte«: – was ich jedoch »hoffe«, ist, daß die verehrten Herrschaften sich nicht dadurch verletzt fühlen: – wenn sie es thun sollten, dann verlassen Sie sich darauf, daß ich Ihnen im nächsten Jahre etwas bringe, worüber sie sich wirklich verletzt fühlen können, – und das betrifft meine theure Jenny; – wer aber meine Jenny ist, – und welches das richtige und welches das falsche Ende am Weibe ist, – das ist das, was ich vorerst »verheimlichen« werde; – Sie sollen es erfahren in dem übernächsten Kapitel nach dem Kapitel über Knopflöcher, – und nicht ein einziges Kapitel früher. Und nun, da Sie an den Schluß dieser vier Bände gelangt sind, so ist das, was ich zu fragen habe, wie es mit Ihren Köpfen aussieht? Der meinige thut mir heillos wehe. – Mit Ihrer Gesundheit, das weiß ich, steht es weit besser; der ächte Shandismus, man mag darüber denken wie man will, öffnet Herz und Lunge, und zwingt, wie alle Affectionen seiner Art, das Blut und die anderen Lebenssäfte des Körpers frei durch ihre Kanäle zu rinnen, und macht, daß das Rad des Lebens länger und heiterer herumgeht.
    Dürfte ich wie Sancho Pansa mein Königreich wählen, dann dürfte es keine Seemacht sein, – auch kein Reich mit Schwarzen, um Geld damit zu erwerben; – vielmehr ein Reich mit herzlich lachenden Unterthanen; und da die galligen und düsteren Leidenschaften Unordnungen im Blut und in den Säften hervorbringen und so einen ebenso schlimmen Einfluß auf den politischen wie auf den natürlichen Körper üben; – und nur tugendhafte Angewöhnungen diese Leidenschaften vollständig beherrschen und der Vernunft unterthan machen können, – so möchte ich die weitere Bitte hinzufügen: – daß Gott meinen Unterthanen ebenso Weisheit wie Heiterkeit schenken möge; dann wäre ich der glücklichste Monarch und sie das glücklichste Volk unter der Sonne.
    Und mit dieser moralischen Betrachtung nehme ich jetzt von Ihnen, meine Herrschaften, Abschied bis heute übers Jahr, wo ich Sie dann (wenn mich dieser böse Husten nicht vorher umbringt) von Neuem am Bart zupfen und Ihnen eine Geschichte erzählen werde, von der Sie keine Ahnung haben. [Hier endet der vierte Band der 1. Auflage.]

119. Kapitel.
    Wären nicht jene zwei muthigen Rößlein gewesen und der Tollkopf von Postillon, der sie von Stilton nach Stamford lenkte, der Gedanke wäre mir nie in den Sinn gekommen. Aber er flog dahin wie der Blitz; – es ging 3½ Meilen lang bergab; – wir berührten kaum den Boden, – es war die schnellste, heftigste Bewegung, die je meinem Gehirn mitgetheilt wurde, – die mein Herz in Anspruch nahm. – Beim großen Gott des Tages, sprach ich, indem ich dabei nach der Sonne sah und meinen Arm durch das vordere Kutschenfenster streckte, ich will mein Studirzimmer abschließen, sobald ich nach Hause komme und den Schlüssel dazu 90' unter die Erdoberfläche in den Ziehbrunnen hinter meinem Hause werfen.
    Der Londoner Wagen bestärkte mich in meinem Entschluß; er wackelte den Hügel hinauf, daß er kaum vom Fleck kam, acht schwere Thiere schleppten und schleppten daran hinauf. – »Mit der größten Kraft! rief ich und schüttelte mit dem Kopf; eure Herren schleppen gerade so und einigermaßen alle Welt! Merkwürdig! merkwürdig!«
    So

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