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Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Titel: Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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von der Truhe und öffnete sie, um unter den teuren Seiden- und Spitzengewändern nach einem Nachthemd zu suchen. Da entdeckte sie ganz zuoberst auf der schimmernden Flut ein gefaltetes Stück Papier, auf dem in der unverwechselbaren, kühnen Handschrift ihrer Mutter der Name Cécile stand. Lenobias Hände zitterten ein wenig, als sie es öffnete und las:
Meine Tochter,
Du bist mit dem jüngsten Sohn des Duc de Silegne, Thinton de Silegne, verlobt. Er besitzt eine große Plantage einen Tagesritt nördlich von Nouvelle-Orléans. Über seinen Charakter oder seine Erscheinung weiß ich nichts, nur dass er jung und reich ist und aus guter Familie kommt. Ich werde jeden Morgen darum beten, dass du bei ihm dein Glück findest und deine Kinder sich glücklich schätzen werden, eine solch tapfere Mutter zu haben.
Deine Maman
    Lenobia schloss die Augen, wischte sich die Tränen von den Wangen und drückte den Brief ihrer Mutter an sich. Alles würde doch noch gut werden! Der Mann, den sie heiraten sollte, lebte einen Tagesritt von dort entfernt, wo der Bischof wohnen würde. Sicherlich hatte eine so große Plantage auch eine eigene Kapelle. Wenn nicht, würde sie dafür sorgen, dass sie eine bekam. Alles, was ihr nun noch zu tun blieb, war zu vermeiden, dass sie entlarvt wurde, ehe sie Nouvelle-Orléans verließ.
    Das sollte nicht schwer sein , redete sie sich ein. Ich übe mich schon seit zwei Jahren darin, den gierigen Blicken der Männer zu entgehen. Dagegen sind acht Wochen ein Klacks …

    Viel später, als Lenobia sich erlaubte, über die schicksalhafte Reise nachzudenken, staunte sie immer wieder über das Rätsel der Zeit – darüber, in welch unterschiedlicher Geschwindigkeit acht Wochen vergehen konnten.
    Die ersten beiden Tage waren ihr endlos erschienen. Schwester Marie Madeleine wich ihr nicht von der Seite und gab sich jede Mühe, sie zum Essen zu bewegen – was die reinste Folter war, denn Lenobia hatte Hunger wie ein Wolf und wünschte sich, die Zähne in die Kuchen und den Schweinebraten schlagen zu können, die ihr die Nonne immer wieder anbot. Stattdessen knabberte sie an etwas trockenem Brot und trank mit Wasser verdünnten Wein, bis ihr Kopf glühte und ihr schwindelte.
    Am dritten Tag verwandelte sich der Ozean, der bislang ruhig gewesen war, und wurde zu einer wütenden grauen Bestie, die die Minerva wie ein kleines Stöckchen hin- und herwarf. Der Commodore kam eigens in ihre Kabinen und erklärte lang und breit, der Sturm sei recht mild und in der Tat sogar vorteilhaft, denn er treibe sie viel schneller in Richtung Nouvelle-Orléans als zu dieser Jahreszeit üblich.
    Das freute Lenobia, aber noch viel vorteilhafter fand sie es, dass die raue See einem großen Teil ihrer Mitreisenden – einschließlich des Bischofs – eine böse Übelkeit bescherte, die sie an ihre Kabinen fesselte. Es reute sie ein wenig, sich so über das Missgeschick anderer zu freuen, aber so wurden die nächsten zehn Tage viel einfacher für sie. Und als die See sich wieder beruhigte, war Lenobias Absonderung für alle zur Gewohnheit geworden. Außer Simonettes gelegentlichen Anfällen unbezähmbaren Geplappers ließen die anderen Mädchen sie weitgehend in Ruhe.
    Zuerst hatte sie befürchtet, dass sie sich sehr einsam fühlen würde. In der Tat vermisste sie ihre Mutter zutiefst, doch es überraschte sie, wie sehr sie die Einsamkeit, die Zeit allein mit ihren Gedanken, genoss. Doch das war nur die erste Überraschung. Die zweite war, dass Lenobia, bis ihr Geheimnis enthüllt wurde, glücklich war, und das lag an drei Dingen – dem Sonnenaufgang, den Pferden und dem jungen Mann, mit dem sie dank beidem bekannt wurde.
    Den Weg zu den Percherons fand sie auf dieselbe Weise, auf die sie herausfand, wie friedvoll und still es in den frühen Morgenstunden vor und während des Sonnenaufgangs war – indem sie eine Routine entwickelte, die kaum ein anderer Mensch auf dem Schiff teilte.
    Von den anderen Mädchen verließ keines je seine Pritsche, ehe die Sonne nicht hoch am Morgenhimmel stand. Als Erste erwachte stets Schwester Marie Madeleine. Sie erhob sich, wenn der Himmel von Rosa in Gold überging, begab sich zu dem kleinen Marienschrein, den sie sich eingerichtet hatte, entzündete eine kostbare Kerze und betete. Später am Vormittag betete sie hier die Lauretanische Litanei, und abends vor dem Schlafengehen sprach sie die Marientiden, wobei sie die Mädchen stets einlud, mit ihr zu beten. Tatsächlich war die fromme

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