Leichenfund - Killer Heat
Dylan verheiratet ist und sechs Kinder hat, von denen drei noch zu Hause wohnen«, sagte Mike.
»Haben Sie Mr Dylan nach Ihrer Schwester gefragt?«
»Er sagte, er hätte sie seit Mai nicht mehr gesehen. Jim wollte im Lokal nicht darüber sprechen. Einer seiner Söhne arbeitet hinter der Bar.«
»Gibt es noch etwas, das Sie vermuten lässt, Ihre Schwester könnte in Gefahr gewesen sein?«
»Wie ich schon sagte, Amber ist ziemlich eigen. Ich habe Angst, dass die Zeitungen darüber berichten werden. Ich möchte sie nach Möglichkeit schützen.«
»Was meinen Sie damit?«
»Meine Schwester hatte noch einen Nebenverdienst, Ms Cooper.« Janet schnäuzte sich erneut. »Vor ein paar Jahren wollte sie mich auch dazu überreden, aber ich fand es nur widerlich. Allein bei dem Gedanken brach es mir das Herz.«
»Welchen Nebenverdienst?«
»Eine Art Partnervermittlung.«
Ich suchte nach einem unverfänglichen Ausdruck, um Janet zum Weiterreden zu bewegen. »Einen Begleitservice?«
Mike nahm seinen Blazer von der Stuhllehne und warf ihn sich über die Schulter, während er hinter mich trat.
»Ich sagte ihr, wie riskant dieser Lebensstil sei, aber nichts konnte sie davon abbringen.« Janet stützte den Kopf in die Hände und begann zu weinen. »Egal, wie man sie nannte, sie lachte darüber, als würde man ihr in Wirklichkeit ein Kompliment machen. Callgirl, Prostituierte, Dirne, Nutte.«
Mike beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr: »Wenn du mich fragst, ist sie jetzt eine tote Nutte.«
4
Ich ging mit Janet Bristol zur Damentoilette, wo sie sich frisch machen konnte, und wartete dann in meinem Büro auf sie.
»Du musst mir heute Abend helfen«, sagte Mike.
»Warum denn das?« Ich blickte zuerst ihn, dann Mercer an, der seinen ehemaligen Partner um einen Kopf überragte.
»Sie wird sie identifizieren«, sagte Mike. »Das spür ich im Urin. Seht euch doch nur den Schönheitsfleck an ihrem Hals an. Genau an dieser Stelle hat unsere Leiche auch einen. Das Stück Haut haben die Insekten verschont. Wir haben vor einer Stunde Ambers Zahnarzt erreicht - Amber hatte Janet vor einem Jahr zu ihm geschickt, weil sie einen Abszess hatte. Er faxt Ambers Akte an Dr. Kestenbaum.«
»Und wenn sie es ist?«
»Janet meint, der Fall würde für Schlagzeilen sorgen, wenn wir nicht als Erste Ambers Terminkalender in die Hände bekommen. Guten Morgen, Idaho. Zeit zum Aufwachen!«
»Kennt sie die Kunden ihrer Schwester?« Mercer rann der Schweiß über das dunkle Gesicht.
»Nicht namentlich, aber nach dem, was Amber ihr erzählt hat, handelt es sich dabei um allerlei Prominenz und Halbprominenz. Anwälte, Geschäftsleute, Politiker. Ich möchte, dass du mit uns nach Uptown kommst, falls Janet ihre Schwester identifiziert«, sagte Mike. »Du musst Battaglia bei Laune halten, falls diese Ermittlung Umwege geht.«
»Mach mir Coop nicht abspenstig«, sagte Mercer.
»Ihr habt doch gesagt, der Prozess würde nicht länger als zwei Tage dauern.«
»Das sollte er auch nicht«, sagte ich. Dass sich die Gerichtsverhandlung in den Siebzigerjahren über zwei Wochen hingezogen hatte, war nur Floyd Warrens damaligem Verteidiger anzukreiden, der im Gerichtssaal einen regelrechten Zirkus veranstaltet hatte. Dieses Mal sollte die Verhandlung dank DNA in Windeseile über die Bühne gehen.
»Also wird Floyd Warren am Donnerstagabend um diese Zeit eine weitere Kerbe in deinem Pistolenknauf sein, und du wirst froh sein, wenn dich etwas von der traurigen Tatsache ablenkt, dass du absolut kein Privatleben hast. Ich tröste dich über deine einsamen Stunden hinweg«, sagte Mike. »Ich und meine Leichen, deren Zahl sich in diesen Sommertagen rapide vermehrt.«
Mercer wusste, warum Mike mich dabeihaben wollte. Mercer und ich verbrachten unzählige Stunden damit, Opfern von Gewaltverbrechen das Händchen zu halten und sie auf ihrem Weg durch das ihnen unvertraute Strafjustizsystem emotional zu unterstützen. Manchmal nahm das mehr Zeit in Anspruch als die eigentliche Ermittlungsarbeit.
Mike mangelte es in dieser Hinsicht an Geduld. Seine Stärke war es, den Toten ihre Geheimnisse zu entlocken und mit Hilfe kalter, harter Fakten die Spur zu einem Verdächtigen aufzunehmen.
»Du willst, dass Alex sich heute Abend um Janet Bristol kümmert«, sagte Mercer. »Und falls Ambers kleines schwarzes Buch Sprengstoff enthält, soll sie sich auf das Pulverfass setzen, richtig?«
»Oder es in ihrer Tasche verschwinden lassen. Sag mir, wann sie im Bett sein muss,
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