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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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dass die Bäume wie verrückt raschelten, aber Nico ging einfach mit gesenktem Kopf weiter, ohne sich anmerken zu lassen, ob sie ihn oder die Bäume überhaupt gehört hatte. Eli wandte den Blick ab. Das Mädchen sah schlecht aus. Sie war seit dem Aufbruch aus Mellinor selbst für ihre Verhältnisse ungewöhnlich still gewesen; und auch wenn sie normal gegessen hatte, schien sie immer dünner zu werden. Eli wusste nicht, ob es nur daran lag, dass sie im Moment nicht ständig den dicken Mantel trug, oder ob er sie nur für größer gehalten hatte, als sie war. Aber er hatte mitbekommen, dass auch Josef mit ihr darüber gesprochen hatte, nachts, wenn der Schwertkämpfer dachte, Eli schliefe. Außerdem konnte niemand, ob nun Magier oder nicht, übersehen, wie die Handschellen auf ihren Handgelenken tanzten und selbst im Schlaf auf ihrer Haut zitterten. Das war erst der Fall, seitdem sie den Mantel verloren hatte, und Eli gefiel das gar nicht. Die Bäume über ihnen begannen wieder zu flüstern. Eli biss die Zähne zusammen und drängte sich entschlossen durch die immer dichter stehenden Bäume.
    Glücklicherweise war es nicht mehr weit. Schon ein paar Schritte später öffnete sich der Wald, und sie fanden sich am Rande eines Tales, dessen Sohle aus Sand bestand. In der Mitte der Lichtung stand ein schiefes Haus auf etwas, was früher wohl die sandige Uferböschung eines jetzt ausgetrockneten Baches gewesen war. Es war ein schönes Haus, gut geformt und stabil gebaut. Es wirkte vollkommen normal, bis man sich das Fundament ansah. Dann wurde es eher bizarr. Wo ein normales Haus auf dem Boden oder auf einem Steinfundament gestanden hätte, hockte dieses auf vier hölzernen Beinen. Sie bestanden aus demselben dunklen Holz wie die Hütte selbst, waren wunderschön mit Hornschildern und lebensechten Falten beschnitzt und liefen in klauenbewehrten Füßen aus. Auf den ersten Blick hätte man es für eine ausgefallene architektonische Laune halten können, doch dann bewegten sich die Beine wie die eines Tieres, das sein Gewicht verlagert. Das Haus bewegte sich mit ihnen.
    »Egal, wie oft ich es sehe«, sagte Eli, »ich werde mich nie daran gewöhnen.« Er ging los, stapfte über den Sand und zog Josef mit sich, der immer noch mit offenem Mund starrte.
    Dank der Beine lag die Türschwelle des Hauses gut einen Meter fünfzig über dem Boden. Der Abstand wurde von einer klapprigen Treppe überbrückt, die schon an einem normalen Gebäude Grund zum Misstrauen geboten hätte, ganz zu schweigen von einem Haus, das sich bewegte.
    »Ich hasse diesen Teil«, sagte Eli und griff in dem Moment nach dem Handlauf aus Seil, als das Haus sich wieder bewegte. »Ich werde jetzt schon seekrank.«
    »Geh einfach«, sagte Josef und gab ihm einen kleinen Schubs. Eli grunzte, stolperte vorwärts und zog sich hoch genug auf die Treppe, um an die Tür zu klopfen.
    Sofort wurde diese von einer grimmig dreinblickenden Pele geöffnet.
    »Ihr habt ja ziemlich lang gebraucht«, sagte sie und trat zurück. »Kommt rein und hängt nicht so auf der Treppe herum. Sie müsste eigentlich jeden Tag zusammenbrechen.«
    »Ganz die charmante Gastgeberin, die einen willkommen heißt«, spottete Eli, während er ins Haus schlurfte. Josef und Nico folgten ihm etwas eleganter, und Pele schloss die Tür hinter ihnen.
    Sie standen in einem schmalen Flur, an dessen Wänden geölte Stiefel und Regale mit schweren Mänteln aufgereiht waren. Eli drückte sich gegen die Wand, einerseits, um Pele vorbeizulassen, andererseits, um sich gegen das Schwanken des Hauses zu wappnen, das auf seinen dünnen, hölzernen Beinen umherstakste. Falls die Bewegung Pele etwas ausmachte, ließ sie es sich nicht anmerken; sie drehte sich einfach nur um und bedeutete ihnen, ihr den langen Flur entlang zu folgen, von dem sehr viele Türen abgingen. Sie kamen an einem Wohnzimmer voller Bücher vorbei und an einer kleinen Küche, in der ein Ofen Wärme verbreitete und sich auf einem schweren Tisch geschnittenes Gemüse auftürmte. Sogar ein gefliestes Badezimmer, komplett mit eiserner Wanne und einem Fass voll dampfendem Wasser, passierten sie. Während sie vorwärtsschritten, bemerkte Eli, wie sich das Haus an ihre Gegenwart anpasste. Er hörte, wie Stühle sich unter den Tisch schoben, als sie an der Küche vorbeikamen, oder Bücher auf dem Schreibtisch der Bibliothek zuschlugen. Josef musste es auch gehört haben, denn die Hand des Schwertmannes senkte sich auf die Klingen an seinem Gürtel. Eli

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