Leitfaden Homöopathie (German Edition)
des völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheiten und Gebrechen“. Dieser affirmativen, fast schon als einklagbar angesehenen Forderung („Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000“ hieß es einmal) stehen andere Definitionen gegenüber,die Gesundheit als „normale“ oder „störungsfreie“ Funktion aller Lebensvorgänge beschreiben – eben als Abwesenheit von Krankheit.
Was ist Krankheit?
Im Deutschen leitet sich der Begriff ab von „kranc“, was schwach bedeutet. Im Englischen ist es das Gegenteil von Leichtigkeit, „dis-ease“. Das lateinische „morbus“ ist dem Tod, „mors“, klangähnlich und lebt in unserer Sprache im Wort „morbid“ weiter.
Krankheitsdefinitionen
Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, 100.–106. Auflage 1952
Krankheit [mhd. kranc, schwach, ahd. chranchoien, kraftlos werden]:
Störung der normalen Vorgänge im Körper oder in seinen einzelnen Teilen. – Rössle: Gesamtheit aufeinanderfolgender, abnorm gearteter Reaktionen eines Organismus oder seiner Teile auf einen krankmachenden Reiz.
Zetkin/Schaldach: Wörterbuch der Medizin, 6. Auflage 1973
Krankheit = Morbus (lat.):
Störung der normalen Funktion des Körpers bzw. seiner Organe u. Organsysteme.
Die K. ist das Resultat verschiedener von außen einwirkender Faktoren (Exposition, Milieu) in Zusammenhang mit der zeitweilig sich ändernden Anfälligkeit (Disposition) sowie der Reaktionseigentümlichkeit des Organismus (Konstitution).
ROCHE Lexikon der Medizin, 5. Auflage 2003
1.Subjektives und/oder objektives Bestehen körperlicher und/oder geistig-seelischer Störungen bzw. Veränderungen. Im Arbeitsrecht und in der Sozialversicherung der regelwidrige Verlauf leiblicher, seelischer oder geistiger Lebensvorgänge, der Krankenpflege notwendig macht und Arbeitsunfähigkeit zur Folge haben kann, in der Rentenversicherung die eingeschränkte Erwerbsfähigkeit.
2.Krankheitsbegriff; das „Etikett“ für eine aus ätio-, morpho-, typologischen oder anderen Gründen zusammengefasste Gruppe von Krankheitsabläufen, die als Entität mit mehr oder weniger typischen Zeichen (Symptomen) aufgefasst wird.
Die folgenden sieben historischen Zitate zu Krankheitsdefinitionen sind aus Otto Lippross, „Medizin und Heilerfolg“ (1971), entnommen.
Humoralpathologie (Antike bis 19. Jh. n. Chr.):
Krankheit ist in einer fehlerhaften Mischung der Körpersäfte begründet.
Ontologischer Krankheitsbegriff (Thomas Sydenham, 1624–1689):
Die verschiedenen Krankheiten sind stabile Phänomene, die nach einem zeitlos gültigen System klassifiziert werden können.
Zellularpathologie (Rudolf Virchow, 1821–1902):
Krankheit ist eine Störung der Zelle. „Es gibt keine Allgemeinkrankheiten, es gibt nur noch Lokalkrankheiten.“
Ludwig Aschoff (1866–1942):
Krankheit ist Gefährdung der Existenz.
Alfred Brauchle (1898–1964):
Krankheit ist eine Störung des Gleichgewichtes.
Louis R. Grote (1886–1960):
Krankheit ist gestörte Responsivität, eine Unstimmigkeit zwischen den an einen Organismus gestellten Forderungen und seinen möglichen Leistungen.
Samuel Hahnemann (1755–1843):
„[…] an jeder einzelnen Krankheit [ist] nichts, als äußerlich durch die Sinne erkennbare Veränderungen im Befinden des Leibes und der Seele, Krankheitszeichen , Zufälle , Symptome wahr[zunehmen], das ist, Abweichungen vom gesunden, ehemaligen Zustande des jetzt Kranken, die dieser selbst fühlt, die die Umstehenden an ihm wahrnehmen, und die der Arzt an ihm beobachtet. Alle diese wahrnehmbaren Zeichen repräsentiren die Krankheit in ihrem ganzen Umfange, das ist, sie bilden zusammen die wahre und einzig denkbare Gestalt der Krankheit.“ (Organon, § 6)
„Es läßt sich nicht denken, [..] daß, nach Hebung aller Krankheitssymptome und des ganzen lnbegriffs der wahrnehmbaren Zufälle, etwas anders, als Gesundheit, übrig bliebe […].“ (Organon, § 8)
1.1.2 Gesundheit und Krankheit aus der Sicht der Allopathie
Allgemein wird Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit gesehen. Mit dem Verschwinden von Befunden (also objektivierbaren Symptomen) endet oft die Aufgabe des Arztes. „Befindensstörungen“ ohne pathologische Befunde oder zumindest ohne gravierende Veränderungen werden gern ausgegrenzt, scheinbar aus Kostengründen – weil dafür die Solidargemeinschaft der Krankenkassen nicht aufkommen soll – in Wahrheit aber, weil die Universitätsmedizin damit nicht viel anfangen
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