Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Bach runtergehen.« Er schüttelte den Kopf und verzog gleich darauf das Gesicht. »Tut Scheische weh, meine Rübe.«
    Die Tür der Baubude schwang auf, und Leonhardt und Gordemitz kamen herein.
    Henne winkte seinem Assistenten zu. »Ich telefoniere mal kurz.« Er wählte und hatte nach dem vierten Klingeln Frank Diener am Apparat. »Schwing dich in einen Wagen und komm her. Es gibt Arbeit. Ich habe hier zwei Pfeifen, deren Aussagen protokolliert werden müssen. Wer weiß, wie lange die noch in der Lage sind zu reden.« Seine Worte klangen laut in dem vollgestopften Raum. Wie eine düstere Drohung hingen sie in der Baubude.
    Heiligenbrand und Gordemitz sahen sich an. Heiligenbrand stand auf und öffnete den Mund. Henne drohte ihm mit der Faust und zeigte zur Tür. Der Dürre und Gordemitz machten, dass sie hinauskamen.
    »Wenn du fertig bist, kommst du nach. Sellings Prints fehlen uns noch in der Sammlung.« Henne schaltete das Handy aus.
    »Warum bestellen wir Selling und die beiden nicht in die Direktion? Gordemitz hat gesagt, nur sie, König, die Jakob und Selling haben Zutritt zur Baubude gehabt.« Leonhardt wies mit dem Kinn auf den Stapel Papier.
    »Taktik, vertrau mir.« Henne verschwieg, dass er einen ganz persönlichen Grund hatte. Mussten die Männer antanzen, dann war auch an Miriam die Reihe. Es gab keinen Grund, sie anders als die übrigen Verdächtigen zu behandeln. Außer …
    Selling empfing Henne und Leonhardt mit unbewegtem Gesicht. Da der große Tisch in seinem Büro über und über mit Kartons vollgestellt war, bat sie Selling auf die Stühle, die ihm am Schreibtisch gegenüber standen. Auf sonderbare Weise glich der Bauunternehmer dem Ficus, der innerhalb der letzten Tage auch noch die letzten Blätter abgeworfen hatte.
    »Sparen Sie sich die Ausflüchte, wir wissen Bescheid. Sie haben König erpresst«, sagte Henne, ohne auf die Begrüßung Sellings einzugehen.
    »Wieso … Ich meine, weshalb …?«
    »Ein Kollege wird Ihre Fingerabdrücke nehmen. Wenn sie mit unseren Unterlagen übereinstimmen, sieht es schlecht für Sie aus.«
    »Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.« Sellings Blick flackerte, sein Mund zuckte nervös. Er griff nach der Tasse, die vor ihm stand, doch seine Hände zitterten. Der Löffel klingelte am Porzellan, und Selling setzte die Tasse wieder ab.
    Leonhardt sagte: »Sprechen Sie sich aus, das erleichtert vieles.«
    Eine Träne löste sich aus Sellings rechtem Auge und rollte im Zeitlupentempo die Wange hinab. Er machte keine Anstalten, sie abzuwischen.
    Henne schob die Unterlippe vor. »Machen Sie schon, ehe ich ungeduldig werde.«
    »Versprechen Sie mir, dass meine Frau nichts davon erfährt?«
    »Kommt darauf an«, antwortete Henne.
    Selling schluckte. »Ich fahre ab und zu nach Dresden in die Sauna …« Er brach ab.
    »Daran ist nichts Ungesetzliches.«
    »Das nicht. Aber … Also, diese Sauna ist eher ein Gay-Club.«
    »Auch das ist legal.«
    »Meine Frau weiß nichts davon. Noch nicht.«
    Henne spannte seinen Körper. Endlich hatten sie etwas, er spürte es. »Wer ist es?«
    »Dankwarts Spürhund, dieser dürre, abgewrackte Kerl. Er hat mich gesehen und muss es Dankwart gesteckt haben.«
    Heiligenbrand, diese Ratte. Mit einem Mal bedauerte Henne es, dass er dem Kerl nicht gleich die Faust in die geschwollene Backe gerammt hatte. Typen, die sich als Tugendwächter aufspielten, hatten keine andere Behandlung verdient.
    »Jedenfalls hat mir Dankwart unmissverständlich zu verstehen gegeben, was er von mir erwartet«, sagte Selling.
    Henne verstand. »Lieferung ohne Bezahlung. Sie hätten ablehnen sollen.«
    »Wie denn? Er hat gedroht, es meiner Frau zu sagen. Sie hätte mich auf der Stelle verlassen.«
    »Wäre das so schlimm?«
    »Ich wäre erledigt. Ich führe zwar die Firma, aber im Grunde gehört alles meiner Frau. Familienerbe, ohne sie gehört mir kein Cent.« Selling fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Als er sie wieder sinken ließ, war seine Krawatte verrutscht. »Mein Vater hatte im Frühjahr einen Schlaganfall. Den vierten in den letzten zwei Jahren. Ich kann ihn nicht einfach sich selbst überlassen. Wissen Sie, was die Betreuung kostet? Unsummen.«
    »Ich weiß«, sagte Leonhardt. »Mein Vater ist auch ein Pflegefall.«
    Henne hatte Leonhardts Vater als einen vor Lebenslust sprühenden Mann kennengelernt. Als er ihn in einem Gitterbett hatte liegen sehen, hatte er ihn kaum wiedererkannt. Ein Mann, der mit dem Leben abgeschlossen hatte. »Ihrer

Weitere Kostenlose Bücher