Leichentanz
über dem Knie endete.
»Setzen Sie sich, Susan.«
Die Frau hatte die Lesebrille abgenommen. Sie hing an einem Band um ihren Hals. »Sie möchten sicherlich wissen, was in der Zeit Ihrer Abwesenheit vorgefallen ist.«
»Ja, gern.«
»Ich habe die Termine abgesagt.«
»Gut.«
»Neue habe ich ohne Rücksprache mit Ihnen sicherheitshalber nicht angesetzt.«
»Das haben Sie gut gemacht.«
»Danke, Mister Döring.«
»Hat es Anrufe gegeben?«
»Ja, mehrere.«
»Wichtige?«
Susan Miller sprach von zwei Kunden, die mit dem Chef über Rabatte reden wollten, doch Döring winkte ab. So etwas hatte Zeit. Er wartete auf eine bestimmte Nachricht, doch die blieb aus. Die Polizei hatte sich nicht gemeldet, und das gab ihm ein wenig mehr Mut. Vielleicht hatte Cedric doch richtig reagiert und ihm die Leute letztendlich vom Hals halten können.
»Sonst ist alles in Ordnung?«
»Ja, Sir.«
»Gut, Susan.« Er schaute auf die Uhr. »Wie lange werden Sie noch im Büro bleiben?«
»Heute etwas länger. Haben Sie noch irgendwelche Diktate, die ich aufnehmen soll?«
»Nein, das nicht.«
»Dann kann ich den Bericht über die letzten Verhandlungen mit dem französischen Konzern schreiben?«
»Ja, machen Sie ihn bitte fertig. Ich möchte ihn dem Vorstandsvorsitzenden vorlegen. Er kann dann entscheiden, ob wir einsteigen oder nicht. Ich danke Ihnen, Susan.«
»O bitte.« Sie stand auf und verließ das Büro. Der Mann schaute ihr nach, ohne sie eigentlich richtig zu sehen, denn sein Blick war mehr nach innen gerichtet.
Dieser Tag war noch nicht zu Ende. Von der Zeit her nicht und auch nicht von der Aktivität. Er konnte einfach nicht so auslaufen wie jeder normale Tag, da mußte noch etwas passieren, denn so einfach war das Leben nicht.
Er dachte an seine Frau. Cynthia würde nicht anrufen. Sie hatte an diesem Abend einen Termin. Irgendeine Kunstausstellung, zu der man sie eingeladen hatte. Dort fühlte sie sich immer sehr wohl, vor allen Dingen deshalb, weil bei derartigen Ereignissen immer zahlreiche Promis zusammenkamen, und so etwas liebte Cynthia. Cedric? Soll ich ihn anrufen? überlegte Fred. Nein, er entschied sich dagegen und dachte plötzlich daran, daß seine Befürchtung nicht eingetroffen war.
Susan Millers empfindlicher Nase war kein fremder Geruch aufgefallen.
Die Dusche hatte also etwas genutzt, der Leichengestank war verschwunden.
Es tat gut, dies zu wissen. Es hob auch die Laune des Mannes, der versuchte, die Rückenschmerzen zu ignorieren, um seine Gedanken ordnen zu können.
Es ging ihm einzig und allein um die Zukunft. Er fragte sich, wie sich die Dinge noch entwickeln würden und wie er dann am besten seinen Kopf aus der Schlinge zog. Mittlerweile hatte er die Gebeine abgeschrieben.
Er würde sich um Ersatz kümmern müssen. Gleich morgen wollte er mit dem Agenten in Indien telefonieren. Vielleicht konnte dieser Mann das Unmögliche möglich machen. Die Produktion mußte anrollen.
Plötzlich summte das Telefon.
Döring schrak zusammen. Er war in Gedanken versunken gewesen, und er sah, daß es der Apparat war, der nicht mit dem Vorzimmer verbunden war. Es gab eine Nummer, unter der er direkt erreicht werden konnte, und nur wenige kannten sie.
Plötzlich zitterten seine Hände. Zugleich geriet er ins Schwitzen, als er nach dem Hörer griff, ihn sehr vorsichtig abhob und ihn an sein Ohr drückte. »Ja…«
Zuerst hörte er das Lachen. Dann ein widerliches Schlürfen und Schmatzen. Er hatte das Gefühl, den Anrufer sogar riechen zu können.
»Du bist ja da…«
Döring schloß die Augen. Trotz dieser widerlichen Nebengeräusche hatte er Marens Stimme erkannt. Natürlich, wie hätte es auch anders sein können. Beide Ghouls wußten seine Nummer, denn ihre Geschäfte konnten nur geheim ablaufen.
»Ja, ich bin da.«
»Und wir auch…«
Dörings Hand, die den Hörer hielt, zitterte plötzlich. Ihm fiel nichts mehr ein, was er sagen könnte, und er hörte die gezischelte Frage des Ghouls.
»Bist du noch dran?«
»Sicher.«
»Schön, Döring, wir haben dich nicht vergessen. Du brauchst nicht zu denken, daß dies eingetreten wäre. Du bist uns einmal entwischt, aber ein zweites Mal wird es nicht passieren.«
»Verdammt, was wollt ihr?«
»Dich!«
Er mußte husten. »Hört auf damit, zum Teufel! Ihr könnt mich nicht bekommen…«
»Doch, können wir. Crimsdyke und ich versprechen dir, daß du aus deinem schönen Haus nicht mehr als normaler Mensch herauskommen wirst. Was immer du auch
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