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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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ließ ihm seine Nervosität. Das komplexe Ökosystem von Slorns Haus zu erklären wäre mühevoll, und dafür fehlte ihm momentan die Geduld.
    Der lange Flur endete vor einer geschlossenen Tür. Pele hielt an und klopfte leise. Dahinter brummelte eine tiefe Stimme, und Pele drückte die Klinke nach unten.
    Fast schon zu spät fiel Eli ein, dass es ja Josefs und Nicos erster Besuch bei Slorn war. Eine Warnung wäre wahrscheinlich angebracht.
    »Denkt immer daran«, flüsterte er über die Schulter, als sie durch die Tür traten, »nicht starren.«
    Josef warf ihm einen verwirrten Blick zu, aber dann hatten sie die Tür auch schon durchquert. Der Schwertkämpfer riss die Augen auf, weil klar wurde, was Eli gemeint hatte.
    Sie standen am Ende eines langen, gut erleuchteten Raums. Im Kamin brannte ein fröhliches Feuer, und ein gutes Dutzend Lampen hingen von den breiten Dachsparren. Beinahe über die gesamte Länge des Raumes zog sich ein schwerer Tisch, groß genug, um acht ausgewachsene Männer daran unterzubringen; doch momentan war er mit einem Sammelsurium von Dingen bedeckt, von Treibholzstücken bis hin zu unglaublich verzwickt aussehenden Teilen unbekannter Maschinen. Am Kopf des Tisches saß vornübergebeugt ein riesiger Mann, der einen Eisenbarren in den Händen knetete wie ein Töpfer einen Batzen Ton. Auf den ersten Blick hätte er einer der riesigen, aus dem Norden stammenden Waldarbeiter sein können, mit einem kleinen, wesentlichen Unterschied. Auf seiner Schulter – an der Stelle, wo sein Hals hätte ansetzen müssen – saß der pelzige Kopf eines Schwarzbären.
    Es war ein krasser Übergang. Die menschliche Haut ging plötzlich in schwarzes Fell über, als hätte man dem Mann seinen eigenen Kopf abgeschlagen und stattdessen den Kopf des Bären aufgesetzt. Aber bis auf die Tatsache, dass es irgendwie falsch wirkte, war es ein natürlicher Übergang. Der menschliche Teil des Mannes wirkte wie jeder andere Mann auch, und der Bärenteil sah aus wie jeder andere Bär. Seine Nase war schwarz und faltig und zitterte bei jedem ruhigen Atemzug. Gelbe Zähne blitzten in einem Kiefer, der den Kopf eines Mannes zerquetschen konnte, aber seine dunklen, weit auseinanderstehenden Augen wirkten ruhig und nachdenklich, während er beobachtete, wie sich das Eisen in seiner Hand formte. Obwohl Eli gewusst hatte, was auf ihn zukam, lief ihm doch ein Schauder über den gesamten Körper. Slorn zu sehen war jedes Mal ein besonderes Erlebnis.
    »Du starrst mich an«, erklang eine barsche Stimme, die eher ein Knurren war. Der Bär sah auf, und seine dunklen Augen glitten über Elis Schulter zu dem Mann hinter ihm. »Ich habe gehört, wie Monpress dich angewiesen hat, es nicht zu tun.«
    Eli hörte das Knirschen von Leder, als Josef die Messer an seiner Hüfte fester packte. Der bärenköpfige Mann gab ein leises, grummelndes Geräusch von sich, das auf unheimliche Art an ein Lachen erinnerte. »Beleidige mein Haus nicht mit deinen stumpfen Klingen, Schwertmann. Wenn du nicht vorhast, das Monster auf deinem Rücken einzusetzen, oder das Monster an deiner Seite« – seine dunklen Augen huschten zu Nico, die sich an Josefs Arm klammerte –, »schlage ich vor, dass du dich beruhigst.«
    Josef entspannte sich ein wenig. Der Bär grinste, und es war ein verstörender Anblick. »Kommt«, sagte Slorn. Er ließ das Eisen fallen und deutete auf die Bank. »Setzt euch und erzählt mir, wie ich euch wieder loswerden kann.«
    »Also, Heinricht«, protestierte Eli und ließ sich ihm gegenüber auf die Bank fallen, »behandelt man so seine Kunden?«
    »Ich bin Handwerker«, sagte Slorn und stützte sein pelziges Kinn auf seine Hand. »Kein Kaufmann. Komm zum Punkt.«
    Eli lehnte sich vor. »Siehst du das ängstliche kleine Ding neben meinem Schwertkämpfer?«, flüsterte er verschwörerisch. »Du müsstest ihr einen neuen Mantel anfertigen.«
    Slorns dunkle Augen huschten zu dem Mädchen, das so weit von dem bärenköpfigen Mann entfernt im Türrahmen stand, wie es nur konnte. Nicos Augen waren weit aufgerissen und verstörend hell. Sie starrten einander einen langen Moment an, dann schenkte Slorn Eli einen müden Blick.
    »Als du nach einem Stoff gefragt hast, der die Gegenwart einer Dämonenbrut verbergen kann«, sagte er, »und nach Handschellen, die den Dämon unterdrücken können, habe ich das Gewünschte geschaffen. Ich habe es im Austausch für den großen Dienst getan, den du mir erwiesen hast, und ich habe keine Fragen

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