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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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matris, sed pater et mater non sunt de sanguine liberorum
.
    Dies beweist zu viel, Triptolemus, rief Didius; – denn daraus würde nicht nur folgen, was ja von allen Seiten zugestanden ist, daß die Mutter nicht mit dem Kinde verwandt sei, – sondern auch der Vater nicht. – Man hält dies auch, sprach Triptolemus, für die richtigere Ansicht; weil der Vater, die Mutter und das Kind zwar drei Personen aber doch von einem Fleische (
una caro
[Siehe
Brooke's Abridg. tit. Administ. N. 47
.] ) und demnach nicht miteinander verwandt sind – noch eine solche Verwandtschaft auf natürlichem Wege erreichen können. – Da gehen Sie wieder zu weit mit Ihren Beweisen, bemerkte Didius; – denn der natürliche Weg verhindert nicht – wohl aber das levitische Gesetz – daß ein Mann seiner Großmutter ein Kind erzeugen kann; in diesem Falle wäre dasselbe, wenn es eine Tochter wäre, verwandt sowol mit – Aber wer hat denn je daran gedacht, bei seiner Großmutter zu schlafen? rief Kysarcius.
    – Der junge Herr, von dem Selden spricht, erwiderte Yorick, der nicht allein daran dachte, sondern die Sache auch seinem Vater gegenüber durch das Wiedervergeltungsrecht zu rechtfertigen suchte: Du hast bei meiner Mutter gelegen, sagte der Bursche, warum sollte ich nicht bei der deinigen liegen? – Man heißt dies
Argumentum commune
, setzte Yorick hinzu.
    – Ganz nach Verdienst, meinte Eugenius und langte nach seinem Hute.
    Die Gesellschaft brach auf.

116. Kapitel.
    Sagen Sie einmal, sagte mein Onkel Toby zu Yorick, als dieser und mein Vater ihm gemächlich die Treppe hinabhalfen – nur keine Angst, Madame, dieses Treppengespräch wird nicht so lange dauern wie das letzte – sagen Sie einmal, Yorick, sagte mein Onkel Toby, wie haben denn nun eigentlich jene gelehrten Herren den Fall mit Tristram festgestellt? – Sehr befriedigend, erwiderte Yorick; er geht keinen Menschen etwas an; – denn Frau Shandy, die Mutter, ist gar nicht verwandt mit ihm – und da die Mutter immer noch der sicherste Theil ist, – so hat Herr Shandy natürlich weniger als nichts zu bedeuten. – Kurz er ist mit dem Kind nicht soviel verwandt als ich.
    Das mag wohl sein, sagte mein Vater und schüttelte den Kopf.
    Die Gelehrten mögen mir sagen was sie wollen, erwiderte mein Onkel Toby, zwischen der Herzogin von Suffolk und ihrem Sohn muß doch irgend eine Art von Blutsverwandtschaft bestanden haben.
    Das glauben die gewöhnlichen Leute auch noch bis auf diese Stunde, versetzte Yorick.

117. Kapitel.
    Obgleich die Feinheiten jenes gelehrten Gesprächs meinem Vater äußerst wohl gethan hatten – so waren sie eigentlich doch nur eine Salbe bei einem Beinbruch. – Sobald er nach Hause gekommen war, fiel die Last seiner Betrachtungen mit nur um so größerem Gewicht auf ihn, wie dies immer der Fall ist, wenn der Stab, auf den wir uns gestützt haben, unter uns weggleitet. – Er wurde nachdenklich, – spazierte häufig nach dem Fischteich, – ließ die eine Krämpe seines Hutes herab, – seufzte öfters, – fuhr die Leute nicht mehr an, – und da die heftigen Ausbrüche der Laune, wie uns Hippocrates sagt, so sehr die Athmung und Verdauung befördern – so wäre er mit ihrem Aufhören gewiß krank geworden, wären nicht seine Gedanken kritisch in Anspruch genommen gewesen und seine Gesundheit dadurch gekräftigt worden, daß ihm ein Legat von 1000 Pfund von Seiten meiner Tante Dinah eine frische Portion Besorgnisse brachte.
    Mein Vater hatte den Brief kaum gelesen, als er die Sache gleich am rechten Ende faßte und alsbald seinen Kopf damit zu quälen und zu foltern begann, wie er das Geld wohl am besten zu Ehren der Familie anlegen könne. – Hundert und fünfzig sonderbare Projecte stürmten ihm nach einander durch den Kopf; – bald wollte er dies thun, bald jenes. – Er wollte nach Rom; – er wollte einen Proceß anfangen; – er wollte Vieh kaufen; – er wollte John Hobson's Gut kaufen; – er wollte seinem Hause eine neue Front geben, und einen Flügel ansetzen, um es ebenmäßig zu machen. – Auf dieser Seite stand eine schöne Wassermühle; deshalb wollte er auf die andere Seite des Flusses als Pendant eine Windmühle bauen. – Vor Allem aber wollte er das große Ochsenmoor einzäunen und meinen Bruder Bobby sofort auf Reisen schicken.
    Da aber die Summe eine begrenzte war, und dem zu Folge nicht für alles Mögliche ausreichte; – und sehr wenige der genannten Absichten einen eigentlichen Zweck hatten, so schienen von all den

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