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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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ihrer Laffetten daraus zu machen.
    Längst vorher hatte er jedes Fallfenster im Hause meines Onkels Toby in gleicher Weise geplündert – nur nicht immer in der gleichen Reihenfolge; denn manchmal brauchte er die Rollen, und das Blei nicht – und dann begann er mit den Rollen; waren aber die Rollen abgenommen, so wurde das Blei nutzlos, – und so mußte dieses ebenfalls dran glauben.
    Man könnte hieraus recht hübsche Moral ziehen, aber ich habe keine Zeit dazu; – es genügt wenn ich sage, daß mit was immer die Plünderung begann, sie für das Fallfenster gleich verhängnißvoll wurde.

138. Kapitel.
    Der Corporal hatte seine Maßregeln bei diesem artilleristischen Streich nicht so ungeschickt genommen, daß er die Sache nicht hätte für sich behalten und Susanna die ganze Last des Angriffs tragen lassen können, so gut sie es vermochte; – aber der wahre Muth begnügt sich nicht damit so leicht abzukommen. – Der Corporal hatte, gleichviel ob als General oder als Trainverwalter, das gethan, ohne was seiner Ansicht nach das Mißgeschick nie hätte geschehen können, – am allerwenigsten unter Susanna's Händen. – Wie hätte sich der geneigte Leser in diesem Falle benommen? – Er war sofort entschlossen, sich nicht hinter Susanna zu verstecken – sondern im Gegentheil ihr Schutz zu gewähren; und mit diesem Vorsatz schritt er gerade nach dem Wohnzimmer, um meinem Onkel Toby das ganze Manöver vorzulegen.
    Mein Onkel Toby hatte Yorick gerade einen Bericht über die Schlacht bei Steinkirk gegeben und das seltsame Benehmen des Grafen Solms hervorgehoben, der die Infanterie halten und die Reiterei auf einem Terrain vorrücken ließ, wo sie nichts machen konnte, was ganz gegen den Befehl des Königs war und den Verlust der Schlacht nach sich zog.
    Es gibt in einigen Familien Vorfälle, die so auf das passen, was daraus folgen soll, – daß sie kaum von der Erfindungsgabe der dramatischen Schriftsteller übertroffen werden, – ich meine solcher der alten Zeit.
    Mit Hilfe seines Zeigefingers, den er flach auf den Tisch legte und der Kante seiner Hand, die er unter einem rechten Winkel quer darüber fallen ließ, bemühte sich Trim die Geschichte in einer Weise zu erzählen, daß Priester und Jungfrauen es hätten mit anhören können. – Als er fertig war, wurde das Gespräch in folgender Weise weiter geführt.

139. Kapitel.
    Ich ließ mich lieber zu Tode peitschen, rief der Corporal, nachdem er Susanna's Geschichte beendigt hatte, ehe ich duldete, daß dem Frauenzimmer ein Leid deshalb widerführe: – ich war daran Schuld, Euer Gnaden, – nicht sie.
    Corporal Trim, antwortete mein Onkel Toby und setzte seinen Hut auf, der auf dem Tische lag, wenn irgend Jemand an einer Sache Schuld war, deren Ausführung der Dienst durchaus erforderte, so bin ich es zweifellos; du hast nur nach Befehl gehandelt. Hätte Graf Solms dasselbe in der Schlacht bei Steinkirk gethan, Trim, sagte Yorick, indem er ein wenig auf den Corporal stichelte, der beim Rückzug von einem Dragoner überritten worden war, – so hätte er dich gerettet. – Mich gerettet! rief Trim, Yorick unterbrechend und den Satz nach seiner Art vollendend, – fünf Regimenter hätte er gerettet, Euer Hochwürden. Mann für Mann. – Die Regimenter Cutts, fuhr der Corporal fort, klopfte mit dem Zeigefinger der rechten Hand an den Daumen der linken und zählte an den übrigen Fingern weiter, – Mackay, – Angus, – Graham, – Leven, alle wurden ja in Stücke gehauen; und das wäre auch der englischen Garde passirt, wenn ihr nicht ein Paar Regimenter vom dem rechten Flügel muthig zu Hilfe gekommen wären und das feindliche Feuer auf sich gezogen hätten, ehe noch eine einzige ihrer Compagnien eine Muskete abfeuerte. – Sie werden dafür in den Himmel kommen, setzte Trim hinzu. – Trim hat ganz Recht, sagte mein Onkel Toby und nickte Yorick zu; – er hat vollkommen Recht. – Was hat denn das heißen sollen, daß er die Reiterei vorrücken ließ, fuhr der Corporal fort, wo doch das Feld so enge war und die Franzosen einen ganzen Haufen Hecken und Verrammlungen und Gräben und gefällte Bäume vor sich gelegt hatten, um sich zu decken (wie sie immer thun). Graf Solms hätte uns schicken sollen, – wir hätten uns mit ihnen Mündung an Mündung herumgeschossen. – Für die Reiterei war da nichts zu thun: – als Strafe dafür, fuhr der Corporal fort, haben sie ihm im nächsten Feldzug bei Landen den Fuß abgeschossen – Dort bekam auch der arme

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