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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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tot, Mr. Lennox. Nun, können wir uns von dieser traurigen kleinen Szene entfernen, ehe uns jemand hier findet?«
    »Sie gehen nirgendwohin, Strachan. Trotz Ihres falschen Akzents und ihres nachgemachten feinen Benehmens sind Sie nichts weiter als ein gewöhnlicher, gemeiner Glasgower Schläger. Ganz egal, was Sie tun, den Gestank von Gorbals werden Sie nie los. Lassen Sie das Messer fallen, oder ich schieße Sie nieder.«
    »Sie enttäuschen mich, Mr. Lennox«, sagte er. Das Fairbairn-Sykes-Messer klirrte auf das Kopfsteinpflaster der Pier. »Sie sind nicht so klug, wie ich gedacht hatte. Was genau wollen Sie jetzt tun? Sie können mich nicht der Polizei ausliefern. Erst einmal bin ich tot, nicht wahr? Offiziell liege ich seit achtzehn Jahren am Grund des Clydes. Zweitens, wie wollen Sie Ihre Verwicklung in den Tod von Frank Gibson, Billy Dunbar und der armen unglücklichen Seelen erklären, die hier verstreut liegen? Nein, Lennox, Sie haben keine Wahl. Also lassen Sie uns einen Handel schließen. Ich weiß, dass Sie nicht reden werden, und ich bezahle Sie für Ihr Schweigen und meinen Seelenfrieden.«
    Ich seufzte und war erstaunt, wie müde mein Seufzen klang. Wir wussten beide, wohin das führte; wir glaubten beide nicht, was der andere sagte. Es wurde kühler, und das Kielwasser eines Schiffes, das längst an uns vorübergefahren war, schwappte gegen die Pier. Ich hielt die Augen auf Strachan fixiert, weil er jemand war, den man besser nicht aus dem Blick verlor, aber ich bemerkte auch die schattenhaften Umrisse und die fernen Positionslichter der Schiffe und Schlepper, die hinter ihm, weit draußen auf dem Clyde, leise vorüberglitten. Jede Reise kommt an ein Ende, und diese Reise war härter gewesen als die meisten. Sie hatte mich hierher geführt: an das Ende eines Glasgower Piers mit den Mördern und den Ermordeten.
    Ich betrachtete den Mann vor mir. Strachan musste auf die sechzig zugehen, aber nicht so wie Menschen, die in Glasgow sechzig wurden. In Glasgow bedeutete dieses Alter Gebrechlichkeit durch harte Arbeit und ein noch härteres Leben. Strachans relative Jugendlichkeit und Fitness sprachen von einem Leben in einem ganz anderen Universum. Ein Leben, in das er unbedingt zurückkehren wollte, unbeschadet und frei von allem, was geschehen war. Ich dachte an mein Leben hier in Glasgow und das Leben, das ich vor einer Ewigkeit in Kanada zurückgelassen hatte. Die Ungerechtigkeit verursachte mir Übelkeit. Für seine zweite Chance hatte Strachan mit dem Schmerz und dem Blut anderer bezahlt.
    »Und Sie gehen einfach weg?«, fragte ich schließlich. »Was ist mit der Spur aus Tod und Elend, die Sie hinter sich herziehen? Soll ich Ihnen das alles durchgehen lassen? Vergessen wir einfach die unschuldigen Menschen, die Sie ermordet haben, nur um Ihre falsche Identität aufrechtzuerhalten?«
    »Wie ich sagte, Lennox, Sie haben keine Wahl. Lassen Sie es bleiben. Lassen Sie mich gehen. Ich mache Sie zu einem reichen Mann. Das organisiere ich über Willie Sneddon.«
    »Er weiß nicht einmal, ob Sie wirklich noch leben. Ich glaube auch nicht, dass er sicher ist, ob Sie tatsächlich sein Vater sind.«
    »Dann wird es Zeit für ein Familientreffen, um seine Zweifel zu beseitigen. Sie wissen, dass ich recht habe. Sie wissen, dass alles, was ich sage, wahr ist.«
    »Das ist richtig«, sagte ich und nickte respektvoll. »Was Sie gesagt haben, ist wahr. Und wissen Sie, was am wahrsten ist?«
    »Was denn?« Er lächelte nun; er wusste, dass er mich mit seiner Logik geschlagen hatte.
    »Das Wahrste, was Sie gesagt haben, ist, dass Sie tot sind. Denn wie jeder weiß, haben Sie in den letzten achtzehn Jahren den tiefen, dunklen Schlaf am Grund des Flusses geschlafen.«
    »Und worauf wollen Sie hinaus?«, fragte er, die Lippen noch immer zu seinem selbstgefälligen Lächeln verzogen.
    »Dass es kein Mord ist.«
    Ich schoss ihm ins Gesicht. Mitten in sein selbstgefälliges Grinsen. Meine zweite und meine dritte Kugel trafen ihn in die Brust, und das Leben wich aus ihm, ehe er nach hinten taumelte, von der Pier stürzte und im Fluss versank.
    »Schlaf gut, Gentleman Joe«, sagte ich.
    Mit dem Taschentuch wischte ich den Webley sauber, dann warf ich den Revolver, so weit ich konnte, in die Dunkelheit.
    Ich hörte es platschen, irgendwo draußen auf dem tintenschwarzen Wasser des Clydes.
    [E N D E]

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