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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Frau muss doch auffallen, dass Sie ohne Rechnung liefern«, sagte er.
    »Die Buchführung ist ihr egal. Sie interessiert nur das, was am Monatsende auf dem Konto ist. Ich arbeite hart, da bleibt genug übrig.«
    »Sie mussten immer befürchten, König könnte Ihr kleines Geheimnis herausposaunen. Das muss Sie belastet haben. Wurde es vielleicht manchmal so schlimm, dass Sie König gerne aus dem Weg geräumt hätten?«, fragte Leonhardt.
    »Nein«, flüsterte Selling. »Ich habe ihn gehasst, das gebe ich zu. Aber ich kann keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    Henne musterte Sellings Hände. Sie waren kräftig genug, um zuzuschlagen. Einer wie der brauchte nicht zu Gift zu greifen. »Wir werden Ihre Aussage überprüfen.«
    »Und meine Frau?«
    »Wenn es sich machen lässt, bleibt die Sache unter uns.«

ACHT
    Wie die meisten Ämter war das Bauamt im Technischen Rathaus untergebracht, einem aus mehreren Häusern bestehenden Bürokomplex im Ostteil der Stadt, genau genommen zwischen Ost und Süd. Die Kommissare liefen an der Außenseite des Gebäudes entlang.
    »Guck mal«, sagte Henne und zeigte auf die Fenster im Erdgeschoss, durch die man Mitarbeiterinnen an ihren Schreibtischen sitzen sah. »Wie im Zoo.«
    »Ich würde verrückt werden, wenn mich andauernd jemand anstarren würde.«
    »Ich auch.«
    »Wetten, dass die Mädels abgehärtet sind?« Henne klopfte an ein gekipptes Fenster. Eine hagere Frau mit einem schmutzig blonden Dutt schaute über den Rand ihrer Brille.
    »Wissen Sie, wo die Baubehörde sitzt?«, rief Henne durch den Fensterspalt.
    »Keine Ahnung.« Das Fenster krachte zu, die Innenjalousie rasselte nach unten.
    »Äußerst liebenswürdig«, brummte Henne.
    Sie stiefelten zum Nachbarhaus und traten durch die Eingangstür ins Innere. Auch hier schien niemand zu wissen, wo sie die Baufritzen finden konnten.
    Eine freundliche Mitarbeiterin schaute in das Telefonverzeichnis und sagte: »Melden Sie sich im Haupteingang im Haus A. Die Kollegen von der Pforte müssten sich auskennen.« Es klang wie eine Frage.
    In Haus A schaute der Pförtner, ein in eine blaue Uniform gekleideter älterer Mann nur flüchtig auf und murmelte: »Haus B, zweite Etage. Falls das Bauordnungsamt nicht schon wieder umgezogen ist.«
    Von Haus A ging es nach Haus B, das Bauordnungsamt war nicht zu finden.
    Ein Mann erbarmte sich ihrer und bat sie in sein Büro. Das Zimmerschild wies ihn als Herrn Bästlein aus. Funktion: Verwaltungsleiter.
    »Wir suchen jemanden, der uns mehr über die Verfahrensweise bei der Vergabe von Bauaufträgen sagen kann«, sagte Henne, nachdem er sich vorgestellt hatte.
    Bästlein tippte auf der Tastatur seines Computers herum. »Ermitteln Sie wegen König?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich zähle eins und eins zusammen.«
    Henne verdrehte innerlich die Augen. Einer von den ganz Schlauen.
    »König war der größte Auftragnehmer der Stadt. Jetzt ist er tot, und die Bul… äh, die Polizei fragt nach ihm. Alles klar.« Bästlein strahlte, als hätte er soeben eine bahnbrechende Entdeckung gemacht.
    Henne hätte viel darum gegeben, wenn er auch endlich klarsehen würde, so wie Bästlein. »Sonst noch irgendwelche Erkenntnisse?«
    Bästlein tippte auf den Bildschirm. »Konrad Wittler, Hochbauamt, Nachbarhaus, sechste Etage. Zu dem müssen Sie, wenn Sie Näheres wissen wollen.«
    »Ich denke, das Bauordnungsamt ist zuständig.«
    »Falsch, Wittler ist Ihr Mann. Soll ich Sie ankündigen?«
    »Lassen Sie mal, wir finden schon hin«, sagte Leonhardt.
    Henne bewunderte den Optimismus seines Assistenten und zwang sich zu einem Lächeln. Er fühlte selbst, dass es misslang.
    Bästlein musste sie doch angemeldet haben, denn Wittler musterte sie durch seine dicke Brille, als sie eintraten.
    »Ich habe nur ein paar Minuten Zeit für Sie«, sagte er, kaum waren Henne und Leonhardt durch die Tür getreten. »Wenn Sie Informationen zu Bauvorhaben wollen, müssen Sie sich an die Pressestelle wenden. Ich bin sowieso nicht befugt, Auskünfte zu geben.«
    »Ach was, uns geht es um andere Dinge.« Tisch und Schreibtisch waren leer. Weiß der Geier, welche wichtigen Dinge dieser Bürohengst zu erledigen hatte. Schreibarbeit schien es jedenfalls nicht zu sein.
    Wittler, der schon halb im Stehen begriffen war, sackte zurück auf seinen Stuhl. »Fragen Sie, aber machen Sie es kurz. Ich habe zu tun. Termine, da kann ich nichts schieben. Sie hätten sich anmelden sollen.«
    Henne verschränkte die Arme. »Wir möchten gerne wissen,

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