Leipziger Affären - Kriminalroman
ab. Deren Beine zuckten mittlerweile so stark, als wollten sie sich jeden Augenblick vom Körper lösen.
»Verdammt, hören Sie endlich auf«, brüllte Henne und umklammerte Fleurs dünnen Hals.
Fleur japste und rang nach Luft, doch noch immer drückte ihr ganzes Gewicht auf Alexas Kopf.
Leonhardt gelang es schließlich, sie von Alexa wegzustoßen. Er warf das Kissen beiseite und beugte sich über Alexa, deren Gesicht bereits blau angelaufen war. Sie hatte die Augen verdreht, sodass nur das Weiße zu sehen war, und schien nicht mehr zu atmen.
Leonhardt begann sofort mit der Herzdruckmassage.
Henne hielt nach wie vor Fleurs Hals zwischen den Händen. Ihre Augen quollen aus den Höhlen, da gab er sie frei.
Plötzlich hatte Fleur ein Messer in der Hand und stieß zu. Henne stockte, dann spürte er den Schmerz. Das Miststück hatte ihn doch tatsächlich verletzt.
Fleur holte erneut aus, doch diesmal war Henne schneller. Er packte ihr Handgelenk und verdrehte es, bis es mit einem harschen Knacken brach.
Fleur schrie auf. Sie ließ das Messer fallen und ging in die Knie. »Mein Arm, mein Arm! Was haben Sie gemacht?«
Eine Hand auf die blutende Stichwunde an seinem Bauch gepresst, fingerte Henne mit der anderen seine Handschellen vom Gürtel und ließ einen Ring um Fleurs linkes Gelenk schnappen. Er zerrte sie zur Fensterfront und befestigte den anderen Ring an einem Heizungsrohr.
Fleur hörte gar nicht mehr auf zu jammern. »Sie tun mir weh.«
Henne hockte sich neben Leonhardt, der mit den abwechselnden Herzdruckmassagen und der Mund-zu-Mund-Beatmung aufgehört hatte. Alexas Gesicht hatte etwas Farbe bekommen. »Wie geht es ihr?«
»Sie atmet wieder.«
»Gott sei Dank.«
»Wir brauchen einen Krankenwagen. Auch wegen dir.« Leonhardt zeigte auf das Blut, das zwischen Hennes Fingern hervorquoll.
»Das ist nichts weiter.«
»Überlass das den Ärzten.«
Unvermittelt wurde Henne übel. Er lehnte sich mit dem Rücken an das Bett und schloss die Augen. Pauline würde umsonst mit dem Essen auf ihn warten.
Erika war eingedöst.
Als die Tür aufschwang, schreckte sie hoch. Sie sah Miriam Jakob auf sich zukommen und schloss die Lider. Mit einem Ruck wurde der Klebestreifen von ihrem Mund gerissen. Der Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen.
»Heinrich ignoriert mich«, sagte die Jakob. Sie hielt Erika ein Handy ans Ohr. »Melde dich mit deinem Namen und sag, er soll tun, was ich verlange. Sonst hat er dich auf dem Gewissen.« Sie kniff Erika in die Wange. »Keine Spielchen, klar?«
Das Rufzeichen tutete.
Geh ran , flehte Erika im Stillen. Sie wollte in den Hörer schreien, dass sie im Keller dieser schrecklichen Jakob steckte, dass Henne die Adresse herausfinden musste, dass er sie …
Der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Erika brachte nur ein klägliches Schluchzen hervor.
Miriam Jakob rammte ihr den Hörer ans Ohr. »Melde dich!«
»Hier Erika, ich bin bei …«
Die Jakob riss das Telefon weg von Erikas Ohr. Gleichzeitig landete ihre Faust auf Erikas Nase. Diese konnte einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken.
»Blödes Weib, verdammtes! Das wirst du noch bedauern.« Die Jakob zog ein Messer aus der Jackentasche.
»Wenn Sie mich töten, wird er Sie hassen«, sagte Erika.
Miriam ließ ihre Hand vorschnellen. Sie krallte sich in Erikas Haar und wickelte sich eine Strähne um die Finger. Mit der freien Hand holte sie aus.
Erika sah Stahl aufblitzen und schrie auf. Es ratschte, dann war ihr Kopf frei. Sie schluchzte, als sie erkannte, dass es die Jakob nicht auf ihr Leben, sondern auf ihre Haare abgesehen hatte. Die abgeschnittene Locke verschwand in einem Umschlag.
»Das schicke ich Heinrich als Beweis. Das nächste Mal könnte es eines deiner Augen oder eine Hand sein. Bete, dass er auf meine Wünsche eingeht.«
Dann war Erika allein.
Leonhardt fummelte den Schlüssel ins Schloss. Er hielt sich nicht damit auf, zu klingeln. Soweit er wusste, spielte Erika noch immer die Spröde und war bei Ulrike untergeschlüpft. Da wurde mit einem Mal die Tür aufgerissen.
Leonhardt sah sich einer kleinen, drallen Frau gegenüber, die ihn argwöhnisch von oben bis unten musterte.
»Sie kenne ich doch«, sagte sie. »Hagen Leonhardt, stimmt's?«
Leonhardt nickte verblüfft.
»Wir sind uns vor Jahren mal bei einer Feier begegnet. Heinrichs Geburtstag, wenn ich nicht irre. Ich bin seine Mutter, Pauline Heine.«
Leonhardt dämmerte es. Aus irgendeinem Grund hatte er die energische Frau Heine in die
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