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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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brauchen Ihre Hilfe …«
    »… wegen unseres Vaters.«
    »Ich nehme an, Sie haben von ihm …«
    »… in der Zeitung gelesen.«
    Ich lächelte ein wenig verwirrt. Tatsächlich hatte mich schon ihre Ankunft in meinem Büro ein bisschen durcheinandergebracht. Sie waren beide sehr schön. Na ja, die eine war genauso schön wie die andere. Und sie waren Zwillinge. Das übliche Szenario der Lüsternheit, das sich ungebeten in meine Gedanken schob, sobald ich Kurven vor mir sah, multiplizierte sich mal zwei, und ich musste mich gewaltsam von der Vorstellung lösen, was sie denn noch abwechselnd zu tun bereit wären.
    »Ihr Vater?«, fragte ich mit geschäftsmäßigem Stirnrunzeln.
    »Ja. Daddy.«
    »Sie müssen wissen, unser Mädchenname …«
    »… ist Strachan«, sagten sie unisono.
    Selbst da brauchte ich noch einen Augenblick, bis ich begriff; bis mir dämmerte, was das bedeutete.
    »Die Leiche aus dem Clyde?«, fragte ich.
    »Ja.« Wieder im Chor.
    »Gentleman Joe Strachan?«
    »Joseph Strachan war unser Vater.« Die beiden herzförmigen Gesichter nahmen eine identische unbarmherzige Miene an.
    »Aber Sie können ihn ja kaum gekannt haben«, wandte ich ein. »Nach allem, was ich gelesen habe, wird Joe Strachan seit fast achtzehn Jahren vermisst.«
    »Wir waren acht«, sagte Isa. Oder Violet.
    »Als Daddy wegmusste.«
    »Wir haben ihn nie vergessen.«
    »Natürlich nicht.« Ich nickte weise. Wenn man dafür bezahlt wird, Dinge herauszufinden, ist Weisheit ein Attribut, das man bei jeder Gelegenheit ausstrahlen sollte. So wie man bei einem Arztbesuch erwartet, dass er es zu absoluter Meisterschaft in seinem Handwerk gebracht hat, auch wenn ihn das innere Wirken des menschlichen Körpers fast genauso verblüfft wie jeden anderen auch. Ich wollte die Zwillinge beeindrucken, indem ich wie in allen guten Filmen sagte: Also soll ich für Sie herausfinden … und dann ihr Ersuchen vorhersah. Nur diesmal funktionierte es nicht: Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie von mir wollten, es sei denn, dass ich herausfand, wer Daddy in den Clyde geworfen hatte. Und das konnte es eigentlich nicht sein, weil sich die Polizei mit Feuereifer auf den Fall gestürzt hatte und über kurz oder lang herausfinden würde, was es herauszufinden gab. Immerhin war da noch ein toter Streifenpolizist, der vor achtzehn Jahren zur falschen Zeit am richtigen Ort gewesen war. Wer immer Gentleman Joe über die Bordwand geholfen hatte, musste wissen, von wem der Bobby kaltgemacht worden war. Die Polizei der Stadt Glasgow war jedoch kein besonders heller Verein, und wenn sie der Fall schon vor achtzehn Jahren überfordert hatte, bestand nur eine geringe Chance, dass sie dem Mörder heute auf die Schliche kam. Aber diese geringe Chance war immer noch größer als die, die ich hatte.
    »Was also kann ich für Sie tun?« Ich schaltete die Glühlampe meiner allumfassenden Weisheit vorübergehend ab.
    Sie hoben gleichzeitig ihre Handtaschen und stellten sie sich auf den Schoß, ließen sie aufschnappen und nahmen identische Geldbündel heraus, die sie auf den Schreibtisch legten. Die Geldbündel hatten ihre Handtaschen ausgebeult und übten auf meine Augen eine ganz ähnliche Wirkung aus. Die großen Banknoten der Bank of England waren neu und glatt. Und es waren Zwanziger. Damit konnte man in einer Imbissbude nur schlecht bezahlen. Einen Augenblick lang glaubte ich, es wäre ein Vorschuss; der Größe der Bündel nach sah ich mich die nächsten drei Jahre schon exklusiv für die Zwillinge arbeiten.
    »Das bekommen wir jedes Jahr …«
    »… am 23. Juli …
    »… jede von uns genau tausend Pfund.«
    Ich konnte nicht widerstehen, ich nahm in jede Hand ein Bündel, nur um die unglaubliche Summe mal anzufassen, und folgte damit einem ähnlichen Impuls, der mich in dem Moment befallen hatte, als die Zwillinge zur Tür hereingekommen waren.
    »Seit wann?«, fragte ich und ließ die Banknotenbündel auf den Handflächen hüpfen, als wollte ich ihr Gewicht abschätzen.
    »Seit Daddy wegging. Unsere Mutter bekam jedes Jahr das Geld und hat es für uns hinterlegt, und seit wir achtzehn sind, kommt es direkt zu uns.«
    »Bekommt Ihre Mutter ebenfalls Geld?«
    »Mum ist vor zwei Jahren gestorben …«
    »… aber davor bekam sie das Gleiche …«
    »… jedes Jahr tausend Pfund.«
    »Mein Beileid für Ihren Verlust«, sagte ich. Nach einer angemessenen Pause stieß ich einen langen Pfiff aus. »Dreitausend Pfund im Jahr ist eine wirklich beträchtliche

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