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Lebensversicherung (German Edition)

Lebensversicherung (German Edition)

Titel: Lebensversicherung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schnare
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alles
innen drin. Nehmen's gleich `raus und ab damit. Bringt `ne Menge Geld. Devisen.
Dollars. Deutschmark. Nur keine Gefühlsduselei dabei. Was soll man sonst mit
dem Kadaver machen?
    Carl, hör auf!Jeff wollte jetzt nichts davon hören.
    - Beerdigen, Verbrennen? No, Sir-ee! Die Chinesen machen
das nicht. Gleich frisch vom Exekutionsplatz `raus mit den Organen, hübsch
beschriften und ab dafür in alle Welt. Ein Leberchen nach Germany, die Nieren
nach Japan, das Herz nach - egal.
    Phantasie hat er ja, und seinen Magen belastet es auch nicht,
nicht das Gerede. Jeff sah Carl an. Bei
uns bleibt auch alles heil, dachte er.
    - Ob die auch was zu uns schicken ?
    Carl kniff ein Auge zu.
    - Glaub` ich nicht.
    Jeff tat so, als dächte er nach. Das tat er immer,
wenn er nicht reden wollte. Jetzt wollte er nicht reden.
    Karla Faye Tucker. Warum ging ihm der Name nicht
aus dem Sinn?
    Ach ja, die Schlagzeile auf der Zeitung vor ihm.
Ihr Bild war im Fernsehen gewesen, in den Zeitungen.
    Wiedergeborene Christin, pah! Mit der Axt hat sie
zwei umgebracht. Unter Drogen hatte sie`s genossen und zugegeben. Bei jedem
Schlag ein Orgasmus, hat sie gesagt! Eine Hure damals, und heute wiedergeborene
Christin. Vierzehn Jahre sitzt sie hier schon und wartet. Ist mittlerweile 38
und sauber geworden.
    Jeff sah auf die Uhr am Ende des Ganges.
    Groß und kalt hängt sie da und ohne Gefühl. Die einen warten
länger, die anderen kürzer .
     
    Je nachdem .
     
    Normalerweise machte er sich
keine Gedanken über seine Kandidaten in den Todeszellen.
    Warum auch? Gedanken machen sich die anderen. Schreiben alles
auf, werten die Daten. Vorgeschichte, Krankheiten, Blutgruppe,
Gesundheitszustand, Immunreaktion. Warten auf den Zeitpunkt.
    Jeff sah an der Zellenreihe entlang. Alles ruhig.
    Sie warten auf den Zeitpunkt.
     
    Je nachdem.
     
    Als Larry King hier sein Interview mit Karla machte, war Jeff
ganz nah.
    Ob der sie gesehen hat, im Fernsehen, der auf sie wartet?
    Jeff hatte sich immer wieder gefragt, ob sie `s wissen.
    Carl ist heute das erste Mal dabei.
    Karla auch.
    Fast hätte Jeff gelacht.
    Ob das Carls Magen belasten wird?

1.
     
    Bis weit nach Mitternacht hockte Charlie vor dem Fernseher.
    CNN berichtete live über die Exekution der Jamie Lee,
direkt und grausam und schockierend für Charlie.
    Charlie hatte Anteil genommen, hatte Berichte verfolgt über
das Urteil, das Verbrechen. Zehn Jahre war das her, und zehn Jahre saß Jamie
Lee im Gefängnis in der Todeszelle und wartete. Jetzt war sie achtundzwanzig
und getötet worden.
    Charlie erinnerte sich an Karla Faye Tucker. Sie hatte damals
das Interview gesehen,  mit Larry King und ihr, einige Tage vor der Hinrichtung.
    Karla war ihr sympathisch gewesen und Jamie auch; nie hatte
sie geglaubt, dass die sie doch hinrichten würden. Zehn Jahre gaben einem
Menschen doch Zeit, sich zu besinnen - mussten ihm doch Zeit geben, sich zu
ändern.
     
    Zwischen den Programmen hatte Charlie hin und her geschaltet.
Sie hatte nach etwas Gefühl gesucht.
    In den Berichten, in den Stimmen der Journalisten.
    Da war nichts, nur Sensation und Warten.
    Sie hatte alles gesehen, die Zelle, den Gang, die Pritsche,
die Spritze.
    Warum die Todesspritze? Warum nicht ein Beil, ein Schuss, das
Schafott? Sauber sollte das aussehen, klinisch sauber.
    Damit den Zeugen nicht übel wird im Raum daneben.? Auch
deshalb?
    Charlie war übel geworden. Das Warten dauerte so lange.
    War die Hinrichtung aufgeschoben worden? Begnadigung? Vom
Gouverneur?
    Eine letzte Chance? Keine Chance.
    Der machte das wie immer. Noch keiner war begnadigt worden.
    Auch Frauen nicht.
    Dann die Live -Reporter. Die Zeugen begaben sich in den
Exekutionsraum. Wenig später, eine halbe Stunde vielleicht: Jeder gab ein
Interview.
    Wie Jamie Lee starb, wie es anzuschauen war, wie lange sie
noch atmete, röchelte. 
    Wie man sich fühlte jetzt. Die letzten Worte. Ihre.
    Ach, und auch ihr Ehemann. Kein Abschiedskuss, kein
Händedruck.
    Charlie dachte an Dead Man Walking .
     
    Toter Mann kommt.
     
    Keine Berührung erlaubt.
     
    Steril und abgeschlossen.
     
    Charlie wollte weinen. Vater war nicht da. Und Mutter? Die
war Gott weiß, wo. Wahrscheinlich in Frankreich. Sie hatte Charlie immer
Charlotte genannt. Ihre frankophile Einstellung zum Leben erlaubte keine
Anglizismen, auch nicht bei Namen. Sie mochte Amerika nicht. Zu unkultiviert,
sagte sie.
    Das Letzte auf CNN: Die Szene: Main Street in
Huntsville, live .
    Viele Leute singen. Auge für Auge, Blut für

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