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Leonardos Drachen

Leonardos Drachen

Titel: Leonardos Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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feststellen müssen, dass er bei vielen anderen als verrückter Sonderling galt und es manchmal besser war, gar nicht so viel über all die Ideen und Gedanken zu reden, die ihm so im Kopf herumspukten.
    Inzwischen kam Piero de’ Medici mit seinem Restgefolge die Straße entlanggeritten. Clarissa war auch dabei. Sie ritt auf einem freien Pferd – vermutlich war es das des Armbrustschützen Cristian.
    Piero de’ Medici wies einige seiner Leute an, die Banditen zu verfolgen. „Vielleicht findet ihr ja noch irgendwelche Spuren von ihnen“, meinte der Stadtherr, der wohl auch nicht daran glaubte, dass es seinen Söldnern noch gelingen konnte, die Unbekannten einzuholen.
    Die Männer preschten los. Es war ungefähr die Hälfte von Pieros Gefolge.
    „Herr, ich glaube, es wäre ebenso vielversprechend, einfach alle Hakenbüchsenschützen in Florenz und Umgebung festzunehmen und zu verhören“, meinte Cristian.
    „Sucht nach jemandem, der sich erst vor Kurzem solche Feuerwaffen besorgt hat“, mischte sich nun Leonardo ein. „Ich glaube nicht, dass es sich lohnt, unter den Waffenknechten und Söldnern der Stadtwache oder der ehrenwerten Familien zu suchen.“
    Piero runzelte die Stirn und stieg von seinem Pferd. „Wieso nicht? Diese Männer hatten Hakenbüchsen   …“
    „… über die sie nicht Bescheid wussten“, vollendete Leonardo den Satz. „Sonst hätten sie sich so postiert, dass man die Lunten nicht riecht, das habe ich Cristian schon erklärt. Aber ich glaube, sie waren überhaupt nicht an das Kriegshandwerk gewöhnt oder darin geübt!“
    „Und wie kommst du auf diesen Gedanken?“
    „Weil sie dann Armbrust oder Langbogen benutzt hätten! Damit kann man viel genauer treffen als mitden Feuerwaffen. Aber man braucht sehr lange, um gut genug mit diesen Waffen umgehen zu können.“
    „Und eine Feuerwaffe kann jeder bedienen, das stimmt“, gab Piero zu.
    „Das könnte sogar ich, nachdem ich vor einiger Zeit in einem Heerlager in der Nähe unseres Dorfes die Schützen dabei beobachtet habe, wie sie mit den Waffen umgingen. Also wenn sie richtige Söldner gewesen wären, hätten sie andere Waffen benutzt. Und selbst diese leicht zu bedienenden Waffen haben sie sicherlich erst vor Kurzem zum ersten Mal in den Händen gehabt.“
    „Dann müsste man wohl nach jemandem suchen, der in letzter Zeit ein paar Hakenbüchsen gekauft hat“, schloss Piero.
    Leonardo nickte. „Es müsste doch für jemanden wie Euch möglich sein zu erfahren, wer dafür infrage kommt.“
    „Wir werden sehen   …“
    „Man sollte außerdem danach fragen, ob irgendwem aufgefallen ist, dass eine Gruppe von Männern mit diesen Hakenbüchsen das Schießen geübt hat. Denn ein bisschen müssen sie den Umgang mit den Waffen geübt haben, und auch wenn es vielleicht nur einen halben Tag braucht, bis man es schafft, eine Feuerwaffe zu bedienen – so wird das nicht geräuschlos abgelaufen sein!“
    „Ein guter Bogenschütze braucht Jahre, bis er wirklich mit seiner Waffe umzugehen weiß“, meinte Piero. „Bei einem Büchsenschützen geht das wesentlich schneller, da hast du recht.“
    „Das dürfte wohl auch der Hauptgrund dafür sein, weswegen die Feuerwaffen sich wie die Pest überall verbreiten“, glaubte Leonardo.
    Cristian konnte ihm da nur zustimmen. „Die Künste der Ritter und Waffenknechte sind bald überhaupt nichts mehr wert, wenn erst jeder dumme Bauer mit einer solchen Büchse umherläuft und um sich schießt“, meinte er. Aber seine Worte waren nicht an Leonardo oder gar seinen Herren Piero de’ Medici selbst gerichtet. Er sprach vielmehr mit Niccolo, der wohl der Hauptmann unter den Söldnern des Stadtherrn war.
    Piero de’ Medici musterte Leonardo eine Weile nachdenklich. Dann lächelte er verhalten. „Du scheinst den Scharfsinn deines Vaters geerbt zu haben“, meinte er. „Ich schätze seine Arbeit sehr, wie du vielleicht weißt – und das sage ich nicht, weil dein Vater und ich zufällig denselben Namen   – Piero – tragen!“
    Leonardo verneigte sich etwas. „Mein Vater weiß die Ehre sehr wohl zu schätzen, die es bedeutet, als Notar des Hauses Medici arbeiten zu dürfen“, erklärte er.
    Piero de’ Medici wandte sich seinem Pferd zu und tätschelte ihm den Hals, bevor er wieder aufstieg. „Sollen meine Männer euch zurück nach Florenz bringen?“, fragte er.
    „Nein, das ist nicht nötig. Clarissa und ich sind ja eigentlich hier, um Vögel und Eidechsen zu beobachten“, erwiderte

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