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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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des Altbürgermeisters nach unten lassen und Max wird das Grab schließen. Was in der Kiste ist, wird für immer verborgen bleiben. Niemand wird es finden. Niemals. Weil es keinen besseren Platz gibt auf dieser Welt, um etwas zu verstecken, etwas loszuwerden, für immer. Max weiß das. Und auch die, die Baroni das Geld vor die Tür gelegt haben, wissen das. Sie wussten, dass er ihm helfen würde, dass Baroni auf Max zählen kann, woher auch immer, aber sie wussten es.
    Max gräbt. Baroni hat er zur Arbeit geschickt, er sollte im Würstelstand auf ihn warten, alles sollte so sein wie immer. Nur Max war am Friedhof, nur er sollte da sein, nur er sollte den alten Damen in Schwarz zunicken, sie freundlich grüßen wie immer. Nur er.
    Wie er daliegt.
    Wie er unten angekommen ist und sich hingelegt hat. Kurz ausruhen am stillsten Ort der Welt, an dem Ort, an den keiner außer ihm lebend hinkommt. Der Blick nach oben, den Schalbrettern entlang, seine Augen halten das kleine Stück Himmel über ihm fest. Da oben ist die Wirklichkeit, da oben dreht sich die Welt, da oben wartet ein Karton, der verschwinden soll. Etwas, das nicht gefunden werden soll. Etwas, das nach Verwesung riecht. Es ist dieser unverwechselbare Geruch, die leichte Süße, der faulige Geruch des Todes. Max hat es sofort gewusst, seine Nase hat aufgeschrien, als er dem Karton näher kam. Was auch in der Kiste sein mag, es ist tot. Wahrscheinlich ist der tote Körper in Plastik gehüllt, nicht ganz luftdicht abgeschlossen. Max schaut in den Himmel, er versucht sich einzureden, dass ein totes Tier in der Kiste liegt, ein Tier, für dessen Verschwinden jemand bereit ist, zwanzigtausend Euro zu bezahlen. Mit Gewalt will er diesen Gedanken am Leben erhalten, aber andere Gedanken machen sich breit, verdrängen ihn, schlagen ihn kaputt, düstere Gedanken, Gedanken, die Angst machen. Kein Tier. Es muss ein Mensch sein.
    Max schließt die Augen.
    Es ist sein Ritual, schon immer. Er legt sich in die Gräber, die er gegraben hat, er will wissen, wie er seine Toten bettet. Oft bleibt er lange liegen, rührt sich nicht, hört nur hin. Wie still die Erde ist. Normalerweise genießt er es, jetzt aber fühlt er sich unwohl. Er ist kurz davor, etwas Dummes zu tun. Und er weiß es. Dass etwas passieren wird, noch etwas, dass es nicht damit getan ist, den Karton zu vergraben, er weiß es, er fürchtet sich davor, er malt sich das Schlimmste aus, in dunklen Farben.
    Kurz überlegt er, ob er zu Tilda gehen soll, ihr sagen soll, was passiert ist, ob er sie um Hilfe bitten soll. Sie ist Hauptkommissarin, sie kann bestimmte Dinge unter den Tisch fallen lassen, und manches würde er ihr einfach verschweigen. Tilda könnte sich um alles kümmern. Max stellt es sich vor. Dann verwirft er diesen Gedanken wieder. Man würde Fragen stellen, und Baroni und ihm würde es nicht gelingen, aus der Sache herausgehalten zu werden. Die Polizei würde sie verhören, sie würden Baronis Haus und den Friedhof belagern, und die Absender des Paketes würden das Angedrohte wahr machen und Baronis Hoden abschneiden. Sie würden ihr Geld zurückwollen, sie würden es sich holen, irgendwie, mit Gewalt, sie würden seinem Freund weh tun. Mehr als das. Max ist sich sicher.
    Sie haben keine andere Wahl. Baroni hat keine. Und er auch nicht. Ihm nicht zu helfen ist keine Option, keine, auch nach zehn Minuten Nachdenken in drei Metern Tiefe nicht. Max wird zum Würstelstand gehen, er wird mit Baroni warten, bis es Nacht ist, dann werden sie den Karton auf den Friedhof tragen und ihn vorsichtig hinunterlassen. Sie werden Erde darauf schaufeln, viel Erde, bis man nichts mehr sieht, nichts mehr riecht, bis alles verborgen ist, bis alles wieder gut ist. Sie werden es tun. In drei Stunden wird Baronis Problem einfach verschwinden. Hoffentlich für immer, denkt Max und klettert nach oben.

Fünf
    Acht Wochen lang war die Welt wieder gut.
    Der Schmerz wurde kleiner. Seit er aus Thailand zurück war, gelang es ihm, sie gehen zu lassen, sein Herz wieder zu spüren, leicht, nicht schwer. Der Alltag tat ihm gut, da war nichts, das dieses heilsame Leben zurück im Dorf durcheinanderbrachte, die Ruhe und das Einfache waren genug, er hatte alles, was er wollte.
    Max hatte sich gegen ein Leben in Wien entschieden, weil er Angst davor hatte, keine Zeit mehr für sich zu haben, seine Träume, seine Gedanken, er wollte nicht, dass Arbeit sein Leben bestimmte, eine Karriere, der er dreißig Jahre hinterhergelaufen wäre. Max

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