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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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würde seine Sturheit für etwas Nützliches einsetzen, wie zum Beispiel den perfekten Goldträger zu spielen oder etwas Leckereres als Eichhörnchen zum Abendessen aufzutreiben. Als er die nächste Talsohle erreicht hatte, war Josef immer noch nicht auf dem Hügel hinter ihm aufgetaucht. Eli zog eine Grimasse und ging langsamer weiter, während er mit einem Ohr auf das Geräusch von klimperndem Gold lauschte. Es würde ihm verraten, ob Josef nur bluffte oder ob er tatsächlich zurückgehen musste, um den Mann den Hügel hinaufzuschieben. Glücklicherweise wurde ihm diese Entscheidung abgenommen, denn nach einem weiteren Schritt hing sein Fuß in der Luft.
    Er schrie, als die Welt sich zur Seite neigte und dann auf den Kopf stellte. Einen Augenblick später spürte er einen scharfen Schmerz im Knöchel, und die Welt hörte auf, sich zu drehen. Er hing kopfüber von den Ästen eines Baumes. Mit einem überraschten Blinzeln sah Eli nach unten, oder nach oben, je nachdem, wie man es deuten wollte, und entdeckte, dass seine Knöchel vom starken Ast einer großen Eiche umfasst wurden. Darauf war er vorbereitet gewesen, aber die Art, wie man ihn aufgehängt hatte, überraschte ihn. Statt von Seilen wurden seine Füße, Knöchel und Unterschenkel von dicken Wurzeln umschlungen. Sie bewegten sich, während er sie musterte, und knirschten auf eine Art, die fast wie ein Kichern klang. Er starrte immer noch die Wurzeln an und versuchte herauszufinden, was geschehen war, als Josef auf dem Hügel erschien. Eli reckte den Kopf und wollte ihm eine Warnung zurufen, aber es war schon zu spät. Kaum hatte Josef den felsigen Weg verlassen, schossen Wurzeln aus dem Boden und umklammerten seine Füße. Der Schwertmann wurde mit einem Ruck in die Luft gerissen und schwebte kurz darauf ordentlich aufgereiht neben Eli.
    »Nanu«, sagte Eli, »dass du auch hier bist.«
    Josef antwortete nicht; er schaute nur finster drein, hob den Oberkörper und bewegte seinen Fuß. Man sah ein Blitzen, und ein langes Messer fiel aus seinem Stiefel, bevor die Wurzeln ihn vollkommen umschlungen hatten. Der Schwertmann fing die Waffe geschickt ein paar Zentimeter vor Elis Gesicht auf, beugte sich vor und griff nach der nächstgelegenen Wurzel.
    »Das würde ich nicht tun«, sagte Eli und sah nach oben – oder unten. »Wir hängen ziemlich hoch.«
    Josef folgte seinem Blick. Der Boden lag schwindelerregende neun Meter unter ihnen, doch der Sturz wäre noch tiefer: An der Stelle, von der aus sich die Wurzeln erhoben hatten, gähnte ein riesiges Loch. Josef schüttelte angewidert den Kopf und schob das Messer in seinen Gürtel. »Ich dachte, du wärst ein Freund der Bäume.«
    »Zum letzten Mal, so funktioniert es nicht«, erklärte Eli. »Das ist, als würdest du sagen: ›Ich dachte, du bist ein Freund der Menschen.‹ Außerdem solltest du nicht schmollen. Wir haben es gefunden! Das ist der Erweckte Wald, der das Haus bewacht.«
    Josef seufzte. »Wunderbar. Tolle Begrüßung. Ist dein Freund immer so nett, oder macht er bei uns eine rühmliche Ausnahme?«
    Doch bevor Eli antworten konnte, schaltete sich eine weibliche Stimme ein.
    »Eli Monpress.« In den Worten schwang Lachen mit. »Ich hätte nicht gedacht, dass wir dich fangen würden.«
    Beide Männer reckten die Hälse. Direkt unter ihnen trat eine groß gewachsene junge Frau in lederner Jägerkleidung hinter dem Baum heraus, von dem sie hingen. Auf ihrem gebräunten Gesicht lag ein selbstgefälliges Lächeln. Sie war sehr jung, nicht älter als sechzehn, und schlaksig, so als wäre sie noch nicht ganz in ihren Körper hineingewachsen. Sie verschränkte ihre langen Arme über der Brust und starrte die zwei Männer an, als wollte sie Eli dazu herausfordern, sich auch aus dieser Situation herauszureden. Eli öffnete schon den Mund, um ihr den Gefallen zu tun, aber die Chance blieb ihm verwehrt. Plötzlich zuckten aus dem Schatten hinter dem Mädchen zwei dünne weiße Hände mit silbernen Handschellen hervor und schlossen sich um ihre Kehle.
    »Gib sie frei«, sagte Nico mit furchterregender Stimme. »Jetzt.«
    »Nein, Nico!«, schrie Eli. »Sie will uns nichts …«
    Der Rest ging im Schrei des Mädchens unter, als es sich duckte und nach vorne warf, wobei es Nicos eisernen Halt benutzte, um ihren kleineren Gegner mit sich zu reißen. Sie knallten zusammen auf den Boden, und Nico kam unter dem Mädchen zu liegen. Sobald es oben lag, rammte das Mädchen Nico den Ellbogen in die Rippen. Nico keuchte, und

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