Leipziger Affären - Kriminalroman
»Stimmt es, dass Sie mit Ihren Zahlungen im Rückstand sind, Herr Kommering?«
»Es ist nur eine vorübergehende Zahlungspause. Ich kann Ihnen versichern, ich bin solvent. Ich habe es nicht nötig, mich bestechen zu lassen.«
»Fünf Monatsraten zu je zweieinhalbtausend. Macht insgesamt zwölftausendfünfhundert.« Das war eine Stange Geld.
Kommering warf den Füller auf den Tisch. »Ich habe es einfach vergessen.«
»Natürlich.« Leonhardt runzelte die Stirn. Kommering griff nach Strohhalmen. Niemand vergaß so einfach mal zwölftausendfünfhundert Euro.
»Ende März habe ich die Bank gewechselt. Meine Finanzierung läuft jetzt über die Sparkasse.«
Leonhardt nickte. Wie Frank von seiner Freundin erfahren hatte, war Kommering tatsächlich erst seit April Kunde der Sparkasse. Leonhardt hatte Franks Aktenvermerk gelesen.
»Ich bin viel unterwegs. Ich hatte noch keine Zeit, einen neuen Dauerauftrag einzurichten. Glauben Sie es oder lassen Sie es bleiben.« Kommering gähnte unverhohlen, und Leonhardt fragte sich, ob der Baudezernent tatsächlich so müde war oder nur selbstsicher wirken wollte.
»Ich kann Ihnen nur empfehlen, Ihre Bauvergaben der letzten Monate zu untersuchen. Informieren Sie uns, wenn Sie fündig werden. Ich habe da so eine Ahnung, dass wir nicht lange warten müssen«, sagte Henne.
Auch Leonhardt glaubte, dass Kommering auf Korruptionshinweise stoßen würde. Dem hingegen schien ihre Meinung egal zu sein. Er blätterte in seinem Kalender herum und war schon drei Monate weiter. Vermutlich würde sich Kommering doch nicht so schnell mit der Prüfung der Bauvorhaben befassen wollen.
Als sich die Kommissare verabschiedeten, blickte Kommering kaum auf.
Draußen sagte Henne: »Mensch, Hagen, das war richtig klasse von dir.«
»Hältst du Kommering für einen weiteren Tatverdächtigen?«
Henne winkte ab. »Würdest du die Gans, die Eier legt, schlachten?«
»Kaum.«
»Falls Kommering von König bestochen wurde, dann hatte er ein Interesse daran, dass König weiter löhnt. Als Mörder kommt er nur in Betracht, wenn er von König erpresst wurde. Darauf aber weist nichts hin«, sagte Henne.
Leonhardt kratzte sich im Genick. »Zu blöd.«
»Schau dich mal in seinem Wohnviertel um. Vielleicht findest du jemanden aus der Nachbarschaft. Die Leute reden gern, vor allem über Leipzigs sogenannte Berühmtheiten. Kommering dürfte dazu zählen, zumindest lässt sich die Tagespresse oft genug über ihn aus.«
Henne kehrte in die Polizeidirektion zurück. Er winkte Gitta gut gelaunt zu. Sie hatte den Angela-Davis-Verschnitt abgelegt. Vielleicht war ihr darunter zu warm geworden. Ihr braunes Naturhaar jedenfalls gefiel ihm weit besser.
Sie winkte aufgeregt zu ihm herüber, doch so weit war es mit ihm nun doch noch nicht gekommen, dass er mit Gitta Gespräche über Frisuren führen wollte. Als er seine Bürotür erreicht hatte, ahnte er allerdings, dass Gitta ihn nur hatte warnen wollen.
Schuster hatte hektische rote Flecken im Gesicht. Wie eine Lokomotive kam er den Gang entlanggedampft und hielt direkt auf Henne zu. »Zu mir, Heine, sofort!« Ohne eine Antwort abzuwarten, machte er auf dem Absatz kehrt.
Henne blieb nichts übrig, als sich ergeben in sein Schicksal zu fügen. Der Kaffee musste warten.
»Was haben Sie sich bloß dabei gedacht«, sagte Schuster, als sie sich in seinem Büro gegenübersaßen. »Der Oberbürgermeister hat bei mir angerufen. Er hat geschäumt, und ich kann es ihm nicht einmal verdenken.«
»Aber …«
»Sie spazieren einfach so bei einem der wichtigsten Männer der Stadt ins Büro und werfen ihm Korruption und Bestechlichkeit vor.«
»Aber …«
»Und womit begründen Sie diesen Verdacht? Mit vertraulichen Daten des Baudezernenten. Das stelle man sich vor.« Mit einer Miene, die zwischen empört und verzweifelt schwankte, schüttelte Schuster den Kopf. »Ich kann es einfach nicht glauben.«
Vertraulich oder nicht, bei einem Mordfall konnte man nicht auf alles Rücksicht nehmen. »Wir mussten Kommering ein bisschen aufrütteln. Immerhin geht es um einen Mord«, sagte Henne.
»Zählt der Baudezernent zu den Verdächtigen?«
»Das wird sich herausstellen.«
»Eine klare Antwort, wenn ich bitten darf.« Schuster wippte mit dem Fuß.
»Bis jetzt ist er sauber. Aber …«
»Dann lassen Sie ihn gefälligst in Ruhe.«
»Ich ermittle, nicht mehr und nicht weniger.«
»Noch, Heine, noch ermitteln Sie. Sehen Sie sich vor, meine Geduld hat Grenzen.«
Henne starrte
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