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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Kommissariat zierte ein Smiley.
    Henne riss das Siegel ab und steckte es in die Tasche. Wieder kam der Dietrich zum Einsatz. Ein kurzer Dreh und die Tür schwang auf. Sie traten in den Wohnungsflur. Henne meinte Schritte im Treppenhaus zu hören und lauschte. Doch nein, er hatte sich geirrt. Alles war still. Vielleicht hatten ihm die Nerven einen Streich gespielt. Er runzelte die Stirn und klinkte die Tür sorgfältig ein.
    Miriam war indessen ins Wohnzimmer gegangen. »Hier hat er also gelebt«, murmelte sie.
    »Ich dachte, du kennst die Wohnung.«
    »Wir haben uns immer bei mir getroffen.«
    »Jetzt weißt du, wie er gewohnt hat, aber fass bitte nichts an.«
    Draußen war es dämmrig geworden. Miriams Körper zeichnete sich vor dem grauen Fenster ab, ein schwarzer Schattenriss. Sie stand ihm zugewandt. Ihr Gesicht lag im Dunkeln.
    Henne spürte, wie er hart wurde. Großer Gott! Alles, nur das nicht. »Ich verschwinde kurz mal im Bad«, krächzte er.
    Das Neonlicht in dem weiß gekachelten Raum beruhigte ihn. Er öffnete den Hahn und schöpfte sich Wasser ins Gesicht, bis seine Erregung abebbte.
    Zurück in der Stube ließ er die Rollläden herab, dann schaltete er den Deckenstrahler ein.
    Miriam stand noch immer am Fenster. Das grelle Licht enthüllte feine Falten auf ihrer Stirn.
    Henne besann sich, weswegen er in Königs Wohnung gekommen war. Der Knopf. »Ich schaue mir seine Klamotten an.«
    Die Hemden und Hosen hingen unverändert akkurat auf den Bügeln. Die Spurensicherung war behutsam gewesen. Mit geübten Griffen tastete sich Henne Stück für Stück voran. Eine Stunde später wusste er, dass die Knöpfe an allen Kleidungsstücken komplett waren. Nirgends fehlte einer. Blieben die Kleider Königs in der Villa. Falls der Knopf nicht von König stammte, dann vielleicht von seinem Mörder. Henne ließ sich neben Miriam auf die Couch fallen.
    »Was hast du erwartet?«, fragte Miriam.
    Henne hob die Schultern. »Eine Eingebung, einen Hinweis, etwas in der Art.«
    »Man sollte meinen, davon gäbe es mehr als genug.«
    »Ach ja?«
    »Du hast selbst gesagt, dass Dankwart Feinde hatte.«
    »Nicht jeder Feind ist automatisch ein Mörder.«
    »Du stocherst im Trüben«, sagte Miriam.
    »Na, na.«
    »An deiner Stelle würde ich mir Dankwarts Witwe vornehmen.«
    Das hatte Henne ohnehin vor, doch von Miriam wollte er sich nicht in die Karten gucken lassen. »Du bist nur eifersüchtig, deshalb verdächtigst du Frau König.«
    »Intellekt, mein Lieber. Ich habe nachgedacht. Die schöne Alexa hatte einen Grund, Dankwart loszuwerden. Sie ist seine Erbin.«
    Leonhardt hatte mit dem Anwalt der Familie gesprochen. Das Ergebnis schlummerte in irgendeinem Ordner der Ermittlungsakte. Henne verwünschte seine Nachlässigkeit. »Woher weißt du das?«
    »Er hat es mir erzählt.« Miriam betrachtete ihre Schuhe.
    »Einfach so?«
    »Einfach so.«
    Eine Lüge, Henne spürte es sofort. »Ich frage mich noch immer, warum sie dich angerufen hat.«
    Miriam wusste sofort, was er meinte. »Vielleicht hat es ihr ja Spaß gemacht, mich anzurufen. Vielleicht wollte sie sehen, wie ich reagiere, wenn weder sie noch ich Dankwart haben konnten.«
    »Sie ist nicht der Typ dafür.«
    »Glaubst du?«
    »Welchen Grund sollte ich haben, das nicht zu glauben?«
    Miriam wurde rot. »Ich habe dich angelogen«, sagte sie leise. »Ich kenne die schöne Alexa besser, als du ahnst. Wir haben eine Zeit lang zusammengewohnt. In Mailand. Sie hat als Model gearbeitet, und ich habe in Mailand Architektur studiert.«
    »Aha.«
    »Das ist typisch.«
    »Was?« Henne fand, Miriam klang wie Erika, wenn sie sich streiten wollte.
    »Na, das.«
    »Ich habe keine Ahnung, was du meinst.«
    »Ich sage dir, dass ich gelogen habe, und du hast nur ein ›aha‹ dafür übrig.«
    »Was willst du denn? Soll ich dich anschreien? Soll ich toben? Ich bin es gewohnt, dass Verdächtige lügen.«
    »Ich dachte, dir liegt etwas an mir. Aber offenbar bin ich dir egal. Sonst würde dich mein Eingeständnis nicht so kaltlassen.« Miriam klappte ein Etui auf. Aus einem Fach am Deckel zog sie ein Stück Papier. Und ein Mundstück. Sie legte beides auf ihr Knie und füllte es mit dem grünen Kraut aus dem Etui. Mit geübten Handgriffen rollte sie das Ganze zu einer Tüte zusammen.
    Henne traute seinen Augen nicht. »Hast du sie noch alle?«
    Ungerührt rauchte Miriam den Joint an. »Willst du auch?«
    »Nicht zu glauben.« Henne stöhnte. »Du sitzt mit einem Polizisten in der Wohnung eines

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