Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
Vom Netzwerk:
Brigitte.
    Auf meine Ehre! sagte der Corporal und legte die Hand aufs Herz, während er vor ehrlicher Entrüstung erröthete, – die Geschichte ist so falsch wie die Hölle, Jungfer Brigitte. – O, unterbrach ihn Brigitte, weder ich noch meine Frau legen den mindesten Werth darauf, ob es so ist oder nicht; – nur möchte man, wenn man einmal verheirathet ist, wenigstens so ein Ding bei Einem haben.

308. Kapitel.
    Es war etwas ungeschickt von Jungfer Brigitte, daß sie den Angriff mit Handgriffen begonnen hatte, denn sofort that der Corporal *   *   *   *
    Es war wie der momentane Kampf in den feuchten Augenlidern eines April Morgens: – Sollte Brigitte lachen oder weinen? Sie raffte schnell ein Wellholz auf, – es war zehn gegen eins zu wetten, daß sie gelacht hatte.
    Sie legte es wieder nieder, – jetzt weinte sie; aber hätte eine einzige ihrer Thränen nach Bitterkeit geschmeckt, so würde das Herz des Corporals voll Kummer darüber gewesen sein, daß er sich jenes Beweismittels bedient. Jedoch der Corporal verstund sich wenigstens um eine Quart major gegen eine Terz besser auf das schöne Geschlecht als mein Onkel Toby und faßte deshalb Jungfer Brigitte auf folgende Art:
    Ich weiß Brigitte, sprach der Corporal, indem er ihr einen sehr respectvollen Kuß gab, du bist von Natur gut und bescheiden, und zugleich ein so edles Mädchen, daß, wenn ich dich recht kenne, du keinen Wurm verletzen, viel weniger die Ehre einer so braven und würdigen Seele wie mein Herr ist angreifen würdest, und wenn man dich dafür zur Gräfin machte; – aber man hat dich aufgehetzt und zum Besten gehabt, liebe Brigitte, wie es oft bei Frauenzimmern geschieht, mehr um Andere zu befriedigen als sich selbst –
    Brigittens Augen strömten bei den Empfindungen, die der Corporal in ihr erregte.
    Sag' mir, – sag' mir also, meine liebe Brigitte, fuhr der Corporal fort, indem er ihre Hand, die wie todt herabhing, faßte, und ihr einen zweiten Kuß gab, – wer hat dir diesen Floh ins Ohr gesetzt?
    Brigitte schluchzte ein Paar Mal, – dann öffnete sie die Augen, – der Corporal wischte sie ihr mit dem Zipfel ihrer Schürze, – und nun öffnete sie ihr Herz und sagte ihm Alles.

309. Kapitel.
    Mein Onkel Toby und der Corporal hatten den größten Theil der Campagne über ihre Operationen abgesondert ausgeführt, und waren bei ihren Manövern so vollkommen außer Verbindung miteinander, als ob sie durch die Maas oder die Sambre von einander getrennt wären.
    Mein Onkel Toby hatte sich jeden Nachmittag abwechselungsweise in Roth mit Silber, und in Blau mit Gold eingestellt und darin zahllose Angriffe bestanden, ohne zu wissen, daß es Angriffe waren, – und hatte deshalb keine Mittheilung zu machen.
    Der Corporal seinerseits hatte durch die Einnahme von Brigitte beträchtliche Vortheile errungen und – somit viel mitzutheilen. Die Schilderung dieser Vortheile aber, sowie der Art wie er sie errungen, erforderte einen so feinen Darsteller, daß sich der Corporal nicht daran wagte; und so empfänglich er auch für den Ruhm war, hätte er sich doch lieber damit zufrieden gegeben für immer baarhäuptig und ohne Lorbeeren zu gehen, als seines Herrn Sittsamkeit auch nur einen Augenblick auf die Folter zu spannen.
    Bester, ehrlichster und galantester Diener! – Doch ich habe dich schon einmal angesprochen, Trim, – und könnte ich dich in guter Gesellschaft unter die Götter versetzen, – so würde ich es ohne Ceremonie gleich auf der nächsten Seite thun.

310. Kapitel.
    Mein Onkel Toby hatte eines Abends seine Pfeife auf den Tisch gelegt und beschäftigte sich nun damit, alle Vollkommenheiten der Frau Wadman an den Fingern herzuzählen (wobei er mit dem Daumen anfing); und da es ihm ein Paar Mal geschah, daß er eine vergaß oder eine andere zwei Mal zählte, so war er, ehe er über den Mittelfinger hinauskam, vollständig daraus gekommen. – Bitte, Trim, sagte er und nahm seine Pfeife wieder, bring' mir einmal Feder und Tinte. – Trim brachte auch Papier.
    Nimm einen ganzen Bogen, Trim, sagte mein Onkel Toby und machte ihm ein Zeichen mit der Pfeife, daß er einen Stuhl nehmen und sich neben ihn an den Tisch setzen solle. Der Corporal gehorchte, – legte das Papier gerade vor sich hin, – nahm eine Feder und tunkte sie in die Tinte.
    Sie hat tausend Tugenden, Trim, sagte mein Onkel Toby.
    Soll ich sie niederschreiben, Euer Gnaden? fragte der Corporal.
    Sie müssen aber nach ihrem Rang aufnotirt werden, erwiderte mein

Weitere Kostenlose Bücher