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Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Titel: Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Vier Räume, müsst Ihr unter Euch aufteilen. Der Commodore und die männlichen Passagiere sind über Euch.«
    Simonette hängte sich bei Lenobia ein und flüsterte geschwind: »Ich habe noch nie einen Mulatten gesehen. Ob sie alle so hübsch anzusehen sind wie dieser hier?«
    »Psst!«, zischte Lenobia ihr zu, während Martin vor der ersten Tür zu ihrer Rechten anhielt.
    Da holte Schwester Marie Madeleine sie auch schon ein und warf Simonette einen stählernen Blick zu. »Vielen Dank, Martin. Ich denke, das wäre alles.«
    »Ja, Schwester.« Er verbeugte sich vor der Nonne und wollte sich durch den Gang entfernen. Doch sie rief ihm nach: » Excuse-moi , Martin. Wann und wo werden wir mit dem Commodore speisen?«
    Martin drehte sich noch einmal um. »Ihr speist am Tisch des Commodore, immer um sieben. Punkt sieben, Madame. Und der Commodore, er will gute Kleidung. Andere Mahlzeiten bringt man Euch.« Obgleich sein Ton schroff geworden war, hatte Lenobia den Eindruck, dass auf seinem Gesicht, als sein Blick sie streifte, eher scheue Neugier als Böswilligkeit lag.
    »Werden wir die einzigen Gäste am Tisch des Commodore sein?«, fragte Lenobia.
    »Sicherlich wird er auch dem Bischof eine Einladung aussprechen«, mutmaßte Schwester Marie Madeleine heiter.
    »Ah oui , der Bischof kommt auch. Wird auch die Messe halten. Sind alle gut katholisch auf der Minerva , der Commodore und die Mannschaft.« Damit verschwand Martin endgültig den Gang hinunter.
    Diesmal musste Lenobia nicht nur so tun, als wäre ihr übel.

    »Nein, nein, wirklich. Bitte geht ohne mich. Ich möchte nur etwas Brot, Käse und verdünnten Wein«, versicherte Lenobia Schwester Marie Madeleine.
    Die Nonne stand stirnrunzelnd im Türrahmen. Hinter ihr warteten die anderen Mädchen, alle in feinster Kleidung und neugierig auf ihr erstes Dîner mit dem Commodore. »Glaubt Ihr nicht, dass die Gesellschaft des Commodore und des Bischofs Euch von Eurem aufgewühlten Magen ablenken würde, Mademoiselle Cécile?«
    »Nein!« Allein beim Gedanken daran, was geschehen würde, wenn der Bischof sie erkannte, wurde Lenobia bleich. Sie würgte ein wenig und presste die Hand auf den Mund, wie um die Übelkeit zurückzuhalten. »Ich kann gar nicht ans Essen denken. Es würde sicherlich nur beschämend für mich enden, wenn ich es versuchte.«
    Schwester Marie Madeleine seufzte schwer. »Nun gut. Ruht Euch heute Abend aus. Ich werde Euch etwas Brot und Käse bringen lassen.«
    »Danke, Schwester.«
    »Ich bin sicher, morgen werdet Ihr Euch besser fühlen«, rief Simonette ihr noch zu, während die Nonne die Tür sanft zwischen ihnen schloss.
    Lenobia stieß einen langen Atemzug aus, schob sich die Kapuze in den Nacken und warf ihr Haar zurück. Rasch, um nur nichts von der wertvollen Zeit zu verlieren, die sie für sich hatte, zerrte sie die große Truhe, auf deren Beschlägen in Gold der Name CÉCILE MARSAN DE LA TOUR D’AUVERGNE eingraviert war, quer durchs Zimmer neben die Schlafpritsche, die sie sich ausgesucht hatte, genau unter einem der runden Bullaugen. Dann kletterte sie darauf, löste den kleinen Messinghaken, der das Glas geschlossen hielt, und sog tief die kühle, feuchte Luft ein.
    Mit Hilfe der Truhe war sie gerade groß genug, um hinaussehen zu können. Staunend ließ sie den Blick über die scheinbar endlose Wasserfläche schweifen. Es war schon nach Sonnenuntergang, aber noch war der weite Himmel hell genug, dass sein Licht von den Wellen aufgefangen wurde. Lenobia glaubte, noch nie etwas so Faszinierendes gesehen zu haben wie den Ozean bei Nacht. Anmutig passte sich ihr Körper der Bewegung des Schiffes an. Seekrank? Keine Spur!
    »Aber ich werde so tun als ob«, flüsterte sie dem Meer und der Nacht zu. »Selbst wenn ich die Täuschung die gesamten acht Wochen aufrechterhalten muss.«
    Acht Wochen! Die Vorstellung war entsetzlich. Als die pausenlos plappernde Simonette angemerkt hatte, wie schwer es zu glauben sei, dass sie nun ganze acht Wochen auf diesem Schiff verbringen würden, hatte Lenobia erschrocken nach Luft geschnappt. Schwester Marie Madeleine hatte ihr einen seltsamen Blick zugeworfen, und eilig hatte sie dem Keuchen ein Stöhnen folgen lassen und sich den Bauch gehalten.
    »Ich muss vorsichtiger sein«, schalt sie sich. »Natürlich hätte die echte Cécile gewusst, dass die Reise acht Wochen dauern wird. Ich muss klüger und tapferer werden – und vor allem den Bischof meiden.«
    Widerstrebend schloss sie das kleine Fenster, stieg

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