Leichentanz
Duschgels schwebte, das von ihm benutzt worden war. Gel aus der Produktion von Beauty Cosmetics.
Döring hätte eigentlich erleichtert sein müssen, er war es trotzdem nicht.
Gewisse Dinge gefielen ihm nicht. Nach wie vor konnte er sich nicht in Sicherheit wiegen. Er traute diesen Geschöpfen alles zu und sah ein, Fehler begangen zu haben. Er hätte nicht in die Firma, sondern woanders hinfahren sollen. In irgendein Hotel oder…
Er hörte etwas.
Das Geräusch war aus seinem Büro geklungen. Plötzlich lag die Gänsehaut an jeder Stelle seines Körpers. Seine Nervenstränge schlugen Alarm. Er stand auf dem Platz und zitterte. Die Augen wollten ihm aus den Höhlen quellen, und der Druck in seinem Rücken hatte sich wieder verstärkt. Schmerzen, verdammte Schmerzen, doch sie waren nichts zu dem, was er fühlte.
Ich habe mich nicht getäuscht. Ich habe mich nicht geirrt. Das verdammte Geräusch war so fremd. Ich habe es gehört. Es ist jemand in meinem Büro. Die Seitentür hatte er nicht geschlossen und sie so weit offen gelassen, daß er einen Blick hineinwerfen konnte. Aus seiner Perspektive sah er nichts, nur eben einen Ausschnitt, in dem sich nichts abspielte.
Doch ein Irrtum?
Er wollte daran einfach nicht glauben und bewegte sich auf leisen Sohlen weiter.
Vor der Tür blieb er stehen. Vorsichtig erweiterte er den Spalt, die Sicht wurde besser. Im Hals lag das trockene Gefühl. Er konnte die Vorderseite seines Schreibtisches sehen. Da war auch nichts, und ebenfalls nicht in dem freien Teil des Büros, der zwischen Tür und Schreibtisch lag.
Ich bilde mir etwas ein, sagte er sich. Das ist doch alles Quatsch. Meine Nerven machen nicht mehr mit. Ich… ich… habe nichts gehört. Ich bin durcheinander, ich….
Er tat den Schritt, der wichtig war.
Dann noch einen.
Er stand in seinem Büro und fühlte sich in dem Raum wie ein Fremder.
Döring drehte den Kopf nach rechts. Dort lag der Ausgang. Von da hätte jemand kommen können, müssen – oder… Etwas störte ihn.
Der Mann wußte nicht, was es war, aber er hatte das Gefühl einer baldigen Veränderung. Oder lag es an dem Schatten?
Wenn ein Schatten vorhanden war, mußte es jemand geben, der ihn warf.
An der linken Seite.
Döring drehte den Kopf und schaute hin.
Da war das Fenster – und da war er!
Der Mann konnte es nicht glauben. Es war unwahrscheinlich, denn der Ghoul klebte als eine gewaltige Schleimmasse außen vor der Fensterscheibe…
***
Wir sahen das Blut, das blonde Haar, auch den regungslosen Körper, und es gab nur den einen Gedanken in uns, daß diese Person einfach tot sein mußte.
Zugleich betraten wir den Lift, ließen uns neben der Gestalt nieder und schauten nach.
Suko kontrollierte ihren Hals. Er wollte wissen, ob die Ader noch zuckte.
»John, sie lebt noch!«
»Tatsächlich?«
»Ja, ich habe mich nicht geirrt.«
»Dann muß sie sofort nach unten geschafft werden.«
Mein Freund war einverstanden. »Ich erledige das. Bleib du hier oben – okay?«
Ich wußte Susan Miller bei meinem Freund Suko in guten Händen. Als ich rückwärtsgehend den Lift verließ, drückte ich ihm die Daumen.
Wenig später hatte Suko die Sperre gelöst. Der Lift ruckte an und glitt nach unten.
Ich aber war im Gang stehengeblieben und fühlte mich wie jemand, den man in einem Nest mit Giftschlangen abgestellt hatte. Die Gefahr war da, sie war sogar tödlich, nur wußte ich nicht, wo sie sich aufhielt. Wo konnte sich hier ein widerlich stinkender Ghoul verbergen? Mein Blick glitt zwangsläufig durch den Flur und berührte auch die Wände mit den edlen Vertäfelungen.
Da war nichts.
Aber der Geruch stimmte.
Suko hatte ihn wahrgenommen, auch ich roch ihn jetzt und fragte mich, woher er mir entgegenwehte. Vielleicht durch den dünnen Gitterrost der Klimaanlage über mir an der Decke? Ich entdeckte nichts.
Mit kleinen Schritten ging ich vor, wobei ich immer wieder zurückschaute, denn ich rechnete damit, daß er plötzlich im Treppenflur hinter der Glastür auftauchte.
Den Gefallen tat er mir nicht.
Aber er war da.
Ich hörte ihn.
Hinter mir brach etwas auf. Das Knirschen des Holzes mischte sich mit den schmatzenden Lauten der widerlichen Erscheinung, die aus der Lücke quoll. Ich war herumgewirbelt und sah, daß sich der Leichenfresser im Hohlraum der Wandvertäfelung versteckt gehalten und seine Schleimmasse zwischen Akten gedrückt hatte. Jetzt nicht mehr.
Er war frei, er griff an, und ich hörte gleichzeitig einen mörderischen Schrei
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