Leichentanz
starten. Seine Bewegungen waren in einen Automatismus übergegangen, der ihn selbst die stechenden Schmerzen in seinem Rücken vergessen ließ.
Der Jaguar fuhr an, wurde sehr bald schneller, und beinahe hätte er noch den entgegenkommenden Rover gestreift, dessen Fahrer gerade noch ausweichen konnte.
Döring, der große Manager, überlegte nicht mehr. Für ihn war eine Analyse wertlos geworden. Er wollte nur noch sein Büro erreichen und sich dort verstecken.
Irgendwann ging es dann weiter…
***
»Der ist wahnsinnig!« keuchte Suko. Instinktiv riß er beide Hände vor sein Gesicht, aber er hatte nicht mit meiner raschen Reaktion gerechnet.
Blitzartig hatte ich das Lenkrad bewegt und war dem entgegenkommenden Jaguar ausgewichen.
Suko schaute sich noch um, aber der Wagen war nicht mehr zu sehen.
Dafür fuhr ich langsamer. Wir wußten nicht genau, wo die beiden Maler lebten, jedenfalls in einem der hier stehenden Häuser, und wir gingen auch davon aus, daß es ziemlich versteckt lag, denn offen würden sich beide kaum zeigen wollen.
»Da ist ein Tor nicht geschlossen.« Suko hatte das entdeckt. So rasch konnte ich nicht abbremsen, fuhr vorbei und stoppte den Wagen am Straßenrand.
Zwei Frauen beobachteten uns von einem nahen Grundstück, wie wir ausstiegen. Beide zuckten zurück, als ich auf sie zuging und direkt meinen Ausweis hochhielt.
»Polizei. Ich möchte Ihnen eine Frage stellen.«
»O bitte.«
»Die beiden Maler, wo…?«
»Gegenüber, genau gegenüber. Sie sehen, daß dort ein Tor offensteht. Da ist vorhin ein Mann herausgerannt, in seinen Jaguar geklettert und wie der Teufel losgerast. Ich möchte wissen, was der gehabt hat und da passiert ist.«
»Kannten Sie den Mann?«
»Nein, der war uns fremd.«
»Danke.«
»Sah aber sehr elegant aus.«
Ich winkte ihnen zu und lief bereits über die Straße auf die andere Seite.
Suko stand am Tor. Er wartete, bis ich bei ihm war. Mit der rechten Hand deutete er in den Garten. »Schau dir das an, Alter. Ein ideales Gelände für einen Ghoul.«
»Ideal ist ein Friedhof.«
»Aber hier können sie sich verstecken.«
»Das werden wir gleich haben.«
Wir betraten das Grundstück und mußten uns erst einmal zurechtfinden.
Auf die Schnelle war kein Weg zu entdecken, dafür aber sahen wir Reifenspuren, und denen konnten wir folgen.
Sie führten nicht auf das Haus zu, sondern an ihm vorbei. Die Eindrücke endeten genau dort, wo ein Ford Caravan stand und nicht weit entfernt sich die Eingangstür befand, der Suko sich zugedreht hatte und dabei die Nase schnüffelnd bewegte. »Riechst du nichts, John?«
»Was denn?«
»Ghoulgestank«, knirschte Suko und ballte die rechte Hand zur Faust.
Erst zog ich meine Beretta, dann gab ich die Antwort. »Okay, dann wollen wir mal zum Leichentanz aufspielen.«
Diese Musik geriet schon bei den ersten Akkorden ins Stocken, denn die Haustür war verschlossen. Suko rüttelte zweimal am Knauf, trat dann zurück und nickte mir zu.
Ich stand bereits neben ihm.
Wir kannten uns aus, ein kurzes Signal reichte, dann nahmen wir zugleich Anlauf. Die Tür sah stabil aus, und sie war es auch, denn beim ersten Aufprall konnten wir sie nicht brechen. Zwar zitterte sie, mehr geschah nicht, nur unsere Schultern hatten etwas abbekommen.
Wir traten wieder zurück. »So geht es nicht, Suko. Wir nehmen uns das Schloß vor.«
»Gut.«
Diesmal traten wir mit den Füßen dagegen, und wir hatten Glück, denn wir hörten das Krachen und gleichzeitige Splittern, als das Schloß aus der Verankerung gerissen wurde.
Die Tür fegte nach innen, wir konnten auch kaum stoppen, blieben aber auf den Füßen und schauten uns um, die Waffen noch in den Händen.
Wir standen in einer geräumigen, sehr schmutzigen und leider auch leeren Diele, abgesehen von den Einrichtungsgegenständen. Einen Ghoul entdeckten wir nicht, dafür hatte sich der Geruch verstärkt und machte uns das Atmen zur Qual.
»Sie waren hier«, flüsterte Suko und ließ mich stehen. Er näherte sich einer offenstehenden Tür, hinter der es heiler war. Als er sie ganz aufzog, erkannte ich den Grund. Die Tür führte zu einem Atelier, durch dessen Fenster eine große Lichtmenge fiel.
»Sieht wenig aufgeräumt aus«, meinte Suko. In der Tat war das Durcheinander beeindruckend. Uns kam es so vor, als hätte hier ein Kampf stattgefunden, und wir zogen auch die gleichen Schlüsse.
»Der Mann, der aus dem Haus rannte und von den Zeuginnen gesehen worden ist, muß den Ghouls entkommen
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