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Leichensee

Leichensee

Titel: Leichensee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mennigen
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auf das Fahrzeug und schoss mehrmals hinter dem davonrasenden Camaro her. Dessen Hinterreifen wirbelten Wolken aus Schnee empor, was das Zielen zum Glücksspiel machte. Die Kugeln hinterließen mehrere Löcher in der Karosserie und eine zerschossene Heckscheibe. Während das Echo der Schüsse verhallte, verschwand das Fahrzeug des Flüchtenden in der Nacht.
    Cotton rappelte sich auf und steckte die Waffe ein. Amy hatte Vorrang vor Terry Dodson.
    Der Special Agent rannte in den Coffeeshop. Mit schnellen Schritten durchquerte er den Schankraum. Hinter dem Tresen eilte er durch die Tür, durch die Amy gestern Mittag entschwunden war. Links dahinter führte eine Treppe zum ersten Stockwerk hinauf.
    »Amy!«, rief er, während er die Stufen hinaufhetzte.
    Im Haus blieb es still wie in einem Mausoleum. Im ersten Stock fiel gelbliches Licht aus dem Korridor von Amys Wohnung. Die Eingangstür hing halb herausgerissen in den Angeln. An der Schwelle hielt Cotton inne. Sein Blick fiel auf Keramikscherben, die verstreut auf dem Boden lagen. Darauf glänzte frisches Blut.
    »Amy«, rief er wieder. »Ich bin’s, Jeremiah.«
    Er durchschritt den Korridor und sah sich in den angrenzenden Zimmern um. Die Wohnung entpuppte sich als ein Ort der Verwüstung. Das Mobiliar war zertrümmert, als wäre ein Tornado durch die Zimmer gefegt.
    Cotton suchte weiter. Unter seinen Sohlen knirschten Glas- und Holzsplitter. Am Ende des Korridors befand sich das Bad. Als er die Türklinke nach unten drückte, spürte er, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Die Tür war von innen verschlossen. Mit einem Tritt in Höhe des Schlosses schmetterte er sie auf. Im Halbdunkel erblickte er eine schemenhafte Gestalt.
    Amy stand in der Mitte des Badezimmers, im Schockzustand erstarrt. Beide Hände hatte sie in Brusthöhe um ein schweres Küchenmesser gekrampft. Stoßbereit, die Spitze der Klinge schräg nach unten gerichtet. Wie hypnotisiert starrte sie den G-Man an. Auf ihrem leichenblassen Gesicht zeichnete sich die nackte Angst ab. Sie zitterte am ganzen Körper.
    Behutsam nahm Cotton ihr das Messer ab und legte es auf den Waschbeckenrand. »Was ist passiert?«
    »Terry ist total ausgeflippt.« Amy bemühte sich, nicht in Tränen auszubrechen. »Er war vollkommen stoned und redete wirres Zeug. So habe ich ihn noch nie erlebt.«
    »Ich hatte schon befürchtet, er hätte Ihnen etwas angetan.«
    »Das wollte er auch. Aber ich hab ihm vorher eins mit der Vase übergezogen, das hat ihn etwas abgelenkt. Statt an mir hat er seine Wut dann an meinem Mobiliar ausgelassen. In der Zwischenzeit habe ich in der Küche ein Messer besorgt und es mir im Badezimmer gemütlich gemacht.«
    »Dieser Terry wollte Sie umbringen.«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie mit einem seltsam leeren Ausdruck in den Augen. »Ich nehme eher an, er wollte mir eine Lektion erteilen. Mir eine Tracht Prügel verabreichen, oder mich vergewaltigen.«
    »Das nehmen Sie ja erstaunlich locker«, stellte er fest.
    Amy sah weg. »Wissen Sie, wenn man bei einem Überfall mit einer Vergewaltigung davonkommt, statt getötet zu werden, fällt das unter die Kategorie ‚Kollateralschaden’.«
    »Also wollte Dodson Sie tatsächlich töten?«
    Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. »Obwohl ich vorhin Angst um mein Leben hatte, traue ich ihm so etwas nicht zu. Er ist ein Idiot, aber kein Mörder.«
    »Was er angerichtet hat, genügt auch so für eine Anzeige. Ich könnte ihn verhaften lassen.«
    »Nein, besser nicht«, seufzte sie. »Irgendwann kommt er ja doch wieder frei. Wer weiß, ob er dann nicht noch wütender auf mich ist.«
    »Na schön. Ich werde mich morgen trotzdem um Ihren Verehrer kümmern. Solange können Sie unmöglich allein in dieser Wohnung bleiben. Wer weiß, ob er diese Nacht nicht auf die Idee kommt, Ihnen einen weiteren Besuch abzustatten. Wollen Sie mit mir nach Edgartown kommen? Ich kann Sie auch bei Freunden oder Verwandten absetzen.«
    »Meine Eltern wohnen etwas außerhalb auf halbem Weg nach Martha’s Vineyard. Es wäre nett, wenn Sie auf der Rückfahrt einen kleinen Abstecher dorthin machen könnten.«
    Sie packte ein paar Sachen in eine Reisetasche. Cotton nahm ihr das Gepäckstück ab und trug es hinunter in den Coffeeshop. Am Ausgang blieb er einen Moment stehen und ließ den Blick über die Straße schweifen. Sie war wie leer gefegt.
    Mit Amy an seiner Seite trat er ins Freie. Sie ging zur Beifahrerseite des Dienstwagens, öffnete die Tür und nahm Platz. Cotton klappte

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