Leipziger Affären - Kriminalroman
sie das bewerkstelligen? Alexa verriegelte gewöhnlich die Tür, wenn sie ein Bad nahm.
Sie schaute in den Medikamentenschrank. Sollte sie Alexa Tabletten ins Essen mischen? Ein starkes Herzmittel vielleicht oder doch besser Rattengift?
Sie verwarf den Gedanken, beides war zu gefährlich. Alexas Tod musste wie ein Unfall aussehen. Da kam ihr ein Gedanke. Sie ging in Dankwarts Arbeitszimmer, wo der Computer stand. Es hatte lange gedauert, bis sie damit umgehen konnte. Sie hatte sogar einen Kurs an der Volkshochschule belegt, ganz im Geheimen. Dankwart und das blonde Dummchen hatten davon nichts mitbekommen. Mittlerweile kannte Fleur sich mit der Technik aus, im Laufe der Zeit war sie sogar richtig gut geworden. Dankwarts Passwort hatte sie zufällig entdeckt, als er einmal seinen Kalender vergessen hatte.
Sie schaltete das Gerät an und loggte sich ins Internet ein. Sie surfte von Website zu Website. Manche Stellen las sie laut. Erschienen sie ihr nützlich, druckte sie die Seiten aus. Sie verglich, sortierte, wog ab. Zu viel nutzloses Zeug, stellte sie fest, als sie die Sammlung prüfte. Der größte Teil war etwas für Anfänger, nicht für sie. Allmählich aber rundete sich das Bild, und zu guter Letzt hatte sie alles, was sie brauchte. Sie lehnte sich in den schweren Schreibtischsessel zurück, faltete die Hände und schloss die Augen. Ihr Plan war perfekt.
DREIZEHN
Ein leichter Nieselregen hüllte die Stadt in einen grauen Schleier. Das Kopfsteinpflaster glänzte dunkel, als Henne am Neuen Rathaus vorbei zur Burgstraße marschierte, wo das Regionalkirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche seinen Sitz hatte. Aus den sichergestellten Unterlagen aus Königs Wohnung war hervorgegangen, dass das dortige Baupflegebüro König mehrfach beauftragt und regelmäßig bezahlt hatte. Nun wollte sich Henne persönlich ein Bild davon machen.
Im Erdgeschoss des Gebäudes lief ihm eine ältere Dame über den Weg. Sie verwies ihn an Frau Markert, die ihr Büro im ersten Stock hatte.
Frau Markert war eine Frau in Hennes Alter, deren ausgeprägtes Kinn auf Energie und Willenskraft schließen ließ. Sie stellte sich als zuständige Ingenieurin des Regionalkirchenamts vor.
»Sie wundern sich?«, fragte sie.
»Ich hab mit einem Mann gerechnet«, gab Henne zu.
Frau Markert lächelte feinsinnig und sagte nichts.
»Bestimmt haben Sie schon erfahren, dass Dankwart König tot ist«, sagte Henne.
»Sein Tod ist sehr bedauerlich. Es ist ein großer Verlust.«
Abwarten, dachte Henne. »Sie waren also mit ihm zufrieden?«, fragte er.
»Mehr als das. Er hat gute Arbeit geleistet. Immer pünktlich, immer gute Qualität.«
»Das sollte man voraussetzen können.«
»Natürlich, aber gerade auf dem Bau kann vieles schieflaufen. Das Wetter, Genehmigungen, Materialmängel – es gibt jede Menge Faktoren, die den Baufortschritt beeinflussen.«
»Bei König war das nicht so?«
»Er war eine Ausnahme.« Frau Markert nickte, als wolle sie ihre Worte bekräftigen. »Es ist traurig, aber nicht alle Firmen sind seriös.«
»Wissen Sie, ob er für seine anderen Auftraggeber ebenso gut gearbeitet hat?«
»Ich nehme es an, jedenfalls habe ich nichts Gegenteiliges gehört. Schlechte Arbeit spricht sich herum.«
»Was passiert denn jetzt mit Ihren Bauprojekten? Werden sie fertiggestellt oder erst einmal auf Eis gelegt?«
»Natürlich müssen wir sehen, dass die angefangenen Bauarbeiten fortgeführt werden. Bislang liegt nur ein Angebot vor. Es scheint, als würden sich die Unternehmer scheuen, Königs Aufträge zu übernehmen.«
»Sie finden bestimmt noch jemand.« In Leipzig gab es mehr als genügend Bauunternehmer. Hennes fragte sich, warum sich die nicht für die Aufträge interessierten.
»Hoffentlich haben Sie recht. Konkurrenz belebt das Geschäft.«
»Dieser eine, der ein Angebot gemacht hat, wer ist es denn?«
»Der Name wird Ihnen wenig sagen. Lutz Zogstädt.«
Henne war wenig verwundert, im Dekanat der römisch-katholischen Kirche Ähnliches wie im Regionalkirchenamt der evangelischen Kirche zu hören. Auch dort war man mit König überaus zufrieden gewesen, auch dort hatte sich Zogstädt umgehend bereit erklärt, die begonnenen Aufträge fertigzustellen.
Im Grunde konnte man dem Unternehmer nicht vorwerfen, dass er sich um die Aufträge bewarb. Trotzdem war es sonderbar, dass er ausgerechnet überall dort auftauchte, wo König bislang im Sattel gesessen hatte. Entweder hatte Zogstädt einen guten Riecher, oder er wusste
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