Lehrer-Schueler-Konferenz
berichten, sowohl von Eltern geplagt zu werden, die ihre Schulführung als zu fortschrittlich empfinden, als auch von solchen, die sie für zu konservativ halten.
Unser Kurs beendet diese Kontroverse. Er entlarvt die gegensätzliche Position als destruktiv, nicht nur für junge Menschen in der Schule, sondern für alle menschlichen Beziehungen. In Kapitel 7 werden wir klarmachen, dass beide Haltungen, gleich unter welchem Etikett, » Sieg/Niederlage«-Einstellungen sind und auf Macht basieren. Diejenigen, die Strenge, Autorität, Reglementierung usw. befürworten, wollen Jugendliche besitzen, sie ihren Vorstellungen anpassen und kontrollieren. Diejenigen, die eine antiautoritäre Erziehung befürworten, optieren ahnungslos für Verhältnisse, in denen Kinder ihre Macht gebrauchen und Erwachsenen das Leben schwer machen. Welche dieser Theorien sich auch durchsetzt, irgendeiner muss verlieren.
Dieses Buch bietet eine Alternative zu den beiden » Sieg/Niederlage«-Methoden an. Die Lehrer werden lernen, wie sie ohne Anwendung ihrer Macht in den Klassen Ordnung aufrechterhalten. Sie werden auch von dem unvermeidlichen Preis erfahren, den sie für zwangfreie oder repressive Erziehung, ihre Schüler- oder Lehrer-Bezogenheit zahlen müssen. Wir hoffen, dass die » niederlagelose« Methode, die Konflikte in der Klasse durch Zusammenarbeit und gegenseitigen Respekt ersetzt, schlieÃlich helfen wird, jene unproduktive Kontroverse zu beenden.
2 .Ein Modell für effektive Lehrer-Schüler-Beziehungen
Wenn Lehren einer der lohnendsten, befriedigendsten und aufregendsten Berufe sein kann, sein sollte und es doch unglücklicherweise für viele Lehrer nicht ist, was kann dann getan werden?
Kürzlich bemerkte ein Lehrer:
Als ich den Lehrberuf begann, sah ich mich als Anführer einer vergnügten Schülerhorde, voller Eifer zu lernen, zu untersuchen, zu entdecken. Daraus ist nichts geworden. Ich freue mich nicht auf den Unterricht, ich fürchte jede neue Klasse, jeden neuen Tag. Genauso geht es den Schülern. Ich fühle mich als Sklaventreiber, der die Peitsche über den Köpfen einer Herde fauler, nichtsnutziger Kerle knallen lässt, deren einziges Interesse darin besteht, sich vor der Arbeit zu drücken. Sie lügen und betrügen, fallen sich gegenseitig in den Rücken und scheinen nur daran interessiert zu sein, mit dem geringsten Arbeitsaufwand versetzt zu werden. Am schlimmsten ist: Mir wurde jetzt mitgeteilt, dass ich danach beurteilt werde, wie gut sie bei Klassenarbeiten abschneiden!
Diese Frustration zeigt sich bei erschreckend vielen Pädagogen. Anscheinend beginnt die Mehrzahl der Lehrer ihr Berufsleben mit der Vorstellung, dass sie im Unterricht Erfüllung und Beglückung erleben, stattdessen aber finden sie das Schulleben von Streit erfüllt, wo einer gegen den anderen kämpft. Wenn Lehrkräfte diese Enttäuschung erleben, versuchen sie die Ursachen dafür herauszufinden. Sie wissen, etwas läuft schief, und suchen nach einer Erklärung, warum der Lehrberuf nicht ihren Erwartungen entspricht. Woran könnte es liegen?
Manchmal beschuldigen sie ihre eigenen Dozenten, ihnen nicht gesagt zu haben, wie die Welt da drauÃen wirklich aussieht. Häufig wird die Schuld an groÃen Klassen, schlechten Arbeitsbedingungen oder niedrigem Gehalt auf die Schulverwaltung geschoben. Diese ist auch die Zielscheibe der Kritik, wenn es um schlechte Stimmung, mangelnde Kooperation oder eine unbefriedigende Einstellung der Schüler geht.
Schlimm wird es jedoch, wenn Lehrer zu dem Schluss kommen, der Fehler liege bei ihnen, sie seien eben » nicht zum Lehrer geeignet«. Viele hängen jedes Jahr entmutigt, frustriert, tief verletzt ihren Beruf an den Nagel in dem Glauben, persönlich versagt zu haben. Obwohl all diese Erklärungen eine gewisse Berechtigung haben, gehen sie am Ziel vorbei. Wichtig ist zu wissen, dass Erfahrungen nicht übertragbar sind. So können zum Beispiel Professoren der Pädagogik mit all ihrem Wissen und ihrer Sachkenntnis ihre Erfahrungen nicht auf die Lehrer übertragen. Jeder muss das Leben in der Schule selbst, auf seine ganz eigene Weise, erleben. Manche Professoren warnen ihre Studenten, dass der Lehrberuf hart und anspruchsvoll ist, aber diese Erfahrung muss der Student selbst machen.
Den Schülern die Schuld zuzuweisen ist irreführend, denn es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass
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