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Scharf und zuegellos - Heisse Stories

Scharf und zuegellos - Heisse Stories

Titel: Scharf und zuegellos - Heisse Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerri Sharp Hrsg
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MARIA EPPIE
    Action Painting
    Ihr wisst ja, dass ich mit Kunst noch nie so besonders viel anfangen konnte, deshalb war es Ironie des Schicksals, als ich in der Bar im ICA (buchstäblich) auf ihn prallte. Das Institute of Contemporary Art war für mich kein normales Terrain, aber Freunde hatten mich mitgeschleppt, um einen ganzen Abend lang völlig unverständliche Kurzfilme anzuschauen. Nach drei Stunden Kultur kam ich vor Durst und Langeweile um. Durst versteht sich von selbst, und die Langeweile kam daher, dass meine Freunde, die erst seit Kurzem ein glückliches Paar sind, alles und jedes ständig analysieren mussten.
    Die Paarkrankheit ist übrigens in meinem Bekanntenkreis weit verbreitet. Sie lernen sich kennen, ziehen zusammen, richten jahrelang ihre gemeinsame Wohnung ein, gehen nicht mehr tanzen, sondern besuchen lieber Vorträge über »Verjüngung durch Tofu«. Dann beginnen sie an deinem Lebensstil herumzumäkeln, und ehe du es merkst, versuchen sie, dich mit Julians Freund Charlie oder sonst einem Kerl zu verkuppeln.
»Oh, er wird dir bestimmt gefallen! Er ist ein ganz hohes Tier in der Stadt, und er möchte so gerne eine Familie gründen.« Ich kann Ihnen sagen, es deprimiert mich zutiefst.
    Auf jeden Fall waren schließlich alle meine Freunde nach Hause gefahren, und ich musste mich alleine um mich kümmern, was ich sehr gut kann. Auf der Suche nach einer weiteren Margarita drängte ich mich gerade durch die Bar, als wir aufeinanderprallten. Ich wollte ihm gerade einen vernichtenden Blick zuwerfen, als er mit einer leicht heiseren Stimme sagte: »Oh, Entschuldigung.« Dabei war es eigentlich meine Schuld gewesen. Ich blickte auf und sah in zwei tiefe, dunkle Teiche. Und ich dachte, oh, die könnten mir gefallen. Der Gedanke schoss wie ein Stromstoß durch mich hindurch. Er war vielleicht nicht ganz der Typ, auf den ich normalerweise stehe, aber er war außergewöhnlich attraktiv. Hohe Wangenknochen, kurze Locken und ein sehr muskulöser Rücken. Er sah irgendwie künstlerisch aus (und er war auch Künstler, wie er behauptete). Sexy und ein bisschen schmutzig. Und diese Augen. So dunkle Augen hatte ich noch nie gesehen.
    Wir kamen ins Gespräch. Na ja, diese Gelegenheit wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Raphael (»Du kannst mich Rafe nennen«) gab sich zuerst ganz lakonisch und intellektuell, so wie es Jungs in den Zwanzigern häufig machen, wenn sie an eine sexuell erfahrene Frau geraten, die sie einschüchtert. Ach du liebe
Güte, dachte ich, wenn ich intellektuelle Unterhaltung wollte, hätte ich ja gleich bei meinen Freunden bleiben können. Aber ich hielt tapfer durch, zumal er wirklich der bestaussehende Mann in der ganzen Bar war. Ich staunte ihn gekonnt mit großen Augen an, was er natürlich förmlich aufsaugte. Und nach einer Weile wurde er weniger arrogant, und ich dachte, eigentlich ist er ganz süß. Er schien ebenfalls interessiert zu sein.
    Die Sperrstunde rückte näher, und wir wurden zur Tür hinausgedrängt, aber er hatte immer noch keinen Schritt auf mich zu gemacht. Ein Junge, der etwa im selben Alter war wie er, trat zu uns. Er hieß Dan. Er war auch Künstler, vielleicht nicht ganz so fit wie Raphael, aber ebenfalls jung und gut aussehend. Mir kamen gerade ein paar schweinische Ideen, als es auf einmal hieß: »Schön, dass wir uns kennengelernt haben. Bis irgendwann mal.« Keine Telefonnummern, nichts. Aber das sah ich nicht ein, schließlich hatte ich nicht umsonst einen ganzen Abend in diesen Raphael investiert. Also sagte ich das Erste, was mir in den Sinn kam. »Wenn du willst, kann ich für dich Modell sitzen.« Er antwortete nur: »Ja, okay.« Wir quetschten uns durch die Glastür nach draußen. »Bis dann«, fügte er hinzu und eilte mit seinem Freund die Treppe zum Piccadilly hinauf. Ich stand da mit offenem Mund. Oben an der Treppe drehte er sich um und sagte herablassend: »Ich nehme an, du willst meine Adresse haben.« Der kleine Scheißkerl! Aber wir tauschten unsere Telefonnummern
aus, und als ich ihm nachblickte, beschloss ich, ihm eine Lektion in Manieren zu erteilen.
    Als ich also an jenem ersten Nachmittag in Rafes Atelier kam, hatte ich mir vorgenommen, dass er mich nicht berühren würde. Er sollte für sein Verhalten mir gegenüber büßen. Sein Atelier befand sich in einem alten Lagerhaus in der Curtain Street. Ich zog mich in einem notdürftig abgetrennten Bereich, der als Badezimmer diente, aus und kam in einem seidenen Morgenmantel heraus.

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