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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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wieder ein Flugzeug. Schöner Blick von hier oben. Der Kaffee wird kalt.
    Zimmermann sitzt zurückgelehnt, die Hände hinterm Kopf.
    »Der Kaffee.«
    »Danke.« Sie verzieht keine Miene, trinkt vorsichtig. »Ich war ziemlich lange raus mit dem Hund, das mache ich öfter, ich bin ein Nachtmensch. War ja auch ein schöner Abend gestern, so warm. Vom Regen sind wir dann weit hinten an der Zoostraße überrascht worden. Ich hab mich aber trotzdem nicht beeilt, weil ich ja sowieso nass war. Wann ich dann genau zurück war, kann ich nicht mehr sagen, auf die Uhr habe ich nicht gesehen. Ich bin reingegangen …«
    »Haben Sie ganz normal aufgeschlossen, oder war was am Schloss?«
    »Nein, ich habe ganz normal aufgeschlossen. Bei Kerstin brannte noch Licht, obwohl ich so lange weg war. Ich habe sie dann gerufen, ganz leise, weil es ja schon so spät war, und wollte in ihrem Zimmer nachsehen, da stand der plötzlich vor mir.«
    Sie zuckt leicht zusammen, nimmt einen tiefen Zug von der Zigarette, noch einen.
    »Hat der Hund nichts gemacht?« Zimmermann beugt sich nach vorn.
    »Nein«, ihre Stimme zittert. »Ziege ist zwar groß, aber ein Schluffi. Der beißt keinen.«
    »Was passierte dann?«
    »Ich glaube, der Typ«, sie stockt kurz, »hatte trotzdem Angst, der hat jedenfalls so auf den Hund gesehen. Er sagte dann: ›Keine Bewegung‹, ist rückwärts in Kerstins Zimmer, und danach habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ich bin erst stehen geblieben, weil ich Angst hatte, aber als ich nichts mehr gehört habe, habe ich die Tür aufgeschoben, und dann lag Kerstin da …« Sie hört auf, weint, legt die Stirn in ihre Hand, ihre Schultern zucken unkontrolliert.
    Die ist ziemlich am Ende, aber die Gegenüberstellung muss sie noch machen.
    »Frau, äh …«
    »Wierwich«, hilft Zimmermann.
    »… uns ist schon klar, dass Sie sich jetzt in einer schlimmen Situation befinden, daher werden wir die ganz ausführliche Vernehmung auch auf heute Nachmittag verschieben, aber die wichtigen Angaben brauchen wir halt jetzt schon. Außerdem muss ich Sie noch bitten, gleich an einer Gegenüberstellung teilzunehmen …«
    Sie blickt ängstlich hoch.
    »Keine Angst, wir machen das mit einer Scheibe dazwischen, man kann Sie nicht sehen.«
    Lächelversuch.
    »Wir brauchen dafür aber einige Kollegen, darum kann das noch ein, zwei Stunden dauern.«
    Sie nickt stumm.
    Zimmermann kommt mit vor die Tür.
    »Sie ist natürlich fertig, hat aber ’ne gute Beschreibung abgegeben, sagt auch, sie würde ihn wahrscheinlich wiedererkennen. Den im Pott habe ich bei der Einlieferung gesehen, passt von der Kleidung nicht ganz, muss man aber erst mal abwarten.«
    »Sobald du was geschrieben hast, gib es mir bitte rüber. Die Angaben zu ihrer Person und so machen wir heute Abend.«
    »Die Auskunft über den Typen habe ich dir auf den Schreibtisch gelegt. Der hat ’ne Akte bei uns, hab aber noch nicht reingesehen.«
    Er geht wieder rein.
    Das Telefon klingelt. Ulla ist dran.
    7 Uhr 35
    Durch die offene Bürotür ist dauerndes Türenschlagen und Grüßen zu hören. Schritte, Tür auf, Morgen, Tür zu. Gerd kommt vorbei, grüßt flüchtig.
    Auf WDR II spielen sie heute Morgen wieder die italienische Hitparade von 1984. Die Musikredakteure sollte man aufhängen.
    Ulla ist immer noch nicht da, wen fragt die denn alles?
    »Morgen Konstantin, hab’s schon gehört«, der Chef kommt rein.
    »Morgen Helmut.«
    »Wie sieht’s aus? Einer sitzt im Gewahrsam?«
    »Ja. Wir haben ’ne Augenzeugin, die ist gerade mit ’ner Kollegin in der Kantine, Kaffee trinken. Ist die Freundin vom Opfer, ziemlich fertig. Die Gegenüberstellung müssten wir daher bald machen.«
    »Hat er Akte?« Er bietet ’ne Zigarette an.
    »Ja, Diebstähle, mal ’ne Schlägerei, nichts Dolles.« Camel ohne schmeckt gut.
    »Soll ich schon mal Leute für die MK ordern?«
    »Wart mal erst die Gegenüberstellung ab. Wenn die nichts bringt, müssen wir wahrscheinlich ganz schön rödeln.«
    »Ich sag Walter Bescheid.«
    »Wenn’s geht, keine Pappnasen.« Er zieht eine Grimasse, drückt seine Kippe nach drei Zügen aus und geht.
    Mal sehen, ob Walter schon da ist, der soll die Leute für die Gegenüberstellung besorgen. Im Radio läuft Carpet Crawlers von Genesis, sogar die Studio-Version von The Lamb, gibt’s doch gar nicht. Gabriel singt stark. Das müssten die noch mal aufführen, in alter Besetzung, das wärs. Vorbei.
     
    Walter hat 2318, glaub ich.
    »Termöllen.«
    »Walter?, Morgen, Konstantin. Ich

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