Leichenfund - Killer Heat
sagte er. »Auch Nutten haben Schwestern, die Gefühle haben, bla bla bla. Dein Geld gehört mir, noch bevor Janet sich die Nase gepudert hat.«
»Also gut, ich bin dabei.«
»Doc?«
»Ich muss mich auf eine Austrittswunde konzentrieren, Mike.« Kestenbaum hielt eins der vergrößerten Fotos hoch und machte sich eine Notiz. » Taceant colloquia. Effugiat risus . Hier hilft der Tod gern den Lebenden.«
Mike, der eine Konfessionsschule besucht hatte, konnte besser Latein als ich. Auch er kannte die Übersetzung des Spruches, der über dem Eingang des Leichenschauhauses zu lesen war: »Lasst Gespräche verstummen. Lasst Gelächter fliehen.«
»Sie drücken sich ja nur, weil es um nichts Hochwissenschaftliches geht, Doc. Damals bei der Frage nach der Verletzung am fünften Mittelfußknochen - Monto-Fraktur oder so ähnlich - haben Sie uns alle in den Sack gesteckt.«
Trebek las die Antwort vor. »Gesucht wird der sechste Ausländer, der vom Präsidenten auf Anordnung des Kongresses zum Ehrenbürger der Vereinigten Staaten ernannt wurde.«
Zwei der drei Studiokandidaten kritzelten eifrig eine Frage auf ihre Monitore. Die dritte legte den Kopf schief und blickte ratlos in die Kamera.
»Es tut mir leid, Sir«, sagte Trebek zu dem Kajaklehrer aus Indianapolis. »Winston Churchill war der Erste, der diese Auszeichnung erhielt. 1963, noch zu seinen Lebzeiten. Wir suchen aber die sechste Person. Keiner?«
Die Antwort des Bankangestellten aus Long Island war ebenfalls falsch, und die Imkerin aus Dallas hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht zu raten. Genauso wenig wie Kestenbaum oder ich.
»Wer ist der Marquis de Lafayette?«, sagte Mike. »Generalmajor Marie-Joseph de Lafayette, Held des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Valley Forge. Der Feldzug bei Yorktown.«
Trebek nickte, als auf der Monitorwand hinter ihm die Antwort sichtbar wurde. »George Washingtons guter Freund ist erst der sechste Ausländer, dem diese Ehre zuteil wurde. Churchill, Mutter Teresa, Raoul Wallenberg, William Penn samt seiner Frau Hannah - und eben dieser junge französische Adelige, der den amerikanischen Kolonisten zu Hilfe eilte. Natürlich ist die Reihenfolge nicht chronologisch.«
Mike schaltete den Fernseher aus und wollte seine Geschichtslektion fortsetzen. »Wenn Cornwallis bei Yorktown nicht die Waffen gestreckt hätte -«
»Entschuldigung.« Janet Bristol öffnete die Tür zu Kestenbaums Büro. »Würden Sie mir sagen, wie... wie genau meine Schwester gestorben ist?«
Mike nahm die Füße vom Schreibtisch und rückte Janet einen Stuhl hin.
»Natürlich«, sagte Dr. Kestenbaum und ordnete seine Fotos zu einem Stapel.
»Haben Sie Ihre Eltern erreicht?«, fragte ich.
Janet war kreidebleich und wirkte noch aufgewühlter als zuvor. Sie schniefte und hielt ihr Handy fest umklammert. »Noch nicht. Ich bin noch nicht so weit.« Sie sah auf ihre Uhr. »Ich habe beschlossen, noch eine Stunde zu warten, bis Vater von der Arbeit nach Hause kommt. Sie sollen zusammen sein, wenn sie es erfahren.«
Ihr Handy klingelte. Sie klappte es auf und sah auf das Display. »Das ist Jim Dylan. Ich nehme nicht ab. Er soll meinetwegen zur Hölle fahren.« Janet ließ das Handy in ihre Handtasche fallen.
»Warum ruft er Sie ausgerechnet jetzt an?«, fragte Mike.
»Na ja, ich habe ihm gerade eine Nachricht hinterlassen. Um ihm zu sagen, dass Amber ermordet wurde.«
Mike verzog das Gesicht und versuchte, sich sein Missfallen nicht anmerken zu lassen. »Janet, ich möchte, dass Sie von jetzt an weder mit ihm noch mit anderen potenziellen Zeugen reden, verstanden? Ich muss wissen, was genau Sie ihm gesagt haben, und dann kümmere ich mich um alles Weitere.«
Sie zeigte auf mich. »Ms Cooper hat mir nicht gesagt, dass ich mit niemandem über Amber sprechen darf.«
»Entschuldigen Sie. Es kam mir nicht in den Sinn, dass Sie außer Ihrer Familie noch jemanden kontaktieren wollten.«
Janets rot geränderte Augen waren jetzt klarer. »Dieses Schwein schuldet uns eine Erklärung, Mr Chapman. Über ein Jahr lang hat er Amber immer wieder versprochen, sich von seiner Frau zu trennen. Noch an ihrem letzten Geburtstag haben wir darüber gesprochen - wir haben sogar darauf angestoßen. Am Sonntag sagte er dann zu mir, dass ich ihren Namen nicht mehr erwähnen solle und dass sie in seiner Bar nicht mehr willkommen sei. Soll er doch herkommen, damit er sieht, was er angerichtet hat.«
Ich bezweifelte, dass die Sache so einfach war, wie Janet
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