Leo und das Mutmach-Training
Uhr.
„Ist es doch schon... fast“, sagte er.
„Fast.“Mama grinste.
In Wahrheit war es nämlich erst
Viertel vor zwei.
„Bis wir da sind“, meinte Leo.
Seine Mutter schüttelte den Kopf. „Mit dem Bus braucht man allerhöchstens eine Viertelstunde“, widersprach sie.
„Wir haben also noch jede Menge Zeit.“
„Und wenn ich schon mal losfahre?“, schlug Leo vor. Frau Jansen runzelte die Stirn. „Alleine?“
Leo zuckte die Schultern. „Wieso denn nicht?“, erwiderte er.
Schließlich fuhr er auch alleine zur Schule.
„Dann könnte ich schon mal gucken, was es alles gibt. Und womit ich außer dem Kettenkarussell am liebsten fahren möchte“, bettelte er.
Seine Mutter öffnete den Mund,
sagte aber nichts.
Offenbar musste sie erst noch
darüber nachdenken.
„Ich kann ja schon mal runtergehen“,
sagte Leo und steckte das Geld von Opa
nun doch ein.
„Und dann rufst du es zu
durchs Fenster.“
Frau Jansen seufzte.
„Also gut“,
willigte sie ein.
Die Wette
Auf dem Spielplatz vor dem Haus hockten Frederik und Max hoch oben auf dem großen Klettergerüst. „Ich fahre zuerst mit der Achterbahn“, hörte Leo Frederik sagen. „Und gleich danach mit der Geisterbahn. Das ist bestimmt cool.“Neugierig näherte sich Leo dem Klettergerüst.
„Was willst du denn hier, du Pups?“, sagte Max und schlug seinem Freund lachend auf die Schulter.
Er und Frederik wohnten in der Siedlung auf der anderen Straßenseite. Max kannte die beiden noch aus der Grundschule. Inzwischen gingen sie in die fünfte Klasse der Gesamtschule und mussten mit der U-Bahn ans andere Ende der Stadt fahren.
Sie waren zwei Jahre älter als Leo und natürlich viel stärker und mutiger als er. mutiger als er.
„Ich gehe auch zum Rummel“, sagte Leo.
Den „Pups“hatte er einfach überhört.
„Ha!“, schrie Frederik.
Seine grünen Augen funkelten.
„Womit fährst du denn?
Mit dem Feuerwehrkarussell?“
Max schlug sich auf die Schenkel.
„Tatütata, die Babyfeuerwehr ist da!“, rief er.
Frederik lachte sich halb tot.
Leo schluckte.
Sein Hals war plötzlich ganz eng
und seine Augen brannten.
Am liebsten wäre er einfach weggerannt. Aber dann hätten Max und Frederik ihn ganz bestimmt noch mehr verspottet. Tapfer biss Leo die Zähne zusammen.
„Ich fahre auch mit der Geisterbahn“, presste er hervor.
„Du?“Frederik grinste. „Du kriegst doch schon einen Herzschlag, wenn man nur mal Buh! macht.“
Im selben Augenblick sprang Max in hohem Bogen von dem Gerüst herunter. Er landete so dicht bei Leo, dass er dessen Turnschuhe berührte.
„BUH!“, machte Max
und zog eine fiese Monsterfratze.
Leo zuckte zusammen.
Aber einen Herzschlag bekam er nicht.
„Wart’s ab“, sagte Frederik, nachdem er ebenfalls vom Gerüst heruntergesprungen war. „Wenn du die Geisterbahn erst gesehen hast, dann traust du dich garantiert nicht mehr rein.“
Leo ballte die Fäuste und reckte stolz und mutig seinen Kopf hervor. „Wetten?“, sagte er mit einer Stimme, die fast gar nicht zitterte. „Wetten, ich trau mich doch?“
Max sah Frederik an und stieß ihm den Ellenbogen zwischen die Rippen.
„Wetten nicht!“, hielt er dagegen. „Das ist nämlich nur was für echte Kerle. Für die Geisterbahn braucht man Nerven wie Drahtseile.“
Max legte einen Arm um Frederiks Schulter.
Sie kniffen die Augen zusammen
und guckten Leo drohend an.
„Na gut“, sagte Leo.
„Dann fahren wir jetzt sofort zur Kirmes.
Und sobald die Geisterbahn aufmacht,
fahre ich als Erster. Ganz allein.“
Frederik und Max waren sofort
einverstanden.
Sie rieben sich die Hände und lachten.
„Das traust du dich nicht“, sagte Max.
„Allein? Nie und nimmer.“
„Wetten?“, sagte Leo noch einmal.
„Um was überhaupt?“, fragte Max.
„Um eine Fahrt auf der Achterbahn“, schlug Frederik vor. „Wenn Leo sich alleine in die Geisterbahn traut, spendieren wir ihm eine Fahrt auf der Achterbahn.“
„Gebongt“, sagte Max. Er klopfte Leo grinsend auf die Schulter. „Und wenn du dich nicht in die Geisterbahn traust, dann musst du uns beiden eine Fahrt auf der Achterbahn ausgeben.“
Leo wurde blass. Plötzlich war ihm so schlecht, als ob er bereits in der Achterbahn säße und die gerade durch den Doppel-Looping raste.
Am liebsten hätte er einen Rückzieher gemacht. Aber dann hätten Max und Frederik bestimmt allen Kindern in der Siedlung erzählt, was für ein jämmerlicher Feigling er war.
„Okay“, sagte Leo.
„Ich muss nur schnell
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