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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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sagt er. Etwas Familiäres, er muss kurz mit ihr sprechen, der Beamte soll ihn bitte zu ihr bringen. Max zeigt ihm seinen Ausweis, der Beamte nickt. Max folgt ihm wortlos über den Parkplatz, vorbei an den Polizeiautos, an telefonierenden Beamten, am Leichenwagen. Das heißt, die Leichen sind noch im Supermarkt. Max läuft es kalt über den Rücken. Er will nicht sehen, was sie getan haben, er will nur wissen, wer die Toten sind, er will wissen, was die Polizei weiß, ob sie Spuren hinterlassen haben, er und Baroni, ob sie vorsichtig genug waren. Max hat Angst.
    Hinter dem Beamten geht er Richtung Kühlregal, man schaut ihn an, man kennt ihn, die meisten von Tildas Kollegen wissen, wer er ist, warum er jetzt durch den Supermarkt geht, darüber denken sie nicht nach. Auf gewisse Art und Weise gehört Max dazu, die Dienstälteren kennen ihn, seit er ein Kind ist, Max hat im Landeskriminalamt gespielt, er ist über die Stiegengeländer gerutscht, hat in Tildas Büro mit Lego gespielt. Damals. Jetzt spielt er mit Leichen.
    Er sieht sie. Die zwei Körper. Jetzt in braunen Plastiksärgen, weiße Säcke mit Reißverschlüssen. Die Bestatter schließen gerade die Deckel. Tildas besorgtes Gesicht. Erst als Max neben ihr steht, sieht sie ihn. Überrascht zieht sie ihn zur Seite.
    – Was willst du denn hier?
    – Ich habe es in den Nachrichten gesehen.
    – Das ist ein Tatort, Max.
    – Ich wollte wissen, was passiert ist.
    – Du hast hier nichts zu suchen, Max. Wir sehen uns später zuhause. Dann können wir reden.
    – Wer war das hier?
    – Keine Ahnung. Und jetzt lass mich arbeiten, bitte.
    – Sind sie hier gestorben?
    – Jetzt nicht, Max.
    – Nur kurz, bitte.
    – Warum denn, um Himmels willen? Was geht dich das hier an? Sei doch froh, dass du dich nicht darum kümmern musst, das ist ziemlich krank, was hier passiert ist.
    – Sie sind also hierhergebracht worden?
    – Sie sind wahrscheinlich schon einige Tage tot. Keine Totenstarre mehr, jemand hat sie hier abgelegt.
    – Warum hat man sie aufgeschnitten?
    – Woher weißt du das?
    – Das Video im Fernsehen, die Naht. Man hat sie genau gesehen.
    – Ich weiß es nicht, Max. Nach der Obduktion wissen wir mehr. Und jetzt, bitte, geh, ich kann hier nicht mit dir über die Ermittlung reden, das geht nicht.
    – Bitte, Tilda.
    – Hau ab jetzt, ich will dich hier nicht mehr sehen. Dieser Fall geht dich nichts an, du hörst auf, deine Nase in Dinge zu stecken, die nichts mit dir zu tun haben, verstehst du das, Max?
    – Ich bin nur neugierig.
    – Deine Neugier hätte dich vor einem Jahr fast umgebracht. Bitte, lass mich jetzt arbeiten, Max.
    Tilda dreht sich um und geht zurück zu den Särgen. Im ganzen Supermarkt wimmelt es von Polizisten. Seit Stunden wird hier gearbeitet, stundenlang wurde nach Spuren gesucht, wurden Fingerabdrücke genommen, DNA-Vergleichsproben von Kunden und Verkäufern. Sie werden alles tun, um die zu finden, die die Leichen wie billiges Fleisch ins Regal gelegt haben, sie werden den Tatort absuchen, bis sie etwas finden. Max weiß, wie das Spiel funktioniert, wie Tatorte zu Heuhaufen werden, die nach langem Suchen verraten, was wirklich passiert ist.
    Hunderte Male hat Max Tatortfotos betrachtet, hat in Tildas Arbeit geschnüffelt, die sie mit nachhause gebracht hat. Die Neugier trieb ihn, das Verbotene, die Verbrechen, die seine Stiefmutter ins Friedhofswärterhaus mitbrachte.
    Anfangs hatte sie Max verboten, in ihren Unterlagen zu wühlen, sie wollte ihn verschonen, sie wollte seine Neugier bremsen, sie ihm austreiben, aber Max war hartnäckig. Mit siebzehn diskutierte er bereits Fälle mit ihr, Polizeiarbeit war für ihn Alltag, worüber andere im Fernsehen erfuhren, lernte er in der Küche von Tilda. Tilda erklärte sie ihm, die Tatortfotos, sie erklärte ihm, wer welche Arbeit machte, wie die Aufgaben verteilt waren. Stundenlang saßen sie oft zusammen, und manchmal, wenn Tilda nicht weiterwusste, fragte sie Max sogar um Rat.
    Er geht. Tilda winkt. Sie will sichergehen, dass er wirklich verschwindet. Seit ihrer Entführung vor einem Jahr hat sie Angst um ihn. Fast wäre auch Max gestorben, wegen ihr, weil er ihr helfen wollte, weil er zu neugierig war, weil er dumm war. Tilda weiß, wie er ist. Max. Wie er sein kann, wenn er sich in etwas verbeißt. Sie will nicht mehr, dass er sich in Gefahr bringt, nie wieder. Und Max weiß das.
    Wie er zurückwinkt und hofft, dass alles gutgeht, dass sie nichts hinterlassen haben, was zu ihnen führt. Zu

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