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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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das Büschel Haare, das zwischen seinen Fingern hängen blieb. »Da gibt es eine Angetraute, eine schöne, stolze. Wie ein Filmstar sieht die aus. Ich habe mich immer gefragt, was so eine an dem König findet. Schauen Sie sich die Fotos an. Da ist er noch gut getroffen. In Wahrheit hat er alt ausgesehen, mit einem gemeinen Zug um den Mund. Den hat er bis zum letzten Atemzug behalten.«
    »Was meinen Sie mit: bis zum letzten Atemzug?«
    »Na, ich hab ihn doch gesehen. Gordemitz und ich, wir sind oben entlanggelaufen.« Heiligenbrand zeigte durch das Fenster des Bauwagens in Richtung des Randes der Baugrube, der sich gut fünf Meter über dem Boden dahinzog. »Es war arschdunkel, das kann ich Ihnen sagen. Bei dem verdammten Regen war kaum etwas zu erkennen. Gordemitz hat ab und zu mit dem Handscheinwerfer geleuchtet, und auf einmal war da ein Mensch im Lichtkegel, mitten im Dreck. Wir sind sofort runtergerannt, da haben wir noch nicht mal gewusst, dass es der König war. Ich dachte erst, da wäre einer gestürzt oder so. Nee, der war mausetot.«
    »Haben Sie eine Vermutung, wodurch er … ich meine, woran er gestorben ist?«
    Heiligenbrand hob die Schultern. »Was weiß ich, tot eben. Vielleicht hatte er einen Herzinfarkt.«
    Das würde die Obduktion ergeben. Henne zupfte nachdenklich an seinem Schnauzer herum.
    »So eine Rotzbremse hatte ich früher auch«, sagte Heiligenbrand. »Macht nur Arbeit, dabei mögen die Weiber die Oberschenkelbürsten nicht einmal.« Er lachte.
    Henne fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er war stolz auf seinen Kinnbart, der ihm das Aussehen eines Piraten verlieh. »Sehr witzig«, entgegnete er. »Ich möchte alles über Königs Geschäfte wissen.«
    »Da sitzen wir morgen noch hier.«
    »Umso eher sollten Sie beginnen.«
    »Erstens wäre da das Einkaufscenter. Ein Riesending, Millionen hat er damit gescheffelt. Zweitens eine Passage, drittens das Unigebäude, die Kirchen, die Wohnhöfe in der Südvorstadt, das Altenheim in Kleinzschocher, die Plagwitzer Künstlerschmiede – ein Umbau übrigens –, das Museum, Bürohäuser, zwei Privatschulen …« Heiligenbrands Finger reichten nicht aus, um weitere Projekte aufzuzählen.
    »In Ordnung«, sagte Henne. »Das werden wir in den nächsten Tagen untersuchen.«
    »Warum der ganze Aufriss? Wenn er doch bloß einen Infarkt hatte.«
    Eben noch hast du angegeben, du wüsstest nichts über die Todesursache deines Chefs, dachte Henne. Seine Narbe pulsierte wie ein schmerzender Zahn. »Routine. Sobald wir wissen, dass es ein natürlicher Tod war, wird alles eingestellt.«
    Von draußen kamen Geräusche. Gordemitz trampelte mit Leonhardt im Schlepptau die Stufen des Bauwagens herauf.
    »Gut, dass du kommst«, sagte Henne zu Leonhardt. »Bist du so weit?«
    Leonhardt nickte. Er hatte Gordemitz wohl auf dem Rundgang befragt. Vorerst gab es hier nichts mehr für die Kommissare zu tun. Henne war froh, dem verräucherten Bauwagen zu entkommen. Er selbst hatte schon vor mehr als zehn Jahren mit dem Rauchen aufgehört.
    Drei Stunden waren vergangen, seit die Kollegen vom Polizeirevier Süd den Todesfall gemeldet hatten. Mittlerweile war es acht Uhr durch, und Henne hatte nur eine einzige Tasse Kaffee intus. Zeit für Nachschub, denn ohne Kaffee konnte er schlecht denken.
    Noch immer regnete es in Strömen. Der Himmel war von dickbäuchigen Wolken beherrscht, die jede Hoffnung auf besseres Wetter im Keim erstickten. Henne hatte seinen Schirm im Auto vergessen. Leonhardt hatte in der Hektik gar nicht erst daran gedacht, einen mitzunehmen.
    Egal, sie waren ohnehin bereits durchnässt. Mit langen Schritten liefen sie zum Wagen und stiegen ein. Henne schaltete die Heizung ein und gab Gas. Die Wischerblätter zuckten wie verrückt über die Scheibe. Sie hatten Mühe, der Wassermassen Herr zu werden.
    »Halt mal da vorn«, sagte Leonhardt.
    Henne erkannte die Werbetafel vor der Bäckerei und legte eine Vollbremsung hin.
    Leonhardt stieg aus und kam kurz darauf mit einer Tüte ofenfrischer Brötchen zurück. »Sie sind noch warm.«
    Bis sie das Eingangsportal der ehrwürdigen Polizeidirektion erreicht hatten, war die Wärme der Brötchen allerdings verflogen. Auf dem Weg zur Treppe riskierte Henne einen Blick zu Gitta, die den Empfangsbereich managte. Ihre Lockenpracht leuchtete in einem satten Violett. Henne schluckte. Gitta liebte Kunsthaar in jeder Form. Ob Perücken, Strähnen, Zöpfe, Dutte – sie musste alles haben, was die Bestände ihres Händlers

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