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Leichentanz

Leichentanz

Titel: Leichentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sind Sie deshalb sicherlich nicht zu mir gekommen.«
    »Stimmt. Es geht um die Gebeine.«
    »Das dachte ich mir, Inspektor.«
    »Sie haben die gelagert.«
    »Irrtum, nicht ich. Den Auftrag dazu hat eine Firma von uns. So läuft das ab.«
    Ich sprach weiter. »Wir möchten den Mord an einem gewissen Gilbert mal außer acht lassen und uns nur auf die Gebeine konzentrieren. Woher stammen sie?«
    »Von Toten.«
    »Pardon, aber das habe ich mir gedacht. Für so intelligent müssen Sie uns schon halten.«
    Döring tat, als würde er uns nicht verstehen und breitete die Arme aus.
    »Was ist daran schlimm, wenn man Gebeine lagert? Das gehört zum Geschäft, meine Herren. Die Vorstellung ist zwar irgendwo ekelhaft, daß das, was sich unsereins ins Gesicht schmiert, oft genug von Toten stammt. Die Gebeine für unsere Industrie werden importiert. Zum größten Teil aus Indien. Man holt sich die Knochen von den Verbrennungen. Das ist ein reines Geschäft, hier geht es ums Geld. In Europa sind Knochen teure Mangelware. Denken Sie an die Pietät. In anderen Ländern sieht man das nicht so eng. Aber das ist bekannt. Wenn auch keiner großen Öffentlichkeit, doch so läuft es ab. Jeder Kosmetik-Konzern handelt auf diese Art und Weise, denke ich mir.«
    »Gut«, sagte ich nickend. »Für diese Aufklärung danken wir Ihnen, aber es war uns bereits bekannt. Ich möchte noch einmal auf die gefundenen Gebeine in dieser leeren Fabrikhalle zurückkommen. Sie stammen nicht aus Indien, nicht wahr?«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil es in London einen Friedhof gibt, dessen Armengräber praktisch leergeräumt worden sind«, sagte Suko. »Wir haben nachgeforscht. Versuchen Sie bitte nicht, sich aus der Affäre zu ziehen. Indien zieht nicht.«
    Er schaute uns an, lockerte den Knoten seiner Krawatte, stand auf und holte aus einem Barschrank ein Glas und eine Flasche Weinbrand. Er schenkte sich einen Doppelten ein, trank ihn zur Hälfte und nickte.
    »Was meinen Sie damit?« fragte Suko.
    »Wenn es denn so wäre, wie Sie es gesagt haben, wo ist dann das Verbrechen? Jede Firma ist darauf aus, die Kosten so gering wie möglich zu halten. Ich bin eben auf die Idee gekommen, die Knochen hier in London zu besorgen. Niemand hat sich bisher um diese Gräber gekümmert, und ich ging davon aus, daß sich auch kein Mensch um irgendwelche Gebeine Gedanken macht. Jedenfalls habe ich die Kosten niedriger halten können, und darauf kam es mir an.«
    Ich konnte die Formulierungen dieses Mannes nicht begreifen. So etwas wollte nicht in meinen Kopf, und Suko dachte ebenso, das sah ich ihm an. »Über die rechtliche Seite und auch über die Pietät wollen wir uns nicht streiten, deshalb sind wir auch nicht zu Ihnen gekommen, Mister Döring. Uns geht es um ganz andere Dinge. Sie werden doch die Knochen nicht mit Ihren eigenen Händen aus dem Boden gebuddelt haben. Oder irre ich mich da?«
    »Nein, Sie irren sich nicht.«
    »Wunderbar. Wer hat Ihnen dabei geholfen?«
    Er hob die Schultern. »Ich habe jemand engagiert.«
    »Wen?«
    »Das brauche ich Ihnen nicht zu sagen.«
    »Sollen wir es Ihnen sagen?« fragte Suko und schaute zu, wie Döring sein Glas hob und trank.
    »Wenn Sie wollen.«
    »Es waren Ghouls.«
    Döring stellte sein Glas ab. Er leckte einen Tropfen von seiner Oberlippe.
    »Was waren es, bitte? Was haben Sie da gesagt? Ghouls?« Er lachte.
    »Pardon, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie…«
    »Ja, Ghouls.«
    »Leichenfresser!« fügte ich hinzu.
    Döring drückte sich wieder zurück. »Ich denke, jetzt wird die Unterhaltung allmählich eklig.«
    »Nein, ganz und gar nicht«, sagte ich. »Denn Sie haben direkt damit zu tun. Sie sind aus dem Haus geflohen, in dem sich die beiden Ghouls aufhielten. Dort konnten sie ihrem Beruf als Maler ungestört nachgehen. Aber im Dunkeln sind sie dann zu dem Friedhof geschlichen und haben nach ihren verdammenswerten Mahlzeiten die Knochen aus den Gräbern geholt. So und nicht anders ist es gewesen. Und Sie, Mister Döring, haben die Knochen den Ghouls abgekauft. Sie haben damit einen Pakt mit der widerlichsten Dämonenart geschlossen, die man sich vorstellen kann. Und genau das nehmen wir Ihnen übel.«
    Der Manager lachte leise. »Sehr schöne Worte, Mister Sinclair. Aber können Sie die auch beweisen?«
    »Bald.«
    »Nicht sofort?«
    »Wir werden die Ghouls fangen.«
    Er hob die Schultern. »Das ist nicht mein Problem. Ich habe nur als Geschäftsmann gehandelt, und ich weiß auch, daß ich mich

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