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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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anderen aufriss, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Wie er den Kühlschrank aufmachte und eine Flasche Weißwein fand. Er wollte sich betäuben, alles erträglicher machen, bunter. Max sehnte sich danach, unbeschwert zu sein, er wollte die Augen zumachen, auf einer Luftmatratze im Meer treiben, die Sonne spüren, sonst nichts. Keine Angst haben. Nichts von dem, was Baroni sagte, er wollte sich nicht von seiner Panik packen lassen, er wollte nichts wissen von der Ausweglosigkeit, nichts von Verwesung und nackter, toter Haut. Nur die Sonne und das Meer. Und Reis. Reis mit Hühnerfleisch und Gemüse.
    Ich habe Hunger, sagte er.
    Es ist nichts da, sagte Baroni.
    – Wie kannst du jetzt ans Essen denken, Max?
    – Woran sollte ich sonst denken?
    – An unser kleines Problem im Bad.
    – Will ich nicht.
    – Na bravo. Er will nicht.
    – Die laufen uns schon nicht weg, oder?
    – Wir müssen eine Entscheidung treffen, Max.
    – Zuerst müssen wir etwas essen.
    – Ich kann dir ein paar Würste aus dem Stand holen, wenn es unbedingt sein muss, aber dann kümmern wir uns um die beiden. Ich will sie nicht in meinem Bad haben, verstehst du das?
    – Keine Würste, Baroni. Ich habe Lust auf Sushi.
    – Sushi?
    – Ja, Sushi.
    – Jetzt?
    – Ja, jetzt.
    – Hier im Dorf?
    – Sushi, Honigmelone und Minzschokolade. Und Rohschinken, extra dünn geschnitten.
    – Hast du sie noch alle?
    – Und Erdbeeren will ich auch.
    – Bitte, Max, lass uns jetzt vernünftig miteinander reden, sonst dreh ich durch.
    – Nein, ich will jetzt essen.
    – Jetzt reiß dich zusammen.
    – Nein, ich will Sushi.
    – Wir haben zwei Möglichkeiten, Max, entweder wir vergraben die Leichen und nehmen das Geld, oder wir rufen jetzt Tilda an.
    – Ich habe Hunger, Baroni, Hunger, nichts sonst, geht das in deinen Kopf?
    – Wenn wir zu Tilda gehen, haben sie uns am Arsch. Und wenn wir sie vergraben, haben uns die anderen am Arsch. Dann wird noch ein Paket kommen, verstehst du. Und noch eines. Die werden bestimmt nicht damit aufhören.
    – Wir könnten uns im Supermarkt etwas holen.
    – Wenn wir Tilda einschalten, sitzen wir ein. Das mit der Leiche im Grab des Altbürgermeisters kann sie nicht vertuschen.
    – Wir könnten beim Bürofenster einsteigen, das ist im Sommer immer gekippt.
    – Wir sind im Arsch, Max, verstehst du mich?
    – Das Büro liegt zum Hang hin, keiner sieht uns da.
    – Was redest du da eigentlich?
    – Wir gehen jetzt jausnen, Baroni.
    – Du willst in den Supermarkt einbrechen?
    – Ja. Ich weiß sogar, wie man die Kamera ausschaltet, das wird ein Spaziergang.
    – Du bist betrunken, Max.
    – Ganz genau, so ist es, Baroni. Und jetzt fahren wir da hin und steigen ein.
    – Du willst also im Supermarkt einsteigen, die Kameras lahmlegen und anschließend dort jausnen?
    – Ganz genau das will ich. Und unsere beiden Freunde im Bad, die nehmen wir mit.
    Die Augen von Max leuchteten. Er legte seinen Arm um Baroni und erklärte ihm, was in seinen Kopf gekommen war. Er sah es vor sich, die zwei unbekannten Toten im Kühlregal, dort, wo jeder sie sehen könnte, dort, wo man sie garantiert finden würde, in wenigen Stunden schon.
    Diesen Arschlöchern zeigen wir es, sagte Max.
    Baroni nickte nur. Seine Augen sagten, dass ihm alles recht war, dass er nichts lieber wollte, als die Toten aus seiner Wohnung zu befördern. Alles war besser, als tatenlos herumzusitzen, er tat, was Max ihm sagte, er kramte Handschuhe aus dem Kasten, er parkte das Auto ganz nah an der Hintertür, ohne weiter nachzudenken packte er mit an. Ungesehen luden sie die Toten in den Kofferraum, ungesehen parkten sie auf dem Chefparkplatz direkt unter dem Bürofenster des Supermarktes. Ungesehen stiegen sie ein und schalteten die Kameras aus. Vorsichtig schälten sie die Körper wieder aus den Plastiksäcken und hoben sie nach oben.
    Keine Fingerabdrücke, sagte Max.
    Baroni nickte und holte die Einkaufswagen.
    Baroni fügte sich einfach. Beide taten das. Sie flüchteten einen Augenblick lang aus der Wirklichkeit, sie stellten dem Irrsinn, der über sie hereingebrochen war, einen anderen Irrsinn entgegen. Kurz fühlten sie sich, als würden sie mit Puppen spielen, als wären sie im Schlaraffenland, sorglos, betrunken und hungrig. Sie bedienten sich einfach, hemmungslos und gierig, als würde ihnen das Essen ihr Leben retten.
    Max schnitt Rohschinken auf, Baroni holte Brot und Lachs. Und Melonen und Minzschokolade und Rotwein. Seelenruhig jausneten sie,

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