Leidenschaft zum Dessert
die wir nicht zusammen lösen könnten.“ Er küsste ihre Hand. Die Vorstellung, Sara zu verlieren, war unerträglich. „Dem Himmel sei Dank, dass ich dich gefunden habe. Wir können an der nächsten Station aussteigen und ein Taxi nach Hause nehmen.“
Sie schüttelte nur langsam den Kopf. „Ich kann nicht.“
Ihre Worte klangen wie ein Schluchzer. Zehn Sekunden davor hatte sie die Hände gegen das Fenster gepresst und Kazims Namen geflüstert. Sie wollte so sehr bei ihm bleiben, was immer aus ihr werden sollte. Sie liebte ihn, sie brauchte ihn mehr als ihre Unabhängigkeit, mehr als ihren Stolz.
Aber jetzt ergriff er ihre Hände, seine schwarzen Augen sahen sie flehend an, und doch gab er ihr schon den ersten Befehl. Ihr erster Impuls war Widerstand.
„Du kannst mich nicht verlassen“, sagte er beschwörend.
„Doch“, flüsterte sie und wich seinem gequälten Blick aus. „Ich muss.“
„Aber warum?“
„Hast du meinen Brief nicht gelesen?“
„Darin steht, dass du mich nicht heiraten kannst und mich verlassen willst. Ich hatte keine Zeit, den Rest zu lesen.“ Er ließ sie los und vergrub die Hände in den Hosentaschen, als wollte er den Brief suchen. „Ich habe ihn nicht dabei.“
Sara entfuhr ein Laut, halb Lachen, halb Schluchzen. „Du hast ihn nicht einmal gelesen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Dir war es nicht wichtig, was ich zu sagen hatte. Du wusstest nur, dass du mir nachkommen musstest, was immer meine eigenen Wünsche sein mochten.“
Er hob in einer hilflosen Geste die Hände. „Ich konnte dich nicht gehen lassen.“
„Das ist es ja“, sagte sie verzweifelt. „Du konntest mich nicht lassen. Du weißt am besten, oder vielmehr du glaubst, am besten zu wissen, was richtig ist. Du wusstest, dass du mich heiraten musst, und du hast nicht aufgegeben, bis du mich weichgeklopft hast. Sobald du meine Einwilligung hattest, hast du mein Leben völlig auf den Kopf gestellt, ohne mich nach meiner Meinung zu fragen. Ich bin eine eigenständige Persönlichkeit, Kazim, ob es dir passt oder nicht. Und ich habe nicht vor, der verhätschelte Besitz irgendeines Mannes zu werden, der mich in einen goldenen Käfig einsperrt, selbst aber frei durch die Lüfte fliegt.“
Sie musste aufhören, um einzuatmen, aber Kazim nützte nicht die Gelegenheit, um ihr zu antworten. Er sah sie nur stumm an, und der Ausdruck in seinen dunklen Augen drohte Saras Entschlossenheit zu unterminieren.
Schließlich sagte er schlicht: „Ich liebe dich, Sara.“ Seine Worte klangen nicht wie ein Befehl, sondern eher wie eine Entschuldigung. „Ich liebe dich eben.“
Ihr Herz machte einen Sprung.
Er liebte sie.
Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen, aber Vorsicht hielt sie zurück. „Ich liebe dich auch, Kazim“, flüsterte sie. „Aber es ist mehr als Liebe nötig, wenn wir glücklich sein wollen.“
„Du bist meine Frau, Sara, das weißt du. Dazu brauchen wir keine Papiere oder eine schicke Hochzeit. Unsere Ehe wurde im Himmel geschlossen.“
Während er das sagte, ballte er die Hände zu Fäusten, als müsste er sich zusammenreißen, um Sara nicht an sich zu ziehen. „Aber wenn du mich nicht heiraten willst, dann muss ich das akzeptieren.“ Seine Miene wurde weicher. „Nur bleib bei mir, teile dein Leben mit mir. Ich werde nicht versuchen, dich zu beherrschen. Ich will dich nur lieben – dich und unser Kind.“
Saras Sehnsucht nach ihm war so groß, dass sie am ganzen Körper zu zittern begann. Sollte sie das Risiko eingehen?
„Du bist in mein leeres Haus gekommen – und in mein leeres Herz – und hast beides mit Liebe erfüllt. Unsere Liebe ist etwas sehr Wertvolles, Sara, und wir haben zusammen ein Kind gezeugt. Komm mit mir nach Hause.“
Das Flehen in seiner Stimme rührte sie, und sie wünschte sich nichts mehr, als sich ihm in die Arme zu werfen und sich von ihm nach Hause tragen zu lassen. Aber dann fiel ihr etwas ein.
„Was ist mit meinem Fahrrad passiert? Hast du es so auseinandergenommen?“
„Ja“, gab er zu.
„Du hast absichtlich mein einziges Transportmittel zerstört?“
„Es war schon beim Unfall kaputtgegangen. Und ich habe dir ein neues Auto gekauft.“ Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Um die Wahrheit zu sagen, der Unfall hat mich zu Tode erschreckt. Ich hatte solche Angst, dich zu verlieren.“ Er hielt inne und holte tief Luft. „Also habe ich meine Gefühle an deinem Fahrrad abreagiert. Das hätte ich nicht tun dürfen, und ich entschuldige mich
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