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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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verwenden lassen, so behauptete sich das Wort natürlich; – es gewann gerade soviel als es verlor; denn die Geistlichkeit war dafür, das Laienthum dagegen; – die Frauen waren getheilt. –
    Um diese Zeit zog der ausgezeichnet schöne Kopf und die Figur des jungen Herrn de Croix die Aufmerksamkeit der Ehrendamen nach der Terrasse vor dem Palastthor, wo die Wache aufzog. Die Frau von Baussière verliebte sich sterblich in ihn – die Battarelle desgleichen; – es war das beste Wetter für's Verlieben, als es je in Navarra gewesen; – auch die Guyol, die Maronette, die Sabatière verliebten sich in den Herrn de Croix; die Rebours und die Fosseuse wußten es aber besser; – de Croix hatte bei einem Versuch sich der Rebours zu empfehlen, Fiasco gemacht; und die Rebours und Fosseuse waren unzertrennliche Freundinnen.
    Die Königin von Navarra saß eben mit ihren Damen in dem gemalten Bogenfenster, das nach dem Thor des inneren Hofes ging, als de Croix passirte. – Er ist hübsch, sagte die Baussière. – Er sieht gut aus, sagte die Battarelle. – Er hat eine schöne Figur, bemerkte die Guyol. – Nie in meinem Leben sah ich einen Gardeoffizier mit zwei solchen Beinen, sagte die Maronette; – noch Einen, der so schön darauf stand, setzte die Labatière hinzu. – Aber er hat keinen Spitzbart, sagte die Fosseuse. – Nicht die Spur! betheuerte die Rebours.
    Die Königin ging nach ihrem Betzimmer und sann während sie durch die Galerie ging immer über die Sache nach; betrachtete sie im Geist bald von dieser bald von jener Seite. – Ave Maria † – was will die Fosseuse eigentlich damit sagen, sprach sie, während sie auf das Kissen kniete.
    Die Guyol, Battarelle, Maronette und Sabatière zogen sich auf ihre Zimmer zurück. Keinen Spitzbart! sprachen alle vier bei sich selbst, während sie ihre Thüren von innen verriegelten.
    Die Dame Carnavalette ließ ihren Rosenkranz unbemerkt unter dem Reifrock durch beide Hände gleiten. – Vom heiligen Antonius bis zur h. Ursula inclusive kam ihr kein Heiliger durch die Finger, der nicht einen Spitzbart gehabt hätte: der h. Franciscus, der h. Dominicus, der h. Benedikt, der h. Basilius, die h. Brigitte, alle hatten einen Spitzbart.
    Die Dame Baussière verlor sich in ausschweifende Ideen, als sie sich in tiefere moralische Betrachtungen über den von der Fosseuse gegebenen Text verlor: – sie bestieg ihren Zelter, ihr Page folgte ihr, – die Hostie kam vorüber, – die Dame ritt unbekümmert weiter.
    Einen Pfennig, rief ein barmherziger Bruder, – einen einigen Pfennig zur Rettung der tausend armen Sklaven, deren Augen nach dem Himmel und nach Euch schauen, um erlöst zu werden.
    Die Dame Baussière ritt weiter.
    Habt Mitleid mit den Unglücklichen, sprach ein ehrwürdiger, silberhaariger, frommer Greis und hob ihr eine eisenbeschlagene Büchse in den welken Händen entgegen. – Ich bitte für die Unglücklichen, gute Dame; für Eingekerkerte, – für ein Spital, – für einen alten Mann, – einen armen Schiffbrüchigen, einen Abgebrannten, einen Bürgen, – Gott und all seine Engel mögen es bezeugen, – es soll dazu dienen die Nackten zu kleiden, – die Hungrigen zu füttern. – die Kranken und Betrübten zu trösten.
    Die Dame Baussière ritt weiter.
    Ein heruntergekommener Anverwandter bückte sich bis auf den Boden.
    Die Dame Baussière ritt weiter.
    Er lief mit bloßem Kopfe bettelnd neben ihrem Zelter her und beschwor sie bei den Banden ihrer früheren Freundschaft und Verwandtschaft, – Base, Tante, Schwester, Mutter, – um der Tugend willen, um Euretwillen, um meinet-, um Christi willen!
    Bedenket mich! – habt Mitleid mit mir!
    Die Dame Baussière ritt weiter.
    Da, halte meinen »Spitzbart«, sagte die Dame Baussière, – der Page hielt ihren Zelter. Sie stieg am Ende der Terrasse ab.
    Es gibt gewisse Gedanken, die ihre Spuren um unsere Augen und Augbraunen lassen; es gibt ein gewisses Gefühl, so um das Herz herum, das dazu dient, diese Umrisse noch mehr hervor treten zu lassen. – Wir sehen, buchstabiren und setzen sie zusammen ohne ein Wörterbuch.
    Hahaha! hihihi! riefen die Guyol und die Sabatière, als sie sich genau ansahen und die gegenseitigen Spuren bemerkten. – Hoho! riefen die Battarelle und die Maronette, als sie ebenso thaten. – St! sagte die Eine; – Pst! die andere; – sch! die dritte, – pah! die vierte; – Schön Dank! rief die Dame Carnavalette; – es war die, welche die h. Brigitte bespitzbartet

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