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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Toby und steckte die Hand in die Hosentasche – dein Plan gefällt mir sehr – und wenn Euer Gnaden erlauben, so gehe ich gleich und kaufe einen Pioniersspaten, damit wir ihn mitnehmen können; und bestelle eine Schaufel und eine Spitzhaue und ein Paar, – Trim, sag' nichts mehr! rief mein Onkel Toby und hüpfte ganz außer sich vor Entzücken auf einem Bein hin und drückte Trim eine Guinee in die Hand – Trim, widerholte mein Onkel Toby, kein Wort mehr; – aber geh' gleich hinunter, Trim, und bring mir mein Nachtessen, alter Bursche.
    Trim eilte hinunter und brachte seinem Herrn das Nachtessen – aber es war umsonst – Trims Operationsplan ging meinem Onkel Toby so im Kopf herum, daß er keinen Bissen anrühren konnte. – Trim, sagte mein Onkel Toby, bring' mich zu Bett. – Aber es war Alles gleich. – Die Schilderung des Corporals Trim hatte seine Einbildungskraft zu sehr erhitzt; – mein Onkel Toby konnte kein Auge schließen. – Je mehr er die Sache überdachte, desto berückender erschien sie ihm; – so daß er zwei Stunden vor Tagesanbruch zu einem Entschluß gekommen war und den ganzen Plan für seinen und Corporal Trims Abmarsch entworfen hatte.
    Mein Onkel Toby besaß ein hübsches, kleines Landhaus in dem Dorfe, wo meines Vaters Gut lag, in Shandy; es war ihm von einem alten Oheim nebst einem kleinen Grundstück, das etwa 100 Pfund jährlich ertrug, vermacht worden. Hinter diesem Hause und unmittelbar daranstoßend, lag ein etwa einen halben Morgen großer Küchengarten; und am Ende desselben und durch eine hohe Eibenhecke davon getrennt, ein Rasenplatz, der gerade so groß war als Corporal Trim gewünscht hatte; – so daß als Trim sagte: »anderthalb Ruthen Grund und Boden würden ausreichen« – dieser Rasenplatz sofort vor dem inneren Auge meines Onkels Toby in den schönsten Farben auftauchte – was die physische Ursache war, daß er die Farbe wechselte, oder wenigstens in dem erzählten Grade röther wurde als gewöhnlich.
    Nie eilte ein Liebhaber seiner Geliebten in größerer Aufregung und Erwartung entgegen, als mein Onkel Toby that, um jenes stille Vergnügen zu genießen; – ich sage, stille Vergnügen – denn der Fleck war, wie ich bereits gesagt habe, durch eine hohe Eibenhecke vom Hause getrennt und auf den drei anderen Seiten durch wilde Stechpalmen und dichte Blütensträuche vor jedem sterblichen Auge geschützt; – so daß der Gedanke dabei nicht gesehen zu werden, nicht wenig zu dem Vergnügen beitrug, womit mein Onkel Toby der Verwirklichung seines Planes entgegenschaute. – Eitler Wahn! Wie konntest du nur denken, mein lieber Onkel Toby, daß du Etwas, was anderthalb Ruthen Boden umfaßte – und wenn es noch so dicht umhegt – noch so heimlich war – für dich würdest genießen können – ohne daß es bekannt würde!
    Wie mein Onkel Toby und Corporal Trim diese Sache betrieben – das mag zunebst der Geschichte ihrer Feldzüge, die nicht arm an Ereignissen war – ein nicht uninteressantes Zwischenspiel in der Entwickelung und dem Abspielen dieses Drama's geben. – Für jetzt muß ich diese Scene fallen lassen, und mich wieder zu dem Kamin im Wohnzimmer wenden.

31. Kapitel.
    Was mögen sie nur haben, Bruder? sagte mein Vater. – Ich denke, erwiderte mein Onkel Toby, – indem er wie gesagt die Pfeife aus dem Munde nahm und die Asche daraus klopfte, während er seinen Satz begann – ich denke, erwiderte er, – es wäre nicht übel, Bruder, wenn wir klingeln würden.
    Höre, Obadiah, fragte mein Vater, was soll denn das Gefuhrwerk über unsern Köpfen bedeuten? – mein Bruder und ich können ja kaum verstehen, was wir miteinander sprechen.
    Herr Shandy, antwortete Obadiah, wobei er einen Bückling nach seiner linken Schulter hin machte – es hat Frau Shandy sehr scharf gepackt. – Und weßhalb hat Susannah so den Garten hinunter zu rennen, als ob man ihr auf den Leib wollte? – Sie läuft auf dem kürzesten Weg nach der Stadt, Herr Shandy, erwiderte Obadiah, um die alte Hebamme zu holen. – Dann sattle du ein Pferd, sagte mein Vater, und reite zu
Dr.
 Slop, dem Geburtshelfer, und sag' ihm mein Compliment und ich lasse ihm sagen, Frau Shandy befände sich in Nöthen und ich ersuche ihn, schleunigst mit dir zurückzukommen.
    Es ist sehr sonderbar, bemerkte mein Vater gegen meinen Onkel Toby, nachdem Obadiah die Thüre geschlossen hatte – da doch so ein geschickter Operateur wie
Dr.
 Slop in der Nähe ist – daß meine Frau gleichwol bis zum letzten

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