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Leitfaden China

Leitfaden China

Titel: Leitfaden China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Roth
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    Hong Kong, im November 2007 Hans Jakob Roth

Einleitung
    Was ist Kultur und wie begegnen wir anderen Kulturen?
    1. Der Kulturbegriff
    Eine Diskussion um die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen westlichen und östlichen Gesellschaften verlangt zuerst Klarheit über die Basis, auf der ein solcher Kulturvergleich stattfinden soll. Bereits bei dieser Frage stellen sich Probleme, da sich weder Anthropologie oder Ethnologie noch Psychologie und Soziologie bisher auf eine Kulturdefinition einigen konnten. In den fünfziger Jahren haben Kroeber und Kluckhohn eine Zusammenstellung der gängigen Kulturdefinitionen vorgenommen (Kroeber & Kluckhohn, 1952). Aus allen diesen Sichten leitet Kluckhohn im letzten, posthum veröffentlichten Werk folgende Definition von Kultur ab:
    «Kultur besteht aus Mustern, expliziten und impliziten, von und für erworbenes Verhalten und wird durch Symbole übertragen. Sie formt die prägnanten Errungenschaften von menschlichen Gruppen, einschliesslich deren Ausdruck in Werken. Der entscheidende Kern von Kultur besteht aus traditionellen (d. h. historisch entstandenen und ausgewählten) Ideen und im Speziellen den damit verbundenen Werten. Kultursysteme mögen auch als Produkte von Handlungen einerseits und als zukünftige Handlungen konditionierende Einflüsse andererseits verstanden werden». (Kluckhohn 1962, S. 73. Übersetzung durch den Autor).
    Schaut man rund fünfundzwanzig Jahre später die Kulturdefinition des Europarates an, so stellt man fest, dass sich die Sichten zwar entwickelt haben, dass aber immer noch keine Definition vorhanden ist, die einstimmig akzeptiert werden könnte:
    «Kultur ist alles, was dem Individuum erlaubt, sich gegenüber der Welt, der Gesellschaft und auch gegenüber dem heimatlichen Erbgut zurechtzufinden, alles was dazu führt, dass der Mensch seine Lage besser begreift, um sie unter Umständen verändern zu können» (Zitiert in Clottu 1975, S. 14).
    Immerhin wird in dieser Definition Kultur nicht mehr nur statisch verstanden, die Definition versucht vielmehr, auch den Begriff einer aktiven Kultur einzuführen. Trotzdem ist sie analytisch noch nicht präzise genug. Die zusammenfassende Definition von Kluckhohn geht ihrerseits nicht auf die verschiedenen Komponenten ein, welche zum Resultat der Symbole, Traditionen und Wertmuster führen.
    Auf der Definition des Europarates aufbauend lässt sich deshalb eine etwas andere Sicht der Kultur in den Raum stellen, die sowohl die Interaktionen des Individuums mit seiner natürlichen und sozialen Umgebung beinhaltet, die Auseinandersetzung der Gemeinschaft mit ihrer natürlichen Umgebung umfasst und auch auf die kommunikative Seite der Kultur eingeht.
    Die hier vorgeschlagene Definition kommt einerseits jenen Kulturdefinitionen entgegen, welche Kultur im Sinne von Kroeber und Kluckhohn nur statisch begreifen. Sie versucht andererseits aber auch, einer fliessenden Realität gerecht zu werden und damit einen moderneren, transkulturellen Ansatz weiter zu entwickeln, wie er in den moderneren Definitionen wie jener des Europarates angedeutet wird. Die Definition geht von den Interaktionen der Person mit ihrer natürlichen und sozialen Umgebung aus und sieht Kultur in erster Linie als
einen Prozess
oder
ein Instrument
,um die Herausforderungen zu bewältigen, die sich einer Person auf ihrem Lebensweg stellen. Diese Sicht von Kultur auf einer individuellen Ebene kann durch Aggregation für verschiedene soziale Ebenen vervollständigt werden und umfasst so auch Fragen um Gruppen-oder Nationalkultur. Erst in zweiter Linie ist Kultur auch
Resultat
dieser Auseinandersetzungen, sowohl was Kulturgüter wie Wertmuster früherer und heutiger Generationen betrifft. In diesem Sinn wäre sie dann auch als Tradition zu verstehen.
    Kultur als dynamisches Konzept
    Für den in dieser Studie vorgenommenen Kulturvergleich setzt sich Kultur deshalb aus drei Komponenten zusammen (siehe Graphik 1). Eine Komponente entsteht aus der Auseinandersetzung der Person mit ihrem natürlichen Umfeld. Wie sich der Mensch zu seiner natürlichen Umwelt verhält, wie er diese Natur wahrnimmt, sie zu beeinflussen sucht und gleichzeitig von ihr abhängt, bildet eine erste Einflusskomponente eines Kulturbegriffs, der die Realität fliessend wahrnimmt und sie interaktiv versteht. Eine Mongolin in Ulan Baator oder in ihrem Ger in der mongolischen Steppe ist mit einer anderen Natur und einem anderen Klima

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