Leidenschaft in den Highlands
ihm gut zupassgekommen sein. Sicher war es kein Kunststück gewesen, sie dazu zu überreden, ihre Familie für ihn auszuspionieren.
Cecilie zitterte nun am ganzen Körper. Hätte Averysie nicht am Hals festgehalten, wäre sie wohl auf den Boden gesunken. Doch so erbärmlich die Kleine auch aussah, Avery konnte kein Mitleid für sie aufbringen.
Der Zorn schnürte ihr die Kehle zu. Sehr laut und jede Silbe betonend, hielt sie Cecilie eine letzte Standpauke, die sie nicht so schnell vergessen sollte. »Geh mir aus den Augen. Kehre nie wieder nach Green Castle zurück. Andernfalls mache ich ernst, und du wirst meine Klinge zu spüren bekommen.«
Sie ließ das Mädchen los. Weinend fiel es auf die Knie.
»Na los, beweg dich!«
Avery riss ihr die Haube vom Kopf. Sie packte die Magd an ihren eigenen Haaren und zog sie auf die Füße. »Verschwinde! Fort mit dir.«
Cecilie rannte schluchzend hinaus. Avery schritt hinter ihr her, blieb im Hof stehen und wartete, bis das Mädchen durch das Burgtor verschwunden war.
Als Ewan MacCallen und sein Gefolge die Grenze passierten, stellte er zufrieden fest, dass die Vorbereitungen für die Friedensfeier und seine Verlobung mit Avery in vollem Gange waren.
Die MacBaines hatten ein großes Festzelt aufgebaut. Auf dem Feld wurden Rinder- und Schafshälften überoffenem Feuer gegrillt. Für reichlich Ale war gesorgt, die Klänge des Dudelsacks schallten über den Platz, und ein Barde erzählte von Heldentaten der Vorfahren der MacBaines. Die Stimmung war prächtig.
Doch als Ewan und seine Männer den Platz erreichten, wurde es mit einem Schlag still. Alle Blicke richteten sich auf ihn, aber niemand sagte ein Wort. Nur das Knistern der Grillfeuer durchbrach die Stille. Erwartungsvoll sahen ihn die Menschen an.
»Ich grüße den Clan der MacBaines«, rief Ewan und hob die Hand zum Gruß.
Da brach plötzlich ein Jubel aus, als wäre er ein alter Freund, auf dessen Rückkehr sie sehnlichst gewartet hatten.
Ewan stieg erleichtert von seinem Pferd. Der Frieden würde währen, dessen war er sich sicher. Dies waren freundliche, gute Leute.
Auch mit den MacAffys und den MacDouglas würde er in Verhandlung treten. Die ersten Schritte waren bereits gemacht.
»Ewan!«, rief plötzlich jemand. Er blickte zu der Tribüne, die neben dem Zelt aufgebaut war. Eine junge Frau saß dort, gekleidet in ein edles blaues Gewand und mit wertvollem Geschmeide behangen. Ihre roten Locken waren hochgesteckt, und Heideblumen zierten ihr Haupt. Ewan erkannte sie zuerst gar nicht. Aber die raue Frauenstimme war ihm vertraut. Bei ihrem Klang schlug sein Herz höher. Avery. Er traute seinen Augen kaum. Sie sah wunderschön aus.
Sie erhob sich, und die Leute gaben den Weg frei, sodass sich eine Gasse zwischen den beiden Chiefs bildete. Rasch eilte er Avery entgegen.
Ein Raunen ging durch die Menge. Das Eis zwischen den MacBaines und den MacCallens war endgültig gebrochen. Auch die Chieftains kamen nun aus ihren Zelten und grüßten ihn so herzlich, als wäre er einer von ihnen.
Die Musik setzte wieder im Hintergrund ein, und die Leute nickten ihm voller Freundlichkeit zu. Einige begannen, in das Lied einzustimmen, das der Dudelsackspieler nun zum Besten gab, eins der traditionellen Lieder ihres Clans.
Avery reichte ihm grazil die Hand. Er konnte noch immer nicht glauben, wie schön sie war. Sie glich einer Königin. Er nahm ihre Hand und hauchte einen zarten Kuss auf ihren Handrücken. Als er den Kopf wieder hob, um ihr in die Augen zu blicken, sah er, dass sich ihre Wangen leicht gerötet hatten. »Meine Leute sind doch gar nicht übel, oder?« Avery lächelte aufmunternd.
Er nickte. »Sie sind großartig.« Er fühlte sich, als wäre er bereits Teil dieser Familie.
Avery führte Ewan ins Festzelt, wo sie ihm ihre Mutter Kenlynn und ihre Schwester Anola vorstellte, die gemeinsam mit den anderen Frauen ihren Männern Whisky und Ale ausschenkten und Süßspeisen wie Hattit kitoder Carageen mould anboten. Der würzige Geruch von Muskat lag in der Luft, und die Desserts sahen köstlich aus. Kenlynn musste seinen hungrigen Blick bemerkt haben und reichte ihm eine Schale mit Pudding. Dabei schenkte sie ihm ein warmes Lächeln, das ihn spüren ließ, dass sie ihn schon jetzt ins Herz geschlossen hatte.
Anola aber musterte ihn mit spürbarer Skepsis. Erst als sich Avery an ihn schmiegte und er mit der freien Hand liebevoll über ihre Schulter strich, hellten sich Anolas Züge auf. Sie nickte sichtlich
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