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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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beseelt davon, dass etwas von ihm nach seinem Tod zurückbleiben sollte. Männer zeugen Kinder, um in ihnen fortzuleben. Dankwart war zeugungsunfähig. Männer pflanzen Bäume, aber er hat den Wald gehasst. Also hat er Häuser gebaut. Dafür hat er gelebt.«
    Miriam verzog den Mund zu einem hilflosen Lächeln. Auf einmal wirkte sie zart und zerbrechlich. Henne verstand nicht, wie er glauben konnte, dass sie irgendetwas mit Königs Tod zu tun haben könnte. Er beugte sich vor und wischte ihr den Streifen ab. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen.
    »Und was geschieht, wenn solche Träume zerplatzen?«, fragte er sanft. »König war pleite, wie du weißt. Kein Geld, keine Projekte. Er konnte keine Häuser mehr bauen.«
    »Er hätte einen Ausweg gefunden, glaub mir.« Ihr Körper versteifte sich, und Henne ließ sie los.
    Sein Blick fiel auf die Funde der Spurensicherung, die auf dem Tisch ausgebreitet waren. Fragmente von Fußabdrücken im getrockneten Schlamm, Holzsplitter. Als er sein Büro verlassen hatte, hatten sie noch nicht da gelegen. Vermutlich wollte Frank ihn auf etwas aufmerksam machen.
    Er ergriff ein Tütchen, das einen kleinen weißen Knopf mit vier Löchern enthielt, wahrscheinlich von einem Hemd. »Könnte der König gehören?«, fragte er und reichte die Tüte zu Miriam weiter.
    Sie schaute sich den Knopf genau an. »Möglich.«
    Henne durchblätterte den Laborbericht. Seine Narbe zwickte wie immer, wenn er aufgeregt war. Er fand die Stelle, die er gesucht hatte. Königs Kleidung war analysiert und untersucht worden. Im Bericht fand sich kein Hinweis, dass ein Knopf fehlte. Auch, was mögliche DNA auf dem verdammten Knopf betraf – Fehlanzeige. Man hatte ihn in einer Pfütze unmittelbar neben der Leiche gefunden. Das Umfeld war mit unzähligen, nicht identifizierbaren DNA -Spuren zugemüllt gewesen. Haare, Hautpartikel und Urin, dazu Zement und Kalk, eine Baustelle eben.
    Seine Narbe pulste stärker. Um sicher zu sein, dass der Knopf König gehörte, mussten sie seinen Kleiderschrank auseinandernehmen. Es war ein Heidenaufwand, aber unerlässlich. »Komm mit«, sagte er.
    Miriam zuckte zusammen. »Bin ich verhaftet?«
    »Wir sehen uns in Königs Wohnung um.«
    »Du und ich?«
    Henne nickte. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass Miriam dabei sein sollte, wenn er noch einmal Königs Sachen durchwühlte. Warum, hätte er nicht sagen können. Doch zum Glück musste niemand davon erfahren. Den Schlüssel zu Königs Wohnung ließ er vorsorglich liegen.
    Die Läden hatten schon geschlossen, die Fenster bildeten dunkle Augen in der Häuserfront. Nur aus den Kneipen fielen schmale Lichtstreifen auf das Pflaster, doch hinter den Türen gähnte Leere. Für die Freisitze vor den Restaurants war es zu kalt.
    Sie überquerten den Markt, gingen unter den Arkaden entlang und bogen in die Grimmaische Straße ein. Eine Straße weiter liefen sie Richtung Neumarkt, um kurz vor dem Riquet-Haus erneut abzubiegen.
    Der Gastraum hinter den großen, hell erleuchteten Fenstern war leer. Für einen kurzen Moment glaubte Henne Alexas Blondschopf durch die Scheiben des Riquet-Cafés zu sehen. Um sie würde er sich später kümmern müssen.
    Die Ritterstraße lag wie tot. Es herrschte Feierabendstimmung. Niemand sah sie, als sie vor Nummer 9 haltmachten. Henne zog einen Dietrich aus der Hosentasche.
    »Was ist das?«, fragte Miriam.
    »Ein nützliches Ding«, sagte er. »Das Geschenk eines notorischen Einbrechers.«
    Er hatte den Dietrich vom flinken Karlchen, einem Kleinkriminellen, der sein Handwerkszeug als Zeichen der Besserung Leonhardt vererbt hatte. Leonhardt hatte den Dietrich in den Mülleimer gestopft, und von dort war er auf direktem Weg in Hennes Tasche gewandert.
    Henne schob den Dietrich ins Schloss. Die Tür öffnete sich mit leisem Knacken.
    »Schau an, was für ein geschickter Einbrecher du doch bist«, sagte Miriam und schnalzte mit der Zunge.
    »Sehr geschickt«, bestätigte Henne.
    Er schaltete das Licht im Treppenhaus an. Eine Lampe war kaputt, er fluchte leise. Im diffusen Licht der restlichen Lampe tastete er sich zur Treppe. Dabei hielt er Miriam an der Hand. Sie stiegen hinauf. Auf dem ersten Zwischenpodest war es heller. Die Lampen aus den oberen Stockwerken waren alle intakt. Henne ließ Miriam los. »Beeilen wir uns«, flüsterte er und ging schneller.
    An Königs Wohnungstür klebte noch das Polizeisiegel. Ein Witzbold hatte ihm seine eigene Handschrift aufgedrückt: Die Elf hinter dem

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