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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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höre ja sonst so wenig von dir. Ich weiß gar nicht, wie es dir geht.«
    »Gut.« Henne schluckte an einem Stückchen Fleisch. Es war zart und saftig, genau wie er es liebte.
    »Bitte?«
    »Es geht mir gut.«
    Sie taxierte sein Gesicht. »Du siehst müde aus.«
    »Ich bin müde.«
    »Lässt dich Erika nicht schlafen?«
    Er nahm sich Nachschlag. Mit vollem Mund konnte er nicht reden.
    »Warum antwortest du nicht?«
    »Hm?« Von Hennes Löffel tropfte Brühe auf den Tisch. Schnell steckte er ihn in den Mund.
    »Ich wollte wissen, ob dich Erika nicht schlafen lässt.«
    »Doch, doch.«
    »Wie du meinst.« Pauline stand auf und spülte ihren Teller ab. »Wo ist sie?«, fragte sie.
    »Wer?«
    »Deine Frau, Henne. Wo ist denn Erika?«
    Henne schluckte den Bissen hinunter. »Sie ist bei einer Freundin und bleibt dort über Nacht«, sagte er dann. »Ich kann also durchaus in Ruhe schlafen.«
    »Fein.«
    »Wann … Ich meine, wie lange bleibst du?«
    »Nur zwei, drei Tage.«
    »Zwei oder drei Tage?« Er sprach lauter als beabsichtigt. Es gelang ihm nicht, das Entsetzen aus seiner Stimme zu verdrängen.
    »Ich mache dir keine Umstände. Ich will nur ein bisschen Zeit mit dir und Erika verbringen. Das ist doch wohl nicht zu viel verlangt, schließlich bist du mein Kind.«
    »Ich bin erwachsen, Mutter.«
    »Papperlapapp, du wirst immer mein Junge sein.« Sie holte eine Schachtel aus dem Kühlschrank. »Eis?«
    »Mit Nüssen und Sahne?«
    »Selbstverständlich.«
    Schon war Pauline dabei, die Walnüsse zu knacken, die in einer Schale auf dem Fensterbrett standen.
    Henne erinnerten ihre raschen Bewegungen an längst vergangene Sonntage, an Besuche von Verwandten und Freunden zur Kaffeezeit, vor denen er sich regelmäßig gedrückt hatte, um mit den Nachbarjungen Tischtennis und Fußball auf dem heruntergekommenen Spielplatz am Ende der Vorstadtstraße zu spielen, in der sie damals gewohnt hatten.
    »Hattest du einen guten Tag?«, fragte Pauline, während sie das Eis in eine Schale schichtete.
    »Es ging so.«
    Pauline wusch sich die Hände und trocknete sie an einem Wischtuch ab. Henne lächelte. Es war die gleiche Geste wie früher, nur dass sie zu Hause eine Schürze benutzt hatte. Soweit er wusste, besaß Erika keine Schürzen.
    Er schaufelte das Eis in sich hinein. Das Bettzeug für das Gästebett würde er im Schlafzimmerschrank finden. Er musste es nur noch beziehen. Pauline blieb über Nacht, und morgen würde er weitersehen.

ZWEIUNDZWANZIG
    Erika wusste nicht, wo sie sich befand. Es war duster, durch ein Fenster fiel nur ein schwacher Schein. In ihrem Kopf hämmerte es, als wäre sie gegen eine Wand gelaufen. Sie wollte sich an die Stirn fassen, doch sie konnte sich nicht bewegen. Eine dünne Schnur schnitt schmerzhaft in Arme und Beine. Sie ertastete mit den Fingern einen rauen Stoff, wahrscheinlich eine Decke. In ihren Fingern prickelte es, sie waren eingeschlafen. Als sie den Kopf zur Seite drehte, erkannte sie ein Regal, das mit Kisten und Tüten vollgestopft war. Ein muffiger Geruch stieg ihr in die Nase. Sie musste in einem Keller sein. Wieder bewegte sie die Finger. Das Prickeln wurde stärker.
    Mühsam hob sie den Kopf.
    Sogleich wurde ihr übel. Der Schmerz in ihrem Schädel steigerte sich zum Tuckern eines Presslufthammers. Fast wäre sie wieder in Ohnmacht gefallen. Sie wollte es nicht zulassen und zwang sich, tief Luft zu holen. Sie konzentrierte sich darauf, durch die Nase ein- und den Mund auszuatmen. Ihre Kehle war trocken. Das Schlucken fiel ihr schwer.
    Hinter ihr raschelte es. Eine dunkle Gestalt schob sich in ihr Blickfeld.
    »Sie sind also wach.«
    Erika blinzelte. Als sich die Gestalt bewegte, traf der Lichtschein auf dunkle, kurze Haare und ein markantes Gesicht.
    »Miriam Jakob.«
    »Schön, Sie erkennen mich also.«
    Erika spreizte vorsichtig ihre Finger. »Was wollen Sie?«
    »Denken Sie nach, dann kommen Sie schon darauf, weshalb Sie hier sind.«
    Das konnte nur mit Heinrich zusammenhängen. Erika fühlte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Sie ballte die Hände zur Faust. »Ich habe Ihnen nichts getan.«
    Miriam trat nah an sie heran und beugte sich zu ihr herunter. »Du willst mir Heinrich wegnehmen.«
    Das diffuse Licht reflektierte sich in ihren geweiteten Pupillen. Erika atmete auf, als sich die Jakob wieder aufrichtete.
    »Das kann ich nicht dulden. Das verstehst du, oder?«
    »Als ob das eine Rolle spielt.« Sie würde sich nicht einfach in das Los, das ihr die Jakob zugedacht hatte,

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