Leidenschaft des Augenblicks
glücklich werden, wenn ich mein eigener Boß wäre. In dieser Hinsicht wäre ich ihm sehr ähnlich, meinte er.«
«»Ach ja?«
»Hatch! Du hörst mir überhaupt nicht zu! Es geht hier um meine Zukunft. Ich habe darüber nachgedacht, und ich glaube, ich habe da eine wirklich gute Idee.«
»Ich bin deine Zukunft«, informierte Hatch sie mit unverfrorener Arroganz und legte sich in voller Länge auf sie. »Und du bist meine. Weitere Diskussionen zum Thema sind hiermit zurückgestellt. Ein anderer Punkt der Tagesordnung ist wesent-lich dringender und genießt absoluten Vorrang. Prioritäten, Mrs. Hatchard! Denken Sie immer daran, daß alles eine Frage der Prioritätensetzung ist.«
Sie sah ihn durch ihre dunklen Wimpern an und schlang die Arme um seinen Hals. »O Hatch, ich liebe es, wenn du deine Termine einhältst...«
Drei Monate später blickte Hatch überrascht von einem Finanzbericht auf, als Vincent Benedict in sein Büro stürmte und eine Akte auf seinen Schreibtisch schleuderte.
»Hast du die Vertragsbedingungen gelesen? Die Personalabteilung hat sie eben raufgeschickt. Sie sind einfach unannehmbar. Verdammt, Hatch, was zum Teufel willst du dagegen unternehmen? Sie ist vollkommen verrückt geworden!«
»Ich nehme an, wir sprechen über Jessie?« Hatch schlug die Akte auf und überflog den Vertragsentwurf einer Zeitarbeitsfirma namens Intuitive Services. Geschäftsführerin und alleinige Eigentümerin des Unternehmens war eine gewisse Jessie Benedict Hatchard. Auf dem Briefkopf prangte das Motto der Firma: »Sofortige Lösung aller kurzfristigen Personalprobleme«.
»Teufel auch, natürlich sprechen wir über Jessie.«
Hatch las die Vertragsbedingungen genauer und runzelte die Stirn. Jessie verlangte, daß die beiden zur Diskussion stehenden Software-Entwickler einen Arbeitsvertrag über ein Jahr und diverse Sonderkonditionen erhielten. Beide Programmierer seien außergewöhnlich talentiert, hieß es. Ihre Namen waren Alex Robin und Susan Attwood. »Du hast recht. Sie fordert einfach zu viel. Sag der Personalabteilung, sie sollen weiter verhandeln.«
»Das wird nichts helfen«, knurrte Vincent verzweifelt. »Angeblich ist das ihr letztes Angebot.«
»Dann sollten Sie dankend ablehnen.«
Jetzt wirkte Vincent schockiert. »Aber das ist Jessies erster großer Auftrag. Ich will, daß sie ihn bekommt.«
»Wenn sie eine eigene Firma managen will, muß sie lernen, realistische Forderungen zu stellen.«
»Verdammt, Mann, hier geht es um Jessie. Deine Frau! Meine Tochter! Willst du denn, daß ihre Firma eingeht, noch bevor sie richtig in Schwung gekommen ist? Der Job ist ideal für sie. Sie kennt sich aus, was Stellensuche angeht, und kurzfristige Arbeitsverhältnisse sind ja wohl ihr Spezialgebiet.«
»Da hast du zweifellos recht.« Hatch lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah Vincent amüsiert an. »Und ich zweifle keine Sekunde daran, daß sie mit diesem Geschäft einen Mordserfolg haben wird. Schließlich ist sie deine Tochter.«
»Findest du nicht, daß wir ihr den Vertrag zukommen lassen sollten? Wir brauchen dringend ein paar gute Computerleute, schon allein für das neue Finanzierungsprogramm. Das hast du selber gesagt.«
»Ich weiß. Aber wenn wir uns derartige Konditionen diktieren lassen, sind wir ihr völlig ausgeliefert. Sag der Personalabteilung, sie sollen es noch einmal probieren, und wenn sie nicht wenigstens um ein paar Prozent runtergeht - dann fällt die ganze Sache ins Wasser. Das wird ihr eine Leere sein.«
Vincent seufzte tief. »Wahrscheinlich hast du recht.«
Hatch grinste. »Du weißt genau, daß ich recht habe. Hey, das alles war schließlich deine Idee. Mach dir keine Gedanken. Ich bin sicher, es kommt alles prima ins Lot.«
»Das hoffe ich. Ich wünsche ihr wirklich, daß sie mit dieser Agentur Erfolg hat.« Vincent sah Hatch aus schmalen Augen an. »Du könntest nicht vielleicht, äh, heute abend mit ihr darüber reden?«
Hatch lachte und schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Jessie läßt in dieser Hinsicht nicht mit sich spaßen: Nach Feierabend kein Wort mehr übers Geschäft.« Er blickte auf seine Uhr. »Da wir gerade von Feierabend reden... Ich glaube, es wird allmählich Zeit, daß ich mich auf den Heimweg mache.«
Vincent runzelte die Stirn. »Es ist doch erst halb sechs.«
»Ich weiß.« Hatch stand auf und schlüpfte in das Sakko seines konservativen Nadelstreifenanzugs. »Trotzdem muß ich los. Jessie und ich sind im Moment mit einem wichtigen Projekt
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