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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Franks Mundwinkel und verstand. »Du und deine blöden Filme.«
    »›Casablanca‹ ist nicht blöd.«
    Zu Leonhardts Leidwesen nahmen sie Hennes Wagen. Ehe Leonhardt einstieg, versuchte er, die Hundehaare vom Polster des Beifahrersitzes zu entfernen. Vergebens, sie hingen fest wie Kletten. Brummend ließ er sich auf den Sitz fallen und nahm missbilligend zur Kenntnis, dass sie auch vor seiner dunklen Hose keinen Halt machten.
    »Widerlich«, knurrte er.
    »Kauf dir eine Fusselbürste.«
    »Die Hose war teuer.«
    »Dann sollte sie die paar Haare überstehen.«
    Leonhardt pflückte wortlos am Stoff herum. Als Henne in die Prager Straße bog, gab er seine Bemühungen auf. »Der Parkplatz.« Er zeigte nach vorn, wo sich linker Hand hinter dem Ostplatz zahlreiche Parkzonen befanden. Im selben Moment wurde ihm klar, dass er sich die Mühe hätte sparen können. Wie immer ignorierte Henne den Hinweis und hielt direkt vor dem Eingangsbereich auf dem Fußweg. »Keine gute Idee«, sagte er trotzdem. »Du stehst praktisch vor den Nasen der Politessen.«
    »Na und?« Henne warf eine Kopie seines Polizeiausweises hinter die Windschutzscheibe.
    Leonhardt schüttelte den Kopf und stieg aus. Warum musste Henne seine Warnungen ständig ignorieren? Er meinte es doch bloß gut. An der Eingangstür wartete er, bis Henne zu ihm aufgeholt hatte.
    Diesmal kannten sie den Weg.
    Kommerings Sekretärin blieb vor Schreck der Mund offen stehen, als sich Henne vor ihr aufbaute.
    »Machen Sie mal schnell«, sagte Henne, »und sagen Sie Ihrem Boss, dass wir da sind.«
    »Das ist unmöglich. Er ist nicht zu sprechen.«
    Leonhardt hätte sie warnen können. Henne kannte das Wort »unmöglich« nicht. Er freute sich schon auf seine Reaktion.
    »Wetten, dass?« Henne beugte sich zu der Sekretärin, bis sich ihre Nasen fast berührten.
    Die beiden fixierten sich, doch die Sekretärin ließ sich nicht so leicht einschüchtern.
    »Ihr Termin ist morgen«, erklärte sie mit lauter Stimme.
    »War, Schätzchen. So wie ich das sehe, ist er jetzt sofort«, sagte Henne mit einer Miene, die Leonhardt gut kannte. Henne stand kurz davor zu explodieren.
    »Herr Kommering ist sehr beschäftigt, das müssen Sie verstehen.«
    Henne war augenscheinlich anderer Meinung. Er schob sie einfach beiseite und marschierte geradewegs in Kommerings Büro. Leonhardt folgte ihm. Die Sekretärin stürzte hinterher.
    Der Baudezernent lag auf einer Couch. Er musste ein Nickerchen gehalten haben, aber vom Lärm aufgeschreckt rappelte er sich auf. Verwirrt fragte er: »Was ist hier los?«
    »Kriminalpolizei.« Henne zückte seine Dienstmarke.
    »Schon gut.« Kommering winkte der Sekretärin, dass alles in Ordnung sei. »Sie müssen entschuldigen«, wandte er sich an die Kommissare. »Jetlag. Ich bin heute Morgen direkt aus Houston gekommen. Eine Konferenz der Stadtentwickler und Bauplaner, höchst spannend.«
    »Wir interessieren uns durchaus für Ihre Arbeit, aber auf andere Weise«, sagte Henne.
    Kommering nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. »Wenn Sie sich bitte deutlicher ausdrücken würden …«
    »Es besteht der Verdacht, dass es bei der Vergabe von Bauaufträgen zu – sagen wir – Unregelmäßigkeiten kommt.«
    »Das dürfte eine Unterstellung sein. Woher wollen Sie das überhaupt wissen?«
    Leonhardt sah, dass Kommerings linkes Augenlid nervös zuckte.
    »Ein Vogel hat es mir gezwitschert«, sagte Henne.
    »Ihr Chef wird sich freuen, Ornithologen unter seinen Mitarbeitern zu haben.«
    Zu Leonhardts Überraschung blieb Henne ruhig. Ohne die Stimme zu heben, sagte er nur: »Wie ist es nun: Kann es sein, dass Aufträge gegen Schmiergeld vergeben werden?«
    »Undenkbar, doch ich werde es untersuchen lassen, wenn Sie mir sagen, um welche Bauaufträge es gehen soll. Genügt Ihnen das?« Kommering spielte mit seinem Füller.
    »Wer in Geldschwierigkeiten steckt, lässt sich gewöhnlich eher bestechen als jemand, der keine Probleme hat.«
    »Meine Mitarbeiter verdienen alle genug. Sie haben kein Zubrot nötig.«
    Eine nette Bezeichnung für Schmiergeld. »Ihre Villa«, sagte Leonhardt. »Da liegen Sie bei den Hypothekenzahlungen im Rückstand. Fünf Monatsraten, wenn ich mich nicht irre.« Er fühlte Hennes erstaunten Blick im Rücken. Er hatte ihm nicht verraten, dass er sich umgehört hatte.
    Kommering schnappte nach Luft. »Wie kommen Sie an meine persönlichen Daten?«
    »Eine Routineabfrage bei Korruptionsvorwürfen, Herr Baudezernent.«
    Henne trat an Leonhardts Seite.

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