Leidenschaft in den Highlands
zufrieden, und ein kleines, verspieltes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hob ihren Kelch und prostete ihm zu.
Am Abend veranstalteten die Männer beider Clans Wettbewerbe im Baumwerfen und Steinstoßen. Sie feuerten sich gegenseitig an, und schon bald spielte es keine Rolle mehr, ob ein MacBaine oder ein MacCallen gewann. Später setzten sie sich zu den Frauen ans Feuer, tranken auf das Wohl ihrer Chiefs und sangen Trinklieder. Die Fackeln wurden angezündet. Man trank, aß und lauschte alten Geschichten. Schließlich erhob sich einer der Männer.
»Das ist Malcolm, der Ehemann meiner Schwester Ann«, flüsterte Avery in sein Ohr und deutete zu der jungen Frau, die an Malcolms Seite saß.
»Jahre von Feindschaft liegen hinter uns. Doch heute Abend werden die MacBaines und MacCallens ein starkes Bündnis schließen und eine friedliche Zukunft beider Clans besiegeln. Nicht das vergossene Blut unserer Väter, Brüder und Söhne soll uns miteinander verbinden,sondern Freundschaft, Brüderlichkeit und Liebe«, sagte Malcolm und sah Avery und Ewan, die in der ersten Reihe vor dem offenen Zelt saßen, bedeutsam an. »Der Frieden war stets das höchste Gut Williams. Lasst uns seinem Beispiel folgen. Lasst uns gemeinsam eine neue Ära einleiten.«
Malcolms Worte wurden mit Beifall besiegelt.
»Avery MacBaine, Chief der MacBaines, erhebe dich.«
Avery ging zu der Tafel im Innern des Zeltes, griff nach dem Federkiel und wartete auf Malcolms Zeichen.
»Möge dieser historische Moment mit deiner Unterschrift besiegelt werden.«
Sie tunkte den Kiel in das Fässchen und unterzeichnete den Friedensvertrag. Kratzend bewegte sich die Feder über das Papier.
Die Männer und Frauen applaudierten heftig.
»Ewan MacCallen, erhebe dich.«
Nun war der Moment gekommen, auf den alle gewartet hatten. Er spürte, wie sich alle Augen auf ihn richteten, und sah die Erwartung und Hoffnung in den Gesichtern der Menschen. Langsam erhob sich Ewan, straffte die Schultern und schritt an Malcolm vorbei in das Zelt.
»Mögest du diesen historischen Moment mit deiner Unterschrift besiegeln, auf dass kein Blut mehr zwischen unseren Clans vergossen werde.«
Aye. Auch er wollte entschlossen und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Er setzte seine Unterschrift unter den Vertrag.
Dann drehte er sich um und sah Avery an, die neben ihm stand. Sie griff nach seinem Unterarm und hielt ihn fest.
»Es wird Frieden herrschen zwischen uns«, sagte sie so laut, dass es die Männer und Frauen bis in die hintersten Reihen hören konnten.
»Auf den Frieden!«, stimmte Ewan ein.
Die Menge jubelte.
Aber Ewan hatte in diesem Moment nur Augen für Avery. Ihr gemeinsames Kind würde in einer friedlichen Welt aufwachsen. Ewan war stolz. Das hatten sie gemeinsam geschafft. Und es war erst der Anfang.
»Möchtest du mit mir tanzen?«, fragte er.
»Tanzen? Um Himmels willen.«
Ewan lachte. »Ich habe auch zwei linke Füße«, gestand er und zwinkerte ihr aufmunternd zu. »Aber wir sollten es wagen, meinst du nicht?« Dann zog er sie zu den anderen, die sich zu den eingängigen Klängen des Dudelsackspielers bewegten.
Ewan beobachtete amüsiert, wie Avery seinen Schritten zu folgen versuchte. Sie war eine Kriegerin durch und durch, keine Tänzerin. Aber sie machte gute Miene zum bösen Spiel. Ihr Anblick rührte ihn. Allmählich fing er an, sich zu entspannen. Ihm gefiel diese Feier.
Außerdem war es eine gute Übung für ihren Hochzeitstanz, denn schon bald würde er Avery zum Altar führen. Er konnte es kaum erwarten. Endlich würde sie auch ganz offiziell ihm gehören. Doch nicht nur er hatte sie in sein Herz geschlossen. Auch Vicky liebte sie über alles, und er freute sich darauf, dass sie schon bald eineFamilie sein würden. Sanft zog er Avery zu sich heran und küsste sie innig. Er liebte diesen sinnlichen Mund.
Es wurde bis in den nächsten Morgen hineingefeiert. Und bis in den Morgen darauf.
ENDE
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