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Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Titel: Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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ehe die Nonne ihre Furcht bestätigte. »Nun, sicher, Cécile. Es ist Charles de Beaumont, der Bischof von Évreux. Doch erkennt Ihr ihn nicht? Soweit ich weiß, liegt Évreux ganz in der Nähe Eurer Heimat, nicht wahr?«
    Lenobia war plötzlich sehr, sehr übel. »Ja, Schwester«, sagte sie. »Ganz in der Nähe.«

Drei
    Kaum an Bord der Minerva , zog Lenobia sich die tiefe Kapuze ihres pelzgesäumten Mantels über den Kopf. Sie bemühte sich, den Kopf zu senken, sich klein zu machen und weder auf das hübsch bemalte Deck noch auf das geschäftige Beladen des Schiffes zu achten – Kisten voller Mehl, Säcke mit Salz, Fässer mit Pökelfleisch, Pferde …
    Pferde! Kommen etwa auch Pferde mit? Sie hätte sich gern die Augen aus dem Kopf geschaut und all das Neue eingesogen, aber das Ruderboot hatte sich bereits wieder dem Kai zugewandt, wo es ihren Mitreisenden, den Bischof von Évreux, aufnehmen würde. Ich muss unter Deck. Er darf mich nicht sehen. Vor allem muss ich tapfer bleiben … tapfer bleiben … tapfer bleiben …
    »Cécile? Geht es Euch gut?« Simonette blickte in ihr verhülltes Gesicht. Sie klang so besorgt, dass auch Schwester Marie Madeleine aufmerksam wurde.
    »Mademoiselle Cécile, ist –«
    »Ich fühle mich nicht ganz wohl, Schwester«, unterbrach Lenobia sie möglichst leise, um ja nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Aye! So ist’s nun mal. Manchen Leuten wird übel, kaum dass sie einen Fuß auf Deck setzen«, ertönte eine dröhnende Stimme. Der Mann, der auf sie zukam, hatte einen fassförmigen Brustkorb und ein knallrotes fleischiges Gesicht, das dramatisch mit seinem blauen Mantel und den goldenen Epauletten kontrastierte. »Ich bedaure sehr, es sagen zu müssen, doch Eure Reaktion verheißt nichts Gutes für Euer Befinden während der Reise. Nun, vielleicht ist es Euch ein Trost, dass ich zwar schon Passagiere an die See, aber noch keinen an die Seekrankheit verloren habe.«
    »Ich – ich sollte unter Deck gehen, bestimmt wird es dann besser«, sagte Lenobia schnell, ganz von dem Gedanken beherrscht, dass jeden Moment der Bischof an Bord kommen könnte.
    »Oh, arme Cécile«, murmelte Schwester Marie Madeleine. Dann fügte sie hinzu: »Mesdemoiselles, dies ist unser Kapitän, Commodore William Cornwallis. Er ist ein großer amerikanischer Patriot und wird uns auf unserer langen Reise gut behüten.«
    »Sehr freundlich von Euch, gute Schwester.« Der Kapitän winkte einem jungen, einfach gekleideten Mulatten, der in der Nähe stand. »Martin, zeig den jungen Damen ihr Quartier.«
    »Merci beaucoup« , sagte Schwester Marie Madeleine.
    »Ich hoffe, Sie alle heute Abend beim Dîner zu sehen. Oder«, der massige Mann zwinkerte Lenobia zu, »wenigstens diejenigen, deren Magen es zulässt! Wenn Ihr mich nun bitte entschuldigen würdet, meine Damen.« Und er schritt davon, wobei er ein paar Matrosen ausschimpfte, die ungeschickt mit einer großen Kiste hantierten.
    »Darf ich bitten, Mesdemoiselles, Madame?«, bat Martin.
    Lenobia war die Erste, die dem breitschultrigen jungen Mann folgte, der sie mit sicherem Schritt durch eine Tür im Achterdeck und eine bedenklich schmale Treppe hinunterführte, die auf einen beinahe ebenso schmalen Gang mündete. Martin deutete nach links, und Lenobia erhaschte einen Blick auf sein junges Profil. »Mannschaftsräume sind da lang.« Während er das sagte, ertönten aus dieser Richtung ein lautes Krachen und ein schrilles Wiehern.
    »Mannschaftsräume?«, konnte Lenobia sich nicht verkneifen mit hochgezogenen Augenbrauen zu fragen – der vertraute Wutschrei eines Pferdes ließ sie ihr Vorhaben, stumm und unsichtbar zu bleiben, vorübergehend vergessen.
    Martin sah sie an. Um seine Mundwinkel zuckte ein Lächeln, und seine Augen, die von erstaunlich heller olivgrüner Farbe waren, funkelten. Sie war nicht sicher, ob vor Belustigung, Schalk oder Sarkasmus. »Die Mannschaftsräume, darunter ist der Frachtraum. Da stehen zwei Graue, die hat sich Vincent Rillieux für seinen Wagen gekauft.«
    »Graue?«, fragte Simonette, aber sie spähte nicht den Gang entlang – sie blickte Martin mit offener Neugier an.
    »Pferde«, erklärte Lenobia.
    »Percherons. Zwei Wallache«, berichtigte Martin. »Groß und stark. Nichts für edle Damen. Und im Laderaum ist es finster und feucht. Auch nichts für edle Damen oder Herren.« Überraschend freimütig begegnete er Lenobias Blick, ehe er seine Erklärungen fortsetzte: »Euer Quartier, es ist hier entlang.

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