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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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hat im Wesentlichen wieder nichts berichtet, was ihn wirklich interessieren täte. Nur eine komplett aus dem Ruder gelaufene Postenbesetzung streng nach Parteibuch da, und ein nicht einmal mehr verschleierter Anschlag auf den Rechtsstaat dort.
    Das furchtbare Blutbad aber beim Schlevsky oben und die unmittelbare Klärung durch ihn, Biermösel, Inspektor – es war dem Staatsfunk wieder keine Erwähnung wert. Ein bisserl persönlich nimmt er ihnen das mittlerweile schon, aber bitte. Das Leben ist halt kein Wunschkonzert, kann er aus der gewissen Erfahrung heraus berichten. Vielmehr ist es voller Enttäuschungen und Niederlagen.
    Naja, denkt sich der Biermösel wieder und kratzt sich noch immer hinter dem Ohrwascherl. Dann schaut er sich halt heute den „Musikantenstadl“ im Fernsehen an und nimmt er halt nicht an der Ordensverleihung an ihn in der Hofburg teil. Im Prinzip findet er sich ja damit ab, dass es mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande nichts mehr werden wird. Nur hätte er den Abend jetzt wirklich lieber mit der Gattin vom Präsidenten in der Hofburg vertrödelt, oder sehr gerne auch mit der Annemarie Pröll in ihrem Kaffeehaus in Kleinarl. Zur Not hätte er den Abend auch lieber mit der Marie-Therese Nadig aus der Schweiz verbracht und im äußersten Notfall sogar mit der Mutter Teresa aus Kalkutta. Selbst die zwei Spaßbremsen wären ihm jetzt lieber gewesen als der Moik aus dem „Musikantenstadl“, den Moik und den „Musikantenstadl“ mitsamt dem ganzen Staatsfernsehen hält er wirklich nur sehr schwer aus.
    Seit sie das Schlechtwetterprogramm mit den Wildwestfilmen am Vormittag abgeschafft haben, kann er über den Staatsfunk nichts Gutes mehr sagen, und den Moik verträgt er sowieso nur als Schwarzseher. Also dreht er jetzt lieber mit der Fernbedienung den Ton vom Fernseher ab. Wenn nämlich der „Musikantenstadl“ läuft, dann ist es das Wichtigste, dass du den Ton abdrehst, sagt sich der Biermösel immer. Außerdem schaut er halt lieber, als dass er zuhört, weil er einfach besser sieht, als er hört. Und weil er jetzt ganz alleine in der Wirtsstube sitzt und am Stammtisch drüben keiner mehr ist, den er mit seinem gewissen Blick aus den Augenwinkeln heraus in die Enge treiben könnte – so wie er das mit dem Mao Tse und dem Bürgermeister gemacht hat! –, treibt er halt mit seinem Blick den Moik im Fernseher in die Enge, meine Güte, was soll er denn sonst machen?
    „Bringst mir noch eins, Roswitha?“
    Alt ist er geworden, denkt sich der Biermösel über den Moik, wie er ihn gerade in die Enge treibt. Alt und nicht mehr zum Anschauen ist er. Gescheiter aber ist er über all die Jahre nicht geworden. Und da sieht dann wieder einmal sogar der Blinde, wie weit er und der Moik in der Entwicklungsstufe auseinander klaffen. Sogar er ist nämlich noch einmal ein schönes Stück gescheiter geworden im Zuge von dem ganzen Theater in den letzten Tagen, ein wirklich furchtbares Theater war das, in der Rückschau vielleicht das bei weitem furchtbarste Theater in seiner gesamten Laufbahn überhaupt.
    „Roswitha!“
    Zeit jedenfalls, zufrieden Bilanz zu ziehen. Zeit (und Holz) hat er ja genug. Also zieht er halt zufrieden Bilanz und geht er halt die Fälle noch einmal der Reihe nach durch:
    Für die Ermittlungen und die Ruck-zuck-Lösung im Fall „St. Christophorus-Abschuss Nummero 36 durch den Bürgermeister“ darf er sich bei aller gebotenen Bescheidenheit auch einmal ein bisserl selbst loben. Da ist ihm wirklich die Saat aufgegangen, bravo. In der gewissen Manier hat er den Bürgermeister gewaltig unter Druck gesetzt (freilich wegen einer anderen Sache – kleiner Wermutstropfen!), sodass der letztlich sein Gebäude der Lügen hat verlassen müssen, bevor es über ihm zusammengestürzt wäre, das reinste Meisterstück. Vielleicht, dass jetzt doch noch einer vom „Der Kriminalist“ anruft und mit ihm ein Interview machen will. Möglich ist es auf jeden Fall.
    Dass er das Geld vom Bürgermeister der Anni für ihre zwei Mäderln gegeben hat, anstatt dass er es selbst drüben im Puff von der Gachblonden verprasst oder — noch blöder! — auf ein Sparbuch bei der Raiffeisenkassa gelegt hätte als Baustein für den nahenden Lebensabend, der wie ein Komantschenpfeil auf ihn zuschießt – das kaschiert in seinen Augen auch, dass er in der „Causa Gestohlene Handtascherln“ nicht immer ganz sattelfest gewesen ist. Da ist er sogar zeitweise herumgeirrt wie ein rauschiger Esel auf glattem

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