Leberkäsweckle
angestrengt seine geplante Antwort auf die offizielle Linie der Stadtwerke einzustimmen. Dann meinte er: »Ha, nein, es steht zwar dran, aber auch nur, um Diebe abzuschrecken, verstehen Sie.«
»Also keine Überwachung.«
»Das dürfen wir auch gar nicht. Datenschutz! Oder so.« Er sprach es »Daaadaschudds« aus.
»Ich nehme das zu Protokoll«, sagte Sebastian, rührte sich jedoch nicht. Er fing einen vielsagenden Blick von Maja Wehrle auf, dann sagte er schnell: »Gedanklich, meine ich.«
Sie lächelte.
»Wem gehörte denn das Schließfach?«, fragte Sebastian. »Was war denn drin?«
»Ein Schlüsselbund«, sagte der Bademeister.
»Woher wissen Sie das?«
»Der liegt ja noch drin.«
»Wie bitte?«
»Da, schauen Sie. Geklaut wurde nix. Sagen Sie mal, Sie sehen ziemlich jung aus für ’nen Kommissar. Sieht’s bei euch schon so schlecht aus, personalmäßig?«
Sebastian seufzte und empfing einen mitleidsvollen Blick von Maja Wehrle. »Außer dem Schlüssel?«
»Nix. Die anderen Fächer sind ja leer, die leeren wir jeden Abend, falls jemand etwas vergisst. Verstehen Sie. Wir bringen das trotzdem zur Anzeige, wir als Stadtwerke. Das sind ja Serientäter. Die kommen immer wieder. Der Gast, dem der Schlüsselbund gehört, zieht sich gerade um, wollen Sie mit dem auch noch reden? Ein Herr Benz oder Bonz oder Bunz … Banz … Binz! Binz war’s!«
Sebastian kratzte sich am Kinn. »Nein«, sagte er. »Nicht nötig.« Er wandte sich an Maja Wehrle. »Von welcher, äh …?«
»Geschwister-Scholl-Schule. Draußen in Derendingen.«
»Danke.« Er spürte eine leichte Wärme an seinen Wangen. Er wandte sich zum Bademeister. »Wie gesagt, ich kann da …«
»Schon klar, schon klar«, sagte dieser. »In fünfzehn Jahren haben Ihre Leute noch kein einziges Mal einen Diebstahl hier gelöst. Danke, Wiedersehn.« Er verschwand in seiner Kabine. Sebastian blieb etwas irritiert zurück. Maja Wehrle munterte ihn mit einem Lächeln etwas auf, dann musste sie zurück zu den Kindern, die bereits unruhig wurden.
»Technisch gesehen handelt es sich um keinen Diebstahl«, sagte Sebastian halb zu Maja Wehrle, halb zu der geschlossenen Tür der Bademeisterkabine.
Sein Handy klingelte.
»Anna? Alles eine Scheiß-Zeitverschwendung, ich … ja, immer noch, bin hier gerade fertig, warum?« Sebastians Blick folgte Maja Wehrle, die gerade die letzten Kinder Richtung Umkleide manövrierte. »Heute Nacht?«
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